Hüsten. Wie ist das Leben als 23-jähriger Schausteller? Rudolf Isken junior erzählt es. Außerdem verlosen wir 5 x 20 Wertmarken. Jetzt mitmachen.
„Normalerweise reichen auch zwei Tage zum Aufbau des Autoscooters“, sagt Rudolf Isken jun., „aber diesmal haben wir etwas Zeit, also lassen wir uns diese auch.“ Bevor die Beschriftung samt Deckenkonstrukt in die Lüfte gehoben wird, soll nun das glänzende Metall erst einmal poliert und die ein oder andere „Wartungsarbeit“ durchgeführt werden. Mehr als eine Woche vor dem Start der Hüstener Kirmes werkeln er und seine vier Angestellten fleißig am Aufbau.
Der 23-Jährige „lebt von Wochenende zu Wochenende“, wie er es ausdrückt - und das bereits seit seinem 15. Lebensjahr. „Ich bin da halt so reingewachsen“, sagt er, „ebenso wie mein Vater, Großvater und Urgroßvater.“ Schon als Kind war er oft dabei - in den Ferien oder auch an langen Wochenenden. Doch zunächst einmal musste er seine Schulzeit mit dem Realschulabschluss beenden. Denn heute wechseln Schaustellerkinder nicht mehr wie früher alle Nase lang die Schule. Er lebte sogar eine Zeit lang im Internat.
Ein Leben aus dem Koffer
Als außenstehende Person könne man die Lebenssituation einer Schaustellerfamilie nur schwer nachvollziehen, sagt Rudolf Isken junior. „Aber wenn man dort hineingeboren wurde, richtet man sich ein, geht viele Kompromisse ein“, sagt er, „es ist aber auch viel Arbeit“. Es sei die Abwechslung, die ihn an diesem Leben reize - das heute Hier- und morgen Dortsein. Vor drei Wochen sei er noch auf der Cranger Kirmes gewesen; letzte Woche in Winterberg und jetzt in Hüsten. „Von der Hektik in die absolute Ruhe“, schwärmt er, „das genieße ich sehr.“
Auch dann, wenn er mal einen Tag lang ohne Strom dasteht. So geschehen vor vier Jahren in Schmallenberg. „Damals gab es einen Fehler in der Elektronik“, sagt er, „der Elektriker hatte aber erst am nächsten Tag Zeit.“ Somit standen er und seine Mitreisenden ohne Strom da. Ansonsten sei das Leben eigentlich völlig normal - und auch mit dem Privatleben und der Freizeitgestaltung vereinbar. „Wir arbeiten während des Aufbaus wie jeder andere auch“, erklärt Isken junior, „und gehen auch abends mal weg.“
Ob Kartfahren in Balve oder Pizzaessen ums Eck: „Der Vorteil ist, dass wir uns überall dort, wo wir mit unserem Autoscooter Number 1 stehen, auch ein wenig auskennen.“ So lerne man viele, viele Orte und deren Besonderheiten kennen. Und die Liebe? Auch da sieht Rudolf Isken keine Probleme. „Man muss auch hier viele Kompromisse eingehen“, sagt er, „aber warum sollte das nicht klappen?“ Insgesamt möchte er sein Leben nicht missen - und genießt es.
Starke Prinzipien am Autoscooter in Hüsten
Er liebe es auch, die Gesichter der Besucherinnen und Besucher des Autoscooters immer wieder zu sehen - in diesem Fall: Die Jugendlichen, die das wilde Fahrspektakel umranden. „Ich sehe sie aufwachsen“, so Rudolf Isken junior, „das ist irgendwie spannend.“ Denn ab etwa der 5. Klasse kämen die jungen Menschen mit ihren Freunden zum Autoscooter - und das dann Jahr für Jahr. Er freue sich jedes Jahr aufs Neue, wie groß die „Autoscooterfans“ geworden seien.
An der Kasse sitzend schaue er ihnen immer wieder ins Gesicht. Von diesem Plätzchen aus habe er auch eine gute Sicht auf das gesamte Fahrgeschäft - nicht nur, um die Jugend heranwachsen zu sehen, sondern auch, um die ein oder andere Regel umzusetzen. Denn diese gibt es auch am Autoscooter. „Ich halte mich an das Alkoholverbot“, sagt er, „und möchte natürlich auch keine Drogen und Sonstiges hier sehen.“ Im Notfall ginge er dann auch mal dazwischen.
Das aktuell von der Hüstener Kirmesgesellschaft ausgesprochene Glasflaschenverbot hält er für gut und sehr wichtig. „Wir wollen, dass alle hier Spaß haben“, so der junge Mann, „und nicht, dass sie verletzt werden.“ Daher sei es gut, dass an den Eingängen der Hüstener Kirmes auch kontrolliert werde, ob jemand heimlich Flaschen dabei trage. „Aber es gibt ja auch keine 100-prozentige Sicherheit.“ Letztendlich ist der Autoscooter nach wie vor ein sehr beliebter Treffpunkt für Jugendliche - und nach wie vor das Leben des jungen Rudolf Isken.