Arnsberg. Die Fachstelle Zukunft Alter bietet ein Beratungsangebot für 80-Jährige an und bietet bei Bedarf Unterstützung.

Für Menschen, die demnächst das 80. Lebensjahr erreichen werden, richtet die Fachstelle Zukunft Alter ein zugehendes Gesprächsangebot ein. Hier soll über die aktuelle Lebenssituation der 80-Jährigen gesprochen und ihnen bei Bedarf unterstützend zur Seite gestanden werden. Das Projekt „Präventive Hausbesuche für ältere Menschen“ gehört zu einem der vom Leader-Gremium bewilligten Projekte der neuen Förderphase.

Die Stadt Arnsberg engagiert sich bereits seit vielen Jahren zugunsten der älteren Bevölkerung und bietet bereits eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die Hilfe und Beratung suchen. Gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel ist das Angebot von Projekten dieser Art entscheidend. Die geburtenstarken Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer, stehen kurz vor dem Ruhestand und viele von ihnen sind noch fit: „60 ist das neue 40“, hält Martin Polenz von der Fachstelle Zukunft Alter fest. Menschen, die jetzt in Rente gehen, orientieren sich in dieser Lebensphase neu oder setzen sich neue Ziele. Statistisch gesehen sei diese Generation gesünder und fitter als die vorherige, so Polenz.

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Jedoch kann mit zunehmendem Alter tendenziell mehr Hilfsbedarf bestehen. Ab dem 80. Lebensjahr gehört man laut Forschung zu den „Hochaltrigen“. Zwar ist jeder Mensch individuell, allerdings sind Angehörige dieser Gruppe teilweise weniger selbstständig oder aktiv. Um dem nach Möglichkeit bereits frühzeitig vorzubeugen, erhalten 80-jährige demnächst ein Gesprächsangebot. Demnach werden Bürgerinnen und Bürger, die ihren 80. Geburtstag gefeiert haben, dann ein Anschreiben der Stadt erhalten. „Es ist ein zugehendes Angebot, das freiwillig und unverbindlich ist“, erklärt Martin Polenz

Inhalt des Gesprächs

In dem Gespräch soll sich alles um die aktuelle Lebenssituation der Menschen drehen. Wie es ihnen zurzeit geht und was sie erlebt oder in der Vergangenheit gemacht haben. Dabei geht es nicht nur um den damaligen Beruf, sondern auch um die Freizeitgestaltung oder persönliche Interessen. Ziel des Gesprächs ist es, mehr über die Person zu erfahren und früh zu erkennen, wo Hilfe benötigt werden könnte und wie somit die Lebensqualität verbessert wird. Ein genauer Gesprächsleitfaden und weitere Inhalte sollen noch in einem Feinkonzept erarbeitet werden, auch gemeinsam mit den Mitarbeitenden, die das Gespräch mit den Senioren künftig führen.

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Dies soll hauptsächlich bei den Seniorinnen und Senioren zu Hause geschehen. Zwar sollen Besuche im Büro auch möglich sein, aber Ziel ist es, sich ein umfangreiches Bild von den 80-Jährigen zu machen. Gerade dann, wenn beispielsweise ein Umzug in Betracht gezogen werden könnte, da die Wohnsituation nicht mehr altersgerecht ist. Grundsätzlich soll erreicht werden, dass die Bürgerinnen und Bürger ihr Leben aktiv gestalten können und wieder ins gesellschaftliche Leben integriert werden.

Polenz nennt ein Beispiel: Jemand, der immer gerne gelesen hat, könnte Kindern in der Kita Geschichten vorlesen. Sie können grundsätzlich mit Menschen in Kontakt treten, die die gleichen Interessen haben. Netzwerke schaffen und Kontakte knüpfen, das ist einer der zentralen Ziele des Projektes. Dies umfasst vor allem auch den Bereich Gesundheit und Finanzen.

Vermittlung an Hilfsangebote

„Wir möchten eine Erreichbarkeit der verfügbaren Angebote sicherstellen“, erklärt Martin Polenz und stellt dabei gleichzeitig klar, dass dadurch aber keine Doppelstruktur entstehen solle: „Wir selbst bieten keine fachliche Beratung an, wir vermitteln die Menschen an entsprechende Hilfsangebote weiter.“ Die Stadt bietet Hilfestellung zur Findung passender Anlaufstellen. Viele wüssten nämlich nicht, welche Unterstützungsangebote es vor Ort gibt.

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Anrufe von Betroffenen, die die Stadt erreichen, kommen oft bereits zu spät. Die Probleme bestehen teilweise schon seit mehreren Jahren. Einige Bürger meldeten sich nicht aus Scham oder weil sie ungern Hilfe annehmen möchten. Sie seien davon überzeugt, dass sie dies allein schaffen müssen. Teilweise sind es dann Anrufe aus der Familie oder sogar der Nachbarschaft, die die Fachstelle um Hilfe bitten. Die präventiven Hausbesuche können hier einen wichtigen Beitrag leisten, diesen Umständen vorzubeugen. Martin Polenz erhofft sich hier eine Verbesserung der Lebensqualität besonders bei jenen Menschen, die aus eigener Kraft keine Hilfe in Anspruch genommen hätten.

Start des Projektes

Das Projekt könne beginnen, sobald die Bezirksregierung den Antrag der Fachstelle Zukunft Alter bewilligt, versichert Martin Polenz. Die Gespräche sollten in der zweiten Jahreshälfte starten können. In anderen Städten laufen Projekte dieser Art bereits erfolgreich.

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In Nordrhein-Westfalen gibt es noch keine Finanzierung dieser Hausbesuche. In anderen Bundesländern ist das anders. Das Projekt wird von Leader mit 70 Prozent gefördert, den übrigen Anteil von 30 Prozent trägt die Stadt Arnsberg. Die Unterstützung seitens der Politik freut Polenz. Er hofft, dass die Hausbesuche auch über die Leader-Förderphase hinaus Bestand haben. Diese läuft bis 2025 und innerhalb der nächsten Jahre sollen die Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Hausbesuchen ausgewertet und genutzt werden, um gemeinsam mit den Akteuren im Stadtgebiet Angebotslücken zu erkennen und zu schließen. Nach der Förderphase sollen die Hausbesuche nach Möglichkeit mit städtischen Mitteln finanziert werden. Langfristig sei das Projekt auch auf die gesamte Leader-Region übertragbar, so heißt es in der Pressemitteilung der Leader-Projekte.

Wer das 80. Lebensjahr noch nicht erreicht oder bereits überschritten hat und Beratung benötigt, kann selbstverständlich Kontakt zur Fachstelle aufnehmen.

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