Arnsberg. Reisekaufmann Stephan Hoppe vom TUI ReiseCenter sieht auch ein gewachsenes ökologisches Bewusstsein bei den Reisehungrigen.
Das Land schüttelt die von der Corona-Pandemie auferlegten Beschränkungen nach und nach ab. Auch in Arnsberg und Sundern. Was nicht nur an den geöffneten Geschäften und gastronomischen Betrieben sowie an der guten Laune der Menschen abzulesen ist. Auch die Reiselust ist wieder da. Dazu ein Gespräch mit Stephan Hoppe, dem Betreiber des TUI ReiseCenters in Arnsberg.
Die Gastronomie ist wieder am Start. Wie schaut es in der Reisebranche aus?
Seit dreieinhalb Wochen gibt es eine sehr starke Urlaubsnachfrage. Auch wenn wir in der Zeit nur sehr beschränkte persönliche Kontaktmöglichkeiten im Reisebüro hatten, kamen die Buchungen in großer Zahl - telefonisch, per Mail und WhatsApp.
Und wo verbringen die Menschen aus Arnsberg und Sundern in 2021 ihren Urlaub?
Unsere Kunden haben Fernweh! Reisebuchungen in sichere Reiseländer mit niedrigen Inzidenzen wie Spanien und Griechenland sowie exotische Fernreiseziele wie die Malediven oder die Seychellen werden im Flugbereich gebucht. Große Nachfrage herrscht auch nach Zielen in Schleswig-Holstein. Natürlich ist - wie im letzten Sommer - der Urlaub im eigenen Land und auch in Österreich und Südtirol/Gardasee gefragt.
Erwarten Sie grundsätzliche Veränderungen im Urlaubsverhalten, zum Beispiel ein größeres ökologisches Bewusstsein?
Ja, eindeutig! Kleine griechische Inseln, Madeira, Azoren, Island, La Gomera und La Palma, um nur einige zu nennen, sind angesagt. Nachhaltige und nicht dem Massentourismus verfallene Destinationen erfreuen sich großer Beliebtheit. Aber auch Wander- und Radreisen zählen dazu. Bei den Kreuzfahrten ist ein klarer Trend auch zu kleinen Schiffen erkennbar.
Wird dieses veränderte Verhalten Ihrer Einschätzung nach von Dauer sein?
Ja, auch vor der Pandemie waren diese Reiseziele schon gut nachgefragt. Ich glaube, dass dort noch sehr viel Potenzial ist.
Ist die Reisebranche auf den Neustart und die Veränderungen gut vorbereitet?
Die Tourismusbranche ist gut vorbereitet, hat allerdings, wie überall regional auch mitzubekommen ist, mit vielen Unwägbarkeiten hinsichtlich Personal, Verordnungen oder Belegungszahlen zu kämpfen. Es ist immer noch mit plötzlichen Hotelschließungen oder Flugänderungen zu rechnen, da in Quellmärkten, also in anderen Nationen, eventuell nur beschränkt oder gar nicht gereist werden darf, so dass sich Hotelöffnungen nicht rentieren.
Im März sprachen Sie nach der Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca von neuem Schwung für die Branche, der dann u. a. aufgrund von Impfproblemen schnell wieder verpuffte. Befürchten Sie nun Ähnliches?
Ich hoffe, dass dieser Start nun ein echter Neustart ist.
Sie bemängelten da auch das fehlende klare politische Handeln. Hat sich das hinsichtlich der Reisebranche für Sie verbessert?
Durch sinkende Inzidenzen und deutlich schnellere Impfungen haben sehr viele Menschen ihre Grundrechte, die eingeschränkt waren, zurückerhalten und möchten diese nun in vollen Zügen genießen.
Überhaupt: Finden Sie das Ankoppeln von Urlaub an Inzidenzzahlen richtig?
Ich bin weder Virologe noch Politiker. Es wäre leichtsinnig, diese Kriterien außer Acht zu lassen. Die Gesundheit und der Schutz gehen eindeutig vor. Einige Entscheidungen bezüglich Öffnung von Ferienwohnungen, Hotels, Campingplätzen und den Besuch von Restaurants vor allem in Deutschland hätte ich mir anders vorgestellt und gewünscht. Diese Bereiche haben Opfer bringen müssen, die zu hoch waren.
Wo sehen sie die Tourismusbranche nach der Pandemie?
Die Tourismusbranche wird sich erholen. Es wird in diesem Jahr noch kein Reisejahr wie vor der Pandemie geben, aber ein Buchungsjahr. Die Menschen brauchen positive Erlebnisse und Vorfreude! Der jährliche Tapetenwechsel, das Raus aus dem Alltag und einfach mal die Füße in den Sand und den Bauch in die Sonne halten, das ist eine Tradition. Im nächsten, spätestens im übernächsten Jahr werden wir hoffentlich das alte Niveau wieder erreicht haben.
Und wo verbringen Sie Ihren Urlaub?
Ich werde kurzfristig für ein paar Tage nach Mallorca fliegen, um mir persönlich ein Überblick von den Abläufen am Flughafen und in einigen Hotels vor Ort zu machen. Den Sommerurlaub mit meiner Familie verbringe ich in Südtirol.