Willingen. Unglaubliche Leistung, spektakulär, atemberaubend, kräftezehrend: Vier Männer und eine Frau stellen am Skywalk Willingen einen Weltrekord auf.
Geschafft – im Sinne von Ziel erreicht und körperlich am Ende sein! Fünf Feuerwehrleute aus Willingen, Menden (2), Gronau und Ochtrup haben am Donnerstagmorgen auf dem „Skywalk Willingen“ einen neuen Weltrekord aufgestellt. Das Rekord-Institut für Deutschland (RID) konstatiert um 9.30 Uhr: Das Team vom „Club der blauen Helme“ hat die 5 x 2 Kilometer-Staffel auf der populären und spektakulären Hängebrücke in einer beeindruckenden Zeit von 61,34 Minuten bewältigt. Damit wurde die vorab festgelegte Mindestanforderung von 75 Minuten für die neue Rekordkategorie deutlich unterboten. RID-Rekordrichter Olaf Kuchenbecker zertifizierte die neue Bestleistung an Ort und Stelle und zeichnete die frischgebackenen Weltrekordler mit den begehrten Urkunden aus. Bei nass-kaltem Wetter hatte sich bereits am frühen Morgen ein großes Medienaufgebot unmittelbar neben der Mühlenkopfschanze versammelt, um über dieses Ereignis zu berichten.
Fotos vom Weltrekord-Versuch am Skywalk Willingen
„Lauf Kevin, lauf! Zieh durch! Du schaffst es!“ Der 30-jährige Willinger Kevin Kruk, der bei der Upland-Gemeinde arbeitet und in seiner Freizeit Feuerwehrmann ist, macht den Anfang und gibt richtig Gas. In voller Montur samt Atemschutzgerät auf dem Buckel bewegen er und seine Mitstreitenden sich nacheinander mit gut und gerne 20 bis 25 Kilo Ballast am Körper über die Brücke. Die ist von einem Pfeiler bis zum nächsten 665 Meter lang. Doch weil sie in der Mitte durchhängt, muss jeder der Challenge-Teilnehmenden insgesamt dreimal sogar 700 Meter im Laufschritt bezwingen. Und das am tiefsten durchhängende Stück der Brücke erweist sich dann auch als der schwierigste Part. Denn ab dort machen sich die 12 Prozent Steigung so richtig bemerkbar. Dort gehen viele vom Laufen in den Gang über. Dort weht auch der nasskalte Seitenwind am heftigsten. „Das ist brutal, vor allem die Lunge brennt beim Atmen“, sagt der Willinger, der sich nach der ersten Runde ermattet in den Schnee fallen lässt und erstmal überhaupt nicht sprechen kann. Als er wieder zu Luft kommt, kehrt auch sein Humor zurück: Einmal 33 Prozent seiner Energie habe er in der ersten Runde verbrannt, jetzt blieben ihm noch zweimal jeweils 33 für die beiden nächsten Etappen. Er hat Wort gehalten.
- Skywalk Willingen sorgt in ganz Deutschland für Aufsehen
- Endlich eröffnet! Skywalk Willingen ist längste Hängebrücke
- Skywalk Willingen öffnet: Wie in luftiger Höhe auf hoher See
- Skywalk Willingen: So heftig ist es über die Brücke zu gehen
Auf der anderen Seite der Brücke ist Staffelübergabe und mittlerweile ist die 35-jährige Sabrina Icks unterwegs. Die einzige Frau bei diesem Weltrekordversuch stammt aus Oberhausen, lebt in Menden und ist Brandmeisterin sowie Notfallsanitäterin auf der hauptamtlich besetzten Wache in Plettenberg. „Mein Kollege hat mich im Fitness-Studio angesprochen und gefragt, ob ich nicht mitmachen möchte. Wir haben das an Silvester einmal hier vor Ort probiert und dann hat jeder selbst für sich trainiert.“ Eine besondere Herausforderung sei die Schutzkleidung, denn die ist alles andere als atmungsaktiv. Daher sind die Feuerwehrleute froh, diesen Wettkampf bei zwei Grad Außentemperatur machen zu können. In Hemer hat Sabrina schon zweimal bei Extrem-Treppenläufen mitgemacht. „Aber das hier ist schon was ganz Besonderes. Ich mag solche Herausforderungen, denen sich nicht jeder stellt. Und mit solch einem Medienrummel hätte ich niemals gerechnet.“
Lesen Sie auch
- Karneval 2025 im Sauerland: Alle Details zu den Umzügen
- Olsberg: In diesem Dorf entstehen sehr viele neue Bauplätze
- Kleines Dorf im Sauerland fordert mehr für seine Familien
- Alpakas mit Herz: In Züschen wird ein letzter Wunsch wahr
Ebenfalls aus Menden kommt Marco Rocholl. Der 41-Jährige ist dort in der Freiwilligen Feuerwehr, arbeitet als Brandschutztechniker und hat die einzige Frau mit ins Team geholt. Er hat schon an den wildesten Wettbewerben und Treppenläufen u.a. in Spanien teilgenommen. „Man kann das nicht miteinander vergleichen; das ist hier schon sehr außergewöhnlich und herausfordernd.“
Die Kunst beim Laufen ist es, mit dem „Skywalk“ und den eigenen Beinen in einen Gleichklang zu kommen. „Die Brücke bewegt sich ja. Und mit jedem Schritt, den Du machst, gibst Du ja auch Impulse auf das Bauwerk weiter. Und dieses Zusammenspiel ist nicht immer harmonisch“, erklärt Ingo Kolhoff vom Club Charity Events, der die Idee zu diesem Wettstreit hatte. Eindrucksvoll erläutern die Feuerwehrleute, dass der Run auf der Brücke nicht mit einem Feuerwehreinsatz vergleichbar sei. „Bei einem Einsatz gehst Du in ein Haus und holst jemanden raus; hier oben bist Du viel länger im Dauereinsatz“, sagt Kevin Kruk. Und sich Ablösen lassen mitten auf der Brücke – das will hier niemand.
Die WP Brilon auf Social Media
- undefined
- Abonniere den Kanal WP Brilon/Winterberg - Westfalenpost auf WhatsApp.
- Immer auf dem neuesten Stand bleiben: Unsere News-App gibt es auch für Android und iPhone
Am Start des Skywalks hat Rekordrichter Olaf Kuchenbecker die Challenge genau im Auge. Seine Stoppuhr zeigt ihm, dass die Teilnehmenden am Anfang drei bis vier Minuten gebraucht haben, um von A nach B zu kommen. Aber von Runde zu Runde verschiebt sich der Schnitt in Richtung fünf Minuten. Jeder Läufer und die Läuferin haben gute 15 Minuten Zeit, um sich zu regenerieren, dann geht es auch schon wieder los. Eine Frage muss Kuchenbecker an diesem Morgen immer und immer wieder beantworten. Wie kann man für diese Challenge rekordverdächtige Bedingungen festlegen, wenn es so einen Weltrekordversuch vorher noch nie gegeben hat? „Sportliche Leistungen von Feuerwehrleuten in Persönlicher Schutzausrüstung sind uns beim RID bestens bekannt. Daher gibt es durchaus Anforderungsprofile, die man hiermit vergleichen bzw. hierauf übertragen kann.“ Er geht davon aus, dass dieser neue Rekord Maßstäbe setzen und Herausforderer auf den Plan rufen wird.
Bei den Skywalk-Verantwortlichen rennt er damit offene Türen ein. „Wir machen so etwas hier sehr gerne. Zumal, wenn es um einen guten Zweck wie die Jugendarbeit der Feuerwehr hier in Willingen geht, sagt Geschäftsführer Arndt Brüne. Und so freut sich der Chef der Jugendfeuerwehr dann auch, als er einen Scheck in Höhe von 2438,50 Euro in Empfang nehmen kann.
Die Weltrekordler freuen sich unterdessen auf eine heiße Dusche und über die knallroten Pullis mit der Aufschrift „Weltrekord auf dem Skywalk Willingen“, die ihnen Tourismuschef Norbert Lopata überreicht. Teilnehmer „Matze“ Barkling wirft noch einmal einen Blick auf die Hängebrücke, die jetzt wegen des Weltcupspringens wieder gesperrt ist. „Verrückt! Ich frage mich immer wieder, wofür mache ich das. Erst wenn die Last von einem fällt, weiß man, wofür das war.“ Geschafft!