Winterberg. Im Bobhaus in Winterberg kostet eine Currywurst 18,80 Euro. Dafür erntet Hardy Diemel viel Kritik. Er findet aber: Der Preis ist angemessen.

18,80 Euro für eine Currywurst. Im Internet kritisieren viele Menschen das Bobhaus in Winterberg für die Preise. Der Betreiber Hardy Diemel (53) sieht die Kritik an den Preisen in seinem Restaurant gelassen. Bereits seit 2008 wirbt er augenzwinkernd mit der „teuersten Currywurst“ der Region. „Ändern kannst du es sowieso nicht, da haben die Leute wenigstens etwas zum Reden“, sagt er.

Jahrelange Erfahrung in der Gastronomie

Diemel kennt sich aus im Gastronomiegewerbe. Das Bobhaus befindet sich seit Jahrzehnten in Familienbesitz. Seine Eltern pachteten den Betrieb 1970 und kauften das Gebäude 1995. Im selben Jahr entschied sich Hardy Diemel bewusst für die Selbstständigkeit und sammelte Erfahrungen, indem er 13 Jahre lang einen Gastronomiebetrieb in Korbach leitete. Einige seiner heutigen Mitarbeiter waren bereits damals für ihn tätig. Seit 2008 führt er das Bobhaus selbst.

Hardy Diemel (53), Betreiber des Bobhaus in Winterberg
Hardy Diemel (53), Betreiber des Bobhaus in Winterberg, verteidigt die Preise für seine Currywurst. © Kevin Schmidt | Kevin Schmidt

Liftbetreiber sind im Vorteil

Die Preisgestaltung seines Betriebs verteidigt er klar: „Die Preise mögen vielleicht teuer wirken, aber man muss auch die Preisstruktur verstehen.“ Anders als viele Skihütten verfügt das Bobhaus über keinen eigenen Lift, weshalb die Gastronomie hier nicht bloß ein Nebenerwerb sei, sondern den Betrieb das ganze Jahr über tragen müsse. Skihütten mit Lift könnten durch den Skibetrieb Einnahmen generieren und die Gastronomie mehr als Service anbieten – das Bobhaus müsse hingegen allein von seinen gastronomischen Einnahmen leben.

Das Bobhaus (links) in Winterberg .
Das Bobhaus (links) in Winterberg . © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

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Die Preise im Bobhaus seien zudem nicht wesentlich höher als anderswo im Skigebiet. Während andernorts ein Bier für sechs Euro verkauft werde, koste es bei ihm 7,20 Euro. Dabei setze Diemel auch bewusst auf Qualität und versuche, regional zu kaufen. So bestehe seine Currywurst aus Kalbsfleisch, was sie zusätzlich verteuere – ebenso wie die großzügige Portionsgröße. Hinzu kämen die hohen Betriebskosten: gestiegene Energiepreise, Bürokratie, Abgaben wie Gewerbesteuern und der Fremdenverkehrsbeitrag.

Gewerbesteuern in Winterberg zu hoch

„Die Gewerbesteuern in Winterberg sind hoch, und dann kommt auch noch der Fremdenverkehrsbeitrag“, kritisiert Diemel. Die hohen Abgaben hätten nicht nur Auswirkungen auf die Gastronomie. „Ich kenne eine Augenärztin, die wegen der hohen Abgaben vor ein paar Jahren ihre Praxis in Winterberg geschlossen hat.“

„Wir leiden an einer wahnsinnigen Neidgesellschaft heute.“

Hardy Diemel
Wirt des Bobbhauses in Winterberg

In einer Branche, die unter Personalmangel leidet, hat Diemel hingegen keine Probleme, Mitarbeiter zu finden. Anders als viele Betriebe habe er keine Mitarbeiter während der Corona-Zeit verloren. „Niemand ist mit einem Cent weniger heimgegangen“, betont er. Zwar habe auch er seine Angestellten in Kurzarbeit geschickt, aber dennoch ihr Gehalt privat aufgestockt. Für Diemel ist klar: „Arbeit muss entsprechend belohnt werden.“ Seine Mitarbeiter seien alle Fachkräfte, er beschäftige keine Aushilfen.

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Mitarbeiter fair entlohnen

Er halte nichts von einer Quersubventionierung der Preise auf Kosten seiner Angestellten. Es gehe dabei auch darum, seine Mitarbeiter fair zu entlohnen, das müssten die Kunden lernen zu verstehen. „Wir leiden an einer wahnsinnigen Neidgesellschaft heute“, so Diemel. „Jeder will für sich das Beste haben, ist aber nicht bereit, den Leuten etwas zu geben.“

Der Betrieb sei zudem kein reines Restaurant, sondern ein Hotelbetrieb – was ebenfalls höhere Kosten mit sich bringe. „Es ist noch niemand hier, dennoch sind hier bereits sechs Leute am Arbeiten“, erklärt Diemel. Allein zwei Reinigungskräfte seien in Vollzeit angestellt.

Negative Kommentare im Netz nimmt er gelassen. Sein Betrieb habe eine treue Stammkundschaft, die die Qualität und Atmosphäre im Bobhaus schätze. Einige Gäste kommen schon viele Jahre, wie Diemel erzählt. Schlimm hingegen sei jedoch der Umgang, den einige Kunden auch in Person pflegen würden. Darüber kann er einige Geschichten erzählen.