Hochsauerlandkreis. Die Seite „Spotted HSK“ verbindet Menschen im Sauerland – anonym, persönlich und voller verrückter Geschichten. Was dahinter steckt.

Vor einigen Jahren wurden sie zum großen Trend: Spotted-Seiten in den Sozialen Netzwerken. Was bei Facebook begann weitete sich schnell auf Seiten wie Instagram oder Twitter aus. Ein Sauerländer führt die wohl erfolgreichste Spotted-Seite im Hochsauerlandkreis: Spotted HSK. Über 8000 Menschen folgen dem Account auf Instagram. 1417 Spots wurden über die Website eingereicht, 49 Verbindungen wurden hergestellt. Marcel Becker* hat sie erstellt und plant, bald damit Geld zu verdienen. Der WP erzählt er, was dahinter steckt.

Spotted-HSK ist ein modernes „Schwarzes Brett“

Spotted-Seiten im Netz dienen als eine Art modernes „Schwarzes Brett“, auf dem Menschen anonym Botschaften veröffentlichen können. Der Begriff „spotted“ stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „gesichtet“ oder „entdeckt“. Menschen können Beiträge verfassen, wenn sie jemanden gesehen oder getroffen haben und den Kontakt erneut herstellen wollen. Die Betreiber der Seite posten die eingereichten Nachrichten anonym, sodass der ursprüngliche Absender nicht direkt sichtbar ist. Rückmeldungen erfolgen in der Regel über die Plattform. Ein - ausgedachtes - Bespiel: „Ich habe dich gestern im Bus zwischen Marsberg und Brilon getroffen, du hattest einen blauen Rucksack und hast neben mir gesessen, wir haben uns über die Ausbildung unterhalten. Melde dich, ich würde dich gerne kennenlernen.“

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Sauerländer suchen hier nach Jobs, Freunden, Kontakten

Mit der Seite Spotted möchte Marcel Becker irgendwann Geld verdienen (Symbolbild).
Mit der Seite Spotted möchte Marcel Becker irgendwann Geld verdienen (Symbolbild). © dpa | Silas Stein

Spotted-Seiten sind aber nicht nur für verpasste Chancen gut. Gerade die Seite im Hochsauerlandkreis verbindet Menschen auf den verschiedensten Leveln. Mal sucht jemand ein paar Leute zum Bowlen. Eine Erzieherin sucht einen Ausbildungsplatz für ihr Anerkennungsjahr. Ein Mann sucht einen Nebenjob, jemand anderes sucht Gleichgesinnte um ein Indie-Horror-Computerspiel zu programmieren. Viele suchen dennoch nach Zufallsbekanntschaften, die ihnen nicht mehr aus dem Kopf gehen. Mittlerweile gib es Spotted HSK nicht nur auf Instagram (@spottedhsk) sondern auch als Website, auf der man die Gesuche einreichen kann. Erstellt hat sie Marcel Becker.

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Sauerländer gründet Spotted-HSK aus einer Corona-Idee heraus

Der 25-Jährige kommt aus dem Sauerland und will seinen echten Namen nicht in der Zeitung lesen. Gegründet hat er seine Website 2019 aus einer Corona-Idee heraus, wie er der WP erzählt. Die fehlenden Kontakte, die fehlenden persönlichen Treffen haben ihn inspiriert. „Auf Facebook tobt ja mittlerweile niemand mehr herum, daher habe ich Instagram gewählt. Dort sollte eine Plattform entstehen, die zum Austausch und Kennenlernen anregt.“

Symbolbild Smartphone
Mit Spotted suchen Menschen nicht nur Zufallsbekanntschaften, sondern auch Freundschaften oder die beste Werkstatt in der Nähe. © DPA Images | Fabian Sommer

Grafiken bearbeitet er für seine Seite erst manuell

Früher hat er jede Anfrage manuell bearbeitet, eine Grafik erstellt und hochgeladen. Irgendwann aber kommen zu viele Anfragen. „Mittlerweile wird das alles über eine Website gemacht, die automatisiert alle Anfragen abarbeitet. Ich überprüfe sie am Ende und gebe sie raus.“ Ein großer Zeitaufwand, fast täglich gehen neue Suchanfragen online. „Vielleicht kann ich irgendwann Geld damit verdienen, momentan stecke ich eher Geld in das Projekt hinein.“

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Zahlreiche Kontaktgesuche auf Sauerländer Spotted-Seite

Reifenwechsel, Festivalbesuche, Spielabende: Auf Spotted HSK tummeln sich zahlreiche Kontaktgesuche. Vielleicht auch, weil es in einer immer mehr vernetzten und schnelleren Welt immer schwieriger wird, Kontakte und Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen. Dating funktioniert per App, wieso nicht über Instagram einen Kumpel zum Trainieren finden? Die einfache Kontaktaufnahme, wenn man jemanden nicht direkt ansprechen konnte oder die Möglichkeit, sich zu vernetzen oder Unterstützung anzubieten machen die Spotted-Seiten zu einem vorteilshaften Netzwerk, das auch mal unterhaltsame Einblicke in das Leben anderer geben kann.

Manchmal bekommt Marcel Becker auch Drohungen

Marcel Becker sagt: „Ich kann nicht sagen, wie viele Verbindungen wirklich über die Website zustande kommen, aber ich sehe, wie viele Menschen sich auf die Anfragen zurückmelden und das ist eine Menge.“ Manchmal allerdings wird es unschön, gerade wenn Menschen nach einer Zufallsbegegnung nach Personen suchen, die bereits vergeben sind. „Ich habe auch schon Drohungen bekommen, man wolle mich schlagen, weil ich ein Gesuch herausgegeben hat, das sich zum Beispiel um die Freundin eines Mannes dreht. Manche sind eifersüchtig.“ Abschrecken lässt sich Becker aber nicht. Und tatsächlich sind die meisten Kommentare und Reaktionen auf die Beiträge positiv, bestärkend und freundlich. Und am Ende sucht jeder Mensch nach Verbindung und Gemeinschaft, egal ob persönlich oder im Netz.

*Name der Redaktion bekannt

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