Marsberg. 62,5 Prozent der Stimmen: Thomas Schröder bleibt Bürgermeisterkandidat der CDU Marsberg. Kritik an der Parteiführung sorgt jedoch für Unruhe.
Es ist kühl an diesem Samstagmorgen in der Marsberger Schützenhalle, doch die Atmosphäre ist geladen. Schon um 9.30 Uhr hatte der CDU-Stadtverband unter dem Vorsitz von Nicolas Siebrecht zur Aufstellungsversammlung eingeladen. Der amtierende Bürgermeister Thomas Schröder und die Herausforderin Dr. Simone Schütte-Leifels stellten sich der Wahl, um als CDU-Kandidat ins Rennen für das Bürgermeisteramt zu gehen. Am Ende setzte sich Schröder mit 62,5 Prozent (237 Stimmen) deutlich gegen Schütte-Leifels durch, die 142 Stimmen erhielt. Dennoch konnte die Rechtsanwältin einen Achtungserfolg verbuchen.
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Bevor die beiden Bewerber ihre Vorstellungen präsentierten, mahnte Landrat Dr. Karl Schneider zur Geschlossenheit. „Nur Einigkeit überzeugt die Wähler“, appellierte er und erinnerte daran, dass verlorene Wahlkämpfe nicht immer an der Stärke der Gegner gelegen hätten, sondern oft an internen Fehlern.
Volles Haus und intensive Mobilisierung
Die Schützenhalle war mit 380 anwesenden Parteimitgliedern fast bis auf den letzten der 400 bereitgestellten Stühle gefüllt. „Das reichte gerade so aus“, erklärte Parteichef Nicolas Siebrecht. Die hohe Beteiligung war nicht zuletzt das Ergebnis intensiver Mobilisierungsarbeit beider Kandidaten. Besonders aus Erlinghausen, Schröders Heimatort, waren viele Neumitglieder angereist, um den Amtsinhaber zu unterstützen. Doch auch externe Einflüsse sorgten für Aufmerksamkeit: Die SPD hatte mit einer Anzeige im Diemelboten offen für Schütte-Leifels geworben – ein ungewöhnlicher Schritt, der von ihr auf der Bühne als „interne Entscheidung der SPD“ dargestellt wurde. Eine Erklärung, die im Saal auf Skepsis stieß.
Dr. Simone Schütte-Leifels, die erstmals in der Kommunalpolitik antrat, eröffnete die Vorstellungsrunde. Sie präsentierte sich als dynamische Alternative zum Amtsinhaber und stellte den Reformgedanken in den Mittelpunkt. „Wir können nicht noch fünf Jahre warten“, betonte sie. Schütte-Leifels versprach, Politik transparenter zu gestalten, ein Lotsensystem für Fachkräfte zu etablieren und Leerstände besser zu managen. Ihre Vision einer proaktiven Verwaltung sollte Marsberg wirtschaftlich und sozial voranbringen. „Weg von der Reaktion, hin zur Aktion“, lautete ihr Appell, der mit kräftigem Applaus belohnt wurde.
Der Amtsinhaber Thomas Schröder setzte in seiner Rede auf Kontinuität und die Bilanz seiner Amtszeit. „Marsberg ist finanziell hervorragend aufgestellt“, erklärte er und verwies auf die außergewöhnlich niedrige Pro-Kopf-Verschuldung. Als Erfolge nannte er die Sanierung des Hallenbades, den Bau eines Kunstrasenplatzes und Maßnahmen zur Stärkung der Schulen. Schröder betonte zudem seine Fähigkeit, in Krisen schnell und effektiv zu handeln. Seine Bilanz überzeugte viele Anwesende, was sich in lautem Applaus widerspiegelte.
Die Mitglieder haben Fragen
Die anschließende Diskussion zeigte, dass die Themen die Mitglieder bewegten. Eine Mutter warf Schröder Versäumnisse bei der Einrichtung von Schulkonten vor, während ein weiteres Mitglied die fehlende Einführung differenzierter Hebesätze bei der Grundsteuer kritisierte. Schröder argumentierte, dies sei rechtlich nicht möglich, doch Schütte-Leifels widersprach: „Andere Städte haben es bereits umgesetzt.“ Auch die politische Unabhängigkeit der Kandidatin wurde hinterfragt, insbesondere ihre Verbindung zur SPD. Schütte-Leifels versuchte, dies als Vorteil darzustellen „wenn ich kandidiere, stellt die SPD keinen Kandidaten auf“ konnte damit jedoch nicht alle Zweifel ausräumen. Ein Mitglied rief zur Einigkeit auf, denn er könne sich noch gut daran erinnern, wie aus einem Parteistreit die Marsberger Bürgerliste entstanden ist und „sowas wolle er nie wieder erleben“.
Ein klares Ergebnis, aber keine Ruhe
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Nach einer hitzigen Debatte entschieden sich die Mitglieder in geheimer Abstimmung klar zugunsten von Schröder. Unter großem Applaus nahm er das Ergebnis an und streckte triumphierend die Faust in die Höhe. Doch die Harmonie hielt nicht lange. Ein Mitglied forderte den Rücktritt des gesamten Parteivorstands und sammelte Unterschriften für diesen Schritt. Der Vorwurf: Die Kandidatenaufstellung sei chaotisch verlaufen und habe die Einigkeit der Partei gefährdet.