Hochsauerlandkreis. Ärzte warnen vor der doppelten Krankheits-Welle. Für Kinder wird nun ein Impfstoff knapp. Sauerland-Apotheker sagen, was Familien wissen sollten.
Die Zahl der Krankschreibungen haben in diesem Herbst deutschlandweit wieder einen Rekordstand erreicht: Das zeigt der aktuelle Fehlzeiten-Report der AOK. Bereits im August waren die Zahl des vergangenen Jahres geknackt worden - Tendenz kontinuierlich steigend. Auch im Hochsauerlandkreis regieren vornehmlich die Atemwegserkrankungen: doch während man einige einfach aussitzen muss, kann man sich gegen andere impfen lassen. Der Zeitraum von Oktober bis Dezember gilt nach Empfehlung des Robert-Koch-Instituts als Haupt-Impfsaison, um sich vor allem vor der jährlich zur Winterzeit erwarteten Grippewelle zu schützen.
Bedarf an Grippeschutz-Impfungen im Sauerland ist groß
Vor allem bei Grippeschutz-Impfstoffen sei der Bedarf aktuell groß, erklärt Dr. Nina Grunsky, Sprecherin des Apothekerverbands Westfalen-Lippe: „Nachgefragt sind derzeit vor allem Impfstoffe, die gegen die saisonalen Erkrankungen schützen.“ Weiter würde derzeit vermehrt gegen Gürtelrose geimpft, wie aus der Nachfrage nach dem entsprechenden Vakzin hervorgeht. Und auch Corona-Impfstoffe seien nach wie vor gefragt. Wie viele Menschen sich im Hochsauerlandkreis jedoch konkret gegen das Corona-Virus impfen lassen, sei schwer nachzuhalten: „Gesamtzahlen können wir nicht nennen, da der Bestellprozess dezentral organisiert ist und Impfstoffmengen nicht zentral erfasst werden.“ Von Seiten der vom Verband befragten Apotheken im Hochsauerlandkreis, die selbst Impfungen vornehmen, sei weiterhin hohes Interesse der Patienten zurückgemeldet worden: Im Vergleich zum Vorjahr gebe es hier keine nennenswerte Veränderung. Die Nachfrage der Arztpraxen nach Corona-Impfstoffen sei jedoch gesunken, wie Nina Grunsky erklärt: „Im Vergleich zum Vorjahr ist die Nachfrage eher rückläufig.“
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Hausärztinnen- und Hausärzteverband mit dringender Empfehlung an die Bevölkerung
Erst im September hatte der Hausärztinnen- und Hausärzteverband eine dringende Empfehlung an die Bevölkerung und insbesondere für Risikogruppen ausgesprochen, Corona- und Grippeschutzimpfungen aufzufrischen. Davon berichtete unter anderem die Tagesschau. Der Hauptgedanke hinter dem Appell galt der Entlastung der Hausarztpraxen und Kliniken: Diese seien bereits Ende September schon nahezu an ihren Belastungsgrenzen angelangt. Die Folgen dieser hohen Auslastungen würden spätestens während der nächsten Grippe- und auch Coronainfektionswelle deutlich auftreten: Es sei damit zu rechnen, dass immer mehr Patienten, die keine Notfälle sind, von Praxen nicht mehr aufgenommen werden können.
Immungeschwächte Menschen sollten sich gegen Grippe impfen lassen
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Vor allem für Menschen, die zu den Risikogruppen gehören, sei eine Grippeschutz-Impfung zu dieser Jahreszeit wichtig, betont auch Stefan Kuster von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL): „Insbesondere ältere, chronisch kranke und immungeschwächte Menschen sollten sich gegen Grippe impfen lassen.“ Das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf sei bei Influenza ähnlich hoch wie bei einer Covid-16-Infektion. Für über 60-Jährige empfehle die Ständige Impfkommission (STIKO) sogar einen Hochdosis-Impfstoff so Stefan Kuster: „Im Vergleich zu herkömmlichen Influenza-Impfstoffen enthält er die vierfache Antigenmenge. Dies soll eine verbesserte Immunantwort bewirken.“ Auch eine jährliche Covid-19-Auffrischungsimpfung sei für Menschen mit erhöhtem Risiko für eine Infektion oder einen schweren krankheitsverlauf weiterhin empfehlenswert: „Dazu zählen über 60-Jährige, Menschen im Alter ab sechs Monaten mit Grunderkrankungen, Bewohner von Pflegeeinrichtungen und Beschäftigte im Gesundheitswesen.“
Engpässe derzeit bei RSV-Prophylaxen für Säuglinge
Lieferengpässe bei Impfstoffen bestünden derzeit vor allem bei einem Mittel zum Schutz gegen die schwere Atemwegserkrankung RSV, wie Nina Grunsky vom Apothekerverband Westfalen-Lippe erklärt. Insbesondere für Säuglinge und Neugeborene hatte die STIKO im vergangenen Sommer eine Prophylaxe empfohlen. Weil die Nachfrage nach dem Mittel sich daraufhin kurzfristig sehr stark erhöht habe, sei es zu einem Lieferengpass gekommen, so Nina Grunsky: „Das Bundesministerium hat bereits einen Versorgungsmangel festgestellt, sodass die Einfuhr des Stoffes aus dem Ausland erleichtert ist. Dennoch ist der Engpass noch nicht komplett aufgelöst und die Verfügbarkeit begrenzt.“
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