Brilon/Paderborn.. Die Almetalbahn soll nach langer Pause wieder Züge zwischen Paderborn und Brilon rollen lassen. Der Zeitplan steht. Das sind die Fakten.
Nach Jahrzehnten des Stillstands soll die Almetalbahn zwischen Paderborn und Brilon bis 2040 wieder fahren. Dies geht aus einem neuen Beschluss des Regionalrats Detmold hervor, der die Bahnstrecke in den Bedarfsplan des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen hat.
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Die Wiederinbetriebnahme der Strecke wird jedoch nicht vor 2040 erwartet. Auch die Röhrtalbahn, auf dessen Strecke von Neheim-Hüsten bis Sundern aktuell ausschließlich Gütertransporte fahren, soll wieder für den Personenverkehr reaktiviert werden. Anders als bei der Almetalbahn, liegen jedoch noch alle Gleisanlagen.
Die Geschichte der Almetalbahn
Die Almetalbahn wurde ursprünglich im Jahr 1901 eröffnet und verband die Städte Paderborn, Büren und Brilon im östlichen Nordrhein-Westfalen. Als wichtige Verkehrsader diente sie sowohl dem Personen- als auch dem Güterverkehr und förderte die wirtschaftliche Entwicklung der Region maßgeblich. Die Strecke war besonders für den Transport von landwirtschaftlichen Produkten, Holz und Erz von Bedeutung. Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs spielte die Almetalbahn eine strategische Rolle für den Nachschub und die Versorgung.
In den 1960er und 1970er Jahren begann jedoch der Rückgang des Bahnverkehrs aufgrund des zunehmenden Individualverkehrs und der Verlagerung des Gütertransports auf die Straße. Dies führte zu einem schrittweisen Abbau des Angebots und schließlich zur Einstellung des Personenverkehrs im Jahr 1981. Der Güterverkehr wurde noch einige Jahre weitergeführt, bevor auch dieser in den 1990er Jahren zum Erliegen kam. Seitdem ist die Strecke stillgelegt, und Teile der Infrastruktur wurden zurückgebaut oder sind verfallen.
Machbarkeitsstudie kommt zu positiven Ergebnissen
Die Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Almetalbahn, die die Strecke von Paderborn über Büren bis nach Brilon Stadt umfasst, hat jedoch kürzlich ergeben, dass das Projekt sowohl technisch machbar als auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Untersuchung identifizierte die notwendigen baulichen Maßnahmen, darunter die Reaktivierung der Strecke mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 100 km/h, den Bau zusätzlicher Kreuzungsbahnhöfe in Ringelstein und Brenken sowie die Ertüchtigung von Brückenbauwerken, Tunneln und Bahnübergängen. Außerdem sind Schallschutzmaßnahmen und Anpassungen zur Erhöhung der Geschwindigkeit vorgesehen. Auf Bürener Seite müssen auch Gleisanlagen erneuert werden, die von einem Grundstückseigentümer verkauft wurden.
Wirtschaftlich betrachtet erweist sich die Reaktivierung nach dem Gutachten als vielversprechend. Zwei Szenarien wurden in der Studie bewertet: Ein 60-Minuten-Takt zwischen Brilon und Paderborn sowie ein 30-Minuten-Takt zwischen Büren und Paderborn. Beide Varianten erreichen einen hohen Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) von 1,6, was die volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit des Projekts unterstreicht. Die Almetalbahn könnte täglich zwischen 3.000 und 4.000 Fahrgäste befördern, was zu einer signifikanten Verlagerung von Pkw-Kilometern auf die Schiene führen würde.
Die geschätzten Gesamtkosten für die Reaktivierung belaufen sich je nach gewählter Variante auf 306 bis 314 Millionen Euro. Diese Summe deckt die Bau- und Planungskosten sowie die Ertüchtigung der bestehenden Infrastruktur ab.
Das sagt die Politik
Die SPD steht grundsätzlich hinter diesem Projekt, wie der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Hochsauerlandkreises, Peter Newiger (SPD) gegenüber der Westfalenpost bestätigt: „Wir finden das gut“, so Newiger. Sorge gäbe es aber vor den entstehenden Kosten: „Wir müssen das natürlich unter einen Finanzierungsvorbehalt, denn die Kosten sind hoch und wir müssen erst mal schauen, wie wir das am Ende finanziert bekommen“. Den Zeitplan bis 2040 hät er für ambitioniert: „Es könnte sein, dass das auch länger dauert als bis 2040“, so Newiger.
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Die SPD befürwortet grundsätzlich die Reaktivierung der Almetalbahn, wie Peter Newiger, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Hochsauerlandkreises, gegenüber der Westfalenpost betont: „Wir stehen hinter diesem Projekt.“ Gleichzeitig äußert er jedoch Bedenken hinsichtlich der finanziellen Belastungen: „Wir müssen das Vorhaben selbstverständlich unter einen Finanzierungsvorbehalt stellen, da die Kosten erheblich sind und wir zunächst klären müssen, wie die Finanzierung letztlich gesichert werden kann.“ Den anvisierten Zeitplan bis 2040 hält Newiger für ambitioniert: „Es könnte durchaus sein, dass die Umsetzung länger dauert als geplant.“
Ähnlich äußert sich auch Wolfgang Diekmann von der CDU: „Die CDU in Brilon unterstützt das Projekt voll und ganz. Wir sind erfreut, dass die Almetalbahn es in den Bedarfsplan des Landes geschafft hat.“ Auch er hebt die Bedeutung der Finanzierung hervor: „Um das Projekt realisieren zu können, müssen uns die notwendigen Gelder bereitgestellt werden.“ Sollte die Finanzierung gesichert sein, sieht Diekmann sogar die Möglichkeit, das Projekt vor 2040 anzugehen, auch wenn er dies für eher unwahrscheinlich hält. Darüber hinaus betont er die positiven Auswirkungen auf den Standort Brilon: „Die Anbindung an die Almetalbahn wird Brilon stärken, insbesondere durch den geplanten Halt im Gewerbegebiet bei Egger.“ Dadurch könnten auch Mitarbeiter aus Ostwestfalen bequem anreisen.
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Vielleicht hilft bei der Finanzierung auch ein Blick über den Tellerrand. Darauf macht Günther Wiese von der SPD in Brilon aufmerksam, indem er auf die erfolgreiche Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn in Baden-Württemberg verweist. Dieses Projekt, bei dem sich die beteiligten Gemeinden zu einem Zweckverband zusammengeschlossen haben, zeige deutlich auf, wie eine Zusammenarbeit in Form einer Zweckgemeinschaft mehrere Kommunen und Landkreise zusammenbringen kann, um ein gemeinsames Ziel effizient zu erreichen.