Hallenberg. Mit Spannung erwarten die Theaterfreunde im Sauerland den Spielplan der Freilichtbühne Hallenberg. Warum es nicht „Sister Act“ geworden ist.
Noch reist Phileas Fogg „In 80 Tagen um die Welt“ und „Aladin“ ist im Besitz der Wunderlampe. Aber schon in wenigen Wochen ist die Spielzeit auf der Freilichtbühne Hallenberg zu Ende und die Besucher/innen fragen sich: Was bringen sie denn wohl nächstes Jahr? Üblicherweise gibt die Bühne unmittelbar nach der Spielpause das neue Programm bekannt und wirbt auch schon dafür beim Schlussapplaus. Aber diesmal hat es länger gedauert, bis die Katze am vergangenen Wochenende offiziell aus dem Sack war.
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Vorab: Im Erwachsenentheater wird es eine moderne Neuinszenierung des Shakespeare-Klassikers „Romeo und Julia“ mit Musik geben. Und als Familienstück ist „Der Zauberer von Oz“ gesetzt. Eine gute Mischung, auf die man sich schon jetzt freuen darf. Beim Familienstück vertrauen die Hallenberger erneut auf Bärbel Kandziora, die den Stoff für die Bühne neu bearbeiten und auch wieder Regie führen wird. Das Erwachsenentheater musste kurzfristig umswitchen: „Eigentlich hatten wir uns für ,Sister Act‘ ausgesprochen. Aber wir waren einen Tacken zu spät“, sagt der Vorsitzende Stefan Pippel.
Zum Procedere muss man wissen: Der 12-köpfige Spielausschuss macht sich jedes Jahr Gedanken zur Stückauswahl, trifft eine Entscheidung und bringt diese ins Plenum, wo noch einmal eine Abstimmung erfolgt. Dort herrschte große Einigkeit darüber, dass die Komödie über die Barsängerin Dolores, die von Gangstern verfolgt wird, in einem Nonenkloster Unterschlupf findet und die frommen Schwestern das groovige Singen lehrt, eine gute Wahl sei. „Sister Act“ wurde schon an vielen Bühnen mit großem Erfolg gespielt. Und einige Theater haben auch noch für kommendes Jahr beim Verlag die Rechte für die Aufführung bekommen. Doch kurz bevor die Hallenberger zuschlagen wollten, war das Zeitfenster geschlossen. Pippel: „Es gibt eine große Musical-Produktionsfirma, die mit dem Stück auf Deutschland-Tour gehen will. Und die hat sich die Exklusivrechte gesichert.“ Das heißt: Nach Vertragsabschluss mit der Tournee-Produktion durfte der Verlag die Rechte nicht mehr weitergeben. „ Da halfen auch intensivste Bemühungen und mehrfache Nachfragen der Hallenberger nichts. „Das ist wirklich schade, denn der für uns nächstgelegene Aufführungsort ist Frankfurt“, glaubt Stefan Pippel nicht, dass die Bühne dem Tournee-Ensemble die Zuschauer weggenommen hätte. Aber so ist das nun mal und daher mussten die Karten neu gemischt werden. Das Exklusivrecht gilt für eineinhalb Jahre mit Option auf Verlängerung. So lange gibt es also keinen einzigen Akt „Sister Act“ in Hallenberg.
Für die Bühne ist das aber kein Beinbruch. „Romeo und Julia“ soll natürlich keine staubige Klassiker-Inszenierung werden, sondern eine junge, frische Interpretation mit Musik. Die kommt - wie auch beim „Zauberer von Oz“ – von Stefan Wurz, der damit auf eine Dreifachaufgabe zusteuert. Neben der musikalischen Leitung in beiden Stücken (dazu zählen auch Neukompositionen) wird der 59-jährige Komponist, Musiker und Arrangeur auch die Regie im Erwachsenentheater übernehmen. Uwe Bautz, der auf drei erfolgreiche und sehr unterschiedliche Inszenierungen in Hallenberg zurückblickt, hatte aus persönlichen Gründen auf eine Fortsetzung seiner Arbeit in diesem Jahr verzichtet. „Ich bin von der Qualität der Spieler und der Bühne überzeugt und habe mich dort sehr wohl gefühlt.“ Sein Lebensmittelpunkt sei aber Leipzig und da habe er diesmal andere Prioritäten gesetzt. „Das heißt aber nicht, dass ich nicht vielleicht einmal wiederkomme.“
Am 7. September fällt in Hallenberg der letzte imaginäre Vorhang der Saison. Und dann geht es auch schon weiter mit den Planungen für die Spieltermine. Pippel: „Mit dem bisherigen Verlauf der Saison sind wir sehr zufrieden. Vergangene Woche hatten wir 1023 Besucher in einer Vorstellung – und darunter war nur eine Besuchergruppe mit Bus. Das Rad dreht sich gerade wieder zu unseren Gunsten. Die Gruppenreisenden werden weniger, aber dafür kommen viele Familien und kleine Gruppen. Wir schauen genau, welche Termine gut, und welche weniger gut laufen; die 17-Uhr-Termine wochentags hinterfragen wir aktuell kritisch.“
Letzter Aufführungstermin ist für „Aladin“ am 7. September um 11 Uhr und für „In 80 Tagen um die Welt“ am selben Tag um 15.30 Uhr. Zum Finale hat sich die Bühne etwas Besonderes ausgedacht. Bühnensprecher Georg Glade: „Wer an dem Tag Karten für beide Stücke kauft und sie mit dem Namen versehen vor Ort an einen unserer Mitarbeiter/eine unserer Mitarbeiterinnen übergibt, kommt damit in den Lostopf und kann Freikarten für „Romeo und Julia“ oder „Der Zauberer von Oz“ im nächsten Jahr gewinnen.