Brilon. Olaf Bertels war Stammgast, nun ist er Chef im Kump. Die Briloner Kultkneipe kennt er seit 1984 und will sie neu beleben. Er erklärt seine Pläne.
Das war schon früher wie mein Wohnzimmer für mich - mein Wohnzimmer mit Zapfanlage.“ Olaf Bertels lacht. Seit 1984 kennt der 54-Jährige Briloner den „Kump“ vor dem Tresen. Jetzt hat er die Seiten gewechselt. Seit Anfang August hält er in der Musikkneipe in der Derkeren Straße 12 die Fäden in der Hand. Ein neuer Wirt für die Kneipenszene in Brilon.
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„Ich habe ja schon als Jugendlicher angefangen hier reinzugehen, hier hat meine „Wirtschafts-Sozialisierung“ angefangen“, erzählt er. Als er dann das Angebot bekam, den Laden zu übernehmen, habe er die Gelegenheit beim Schopf gepackt - „Bevor hier noch was anderes reinkommt oder irgendein Auswärtiger das weitermacht.“
Olaf Bertels erzählt von früher. Zahllose Freundschaften habe er im „Kump“ geschlossen, viele davon würden bis heute bestehen. Der legendäre und durchaus zweifelhafte Ruf der Kultkneipe gegenüber vom Kolpinghaus sei stets Fluch und Segen zugleich gewesen: „Viele sind genau deswegen gekommen, andere aber eben auch genau deswegen nicht.“
Kump galt früher als verrucht
Der „Kump“ habe früher als ziemlich verrucht gegolten. Und verraucht: „In manchen Nächten konnte man vor lauter Qualm ja kaum die gegenüberliegende Seite des Tresens sehen,“ weiß Bertels. Diese Zeiten sind längst vorbei. Er erinnert sich an „die legendären Vorgängerwirte, vor allem in den 80er/90er Jahren, wie Zombie, Hubsi, Schraki, Zacke, Mazzola und natürlich auch Gisbert.“ Das alles sei schwer zu toppen.
Das Lokal gibt es seit 1978. . Anfangs lief es als „Henninger Bierkump“, später unter Mazzola hieß es mal für ein paar Wochen „Out“. Das hat sich aber nicht durchgesetzt. Es ist eben der „Kump“ - und vor allem ’der‘ und nicht ’das‘ Kump, betont Bertels. Auch er hat keine Ahnung, wieso manche Leute das immer wieder sagen. Wahrscheinlich wie bei Nutella.
Die „Übernahme-Party“ sei jedenfalls ein „voller Erfolg“ gewesen. Viele Stammgäste von früher, die teilweise schon ewig nicht mehr da waren, seien gekommen. „Bis morgens um vier war es knallvoll.“ Er habe vorher nie darüber nachgedacht, den „Kump“ mal selber zu übernehmen oder überhaupt in der Gastronomie selbstständig tätig zu werden. Bislang, seit 15 Jahren, hat Olaf Bertels als Tagesvater gearbeitet. Das habe er nun aufgegeben, und zwar „schweren Herzens.“ Angefangen habe das nach der Geburt des ersten Kindes mit seiner Frau Claudia Bertels, die als Schulleiterin am Gymnasium in Meschede arbeitet. „Ich war Hausmann und auf den Tipp eines Bekannten hin, habe ich zunächst eine Tagesgruppe im Familienzentrum Leuchtturm geleitet. Dann habe ich in die Betreuung für Kinder ab ein Jahr zu Hause gewechselt.“ Bertels eigene Kinder sind inzwischen 15, 16 und 18. Die 16-Jährige Tochter macht zur Zeit einen einjährigen Schüleraustausch in den USA.
Nerven aus Stahl
Durch die jahrelange Kinderbetreuung habe er „Nerven aus Stahl“. Das wird dem Briloner in seinem neuen Job zu Gute kommen, denn er will „ganz klar die meiste Zeit selber hinter dem Tresen stehen.“ Das alte Team habe er trotzdem weitgehend übernommen. Gäste werden am Zapfhahn also weiterhin auf bekannte Gesichter treffen. Viel ändern will Bertels ohnehin nicht. „Ein paar Renovierungsarbeiten, ein paar Kleinigkeiten.“ An den Sitzecken zum Beispiel oder am Außenbereich.
Einige Neuerungen sind eigentlich gar keine: „Ich will auf jeden Fall die gute, alte Kump-Tradition wieder aufleben lassen. Unter anderem mit Parties, die früher schon immer gelaufen sind. Haarneval, wo alle mit Perücken kommen, Weihnachtssingen, Girl’s Day, Karnevals-Polonaise und so weiter.“ Das Kump-Quiz soll es in der alten Form auch weiterhin geben. „Das ist halt ein Kneipen-Quiz“, so Bertels. „Drei Runden à zehn Fragen und für die ersten drei Plätze gibt’s was zu gewinnen. Das ist so alle sechs Wochen.“
Ansonsten plane er auch weiterhin Konzerte. Für den 26. Oktober sei Mandowar aus Wetzlar vorgeplant und heute, am 23. August, spielen „Alle außer ich“ und „Bad Moon“. Eintritt frei, Einlass ab 19 Uhr. Auch eine Neuerung: Künftig öffnet der Kultschuppen schon um 19 statt um 20 Uhr und das mittwochs bis sonntags. Ende offen. Lediglich der Samstags-Frühschoppen falle erstmal weg. „Als Event in der Zukunft ist der aber nicht ausgeschlossen.“
Preise sollen stabil bleiben
Die Preise für Goliath, Sport & Co sollen stabil bleiben. „Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass ich wegen der Inflation vielleicht mal 10 oder 20 Cent anheben muss.“ Es soll aber definitiv gewohnt günstig bleiben, verspricht der neue Wirt: „Es braucht keiner zur Bank latschen, wenn er sich hier einen brezeln will.“ Zum Beispiel nächsten Monat bei der Kirmes. Denn: „Es wird wieder ein Kumpzelt geben! Zwar nur auf dem vorderen Parkplatz, also etwas kleiner und ohne Konzerte, aber es wird auf jeden Fall ’ne super Party werden.“
Völlig unterschätzt habe er indessen den Verwaltungsaufwand, den so eine Kneipe mit sich bringt: „Ich will wirklich keinen abschrecken einen Laden zu eröffnen oder zu übernehmen, aber das ist echt nicht ohne,“ sagt er. Inzwischen habe sich aber alles eingespielt und sei kein Problem mehr. „Ich bin meinen Vorgängern Sebastian Kühl und Jasmin Zgorecki daher wirklich sehr dankbar. Die haben mir bei der Übernahme sehr geholfen und zur Seite gestanden.“
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Und wie tickt der neue Herr des Hauses so privat? „Ich bin ein total sozialer Mensch, mache gerne viel mit meiner Familie, liebe Gesellschaftsspiele, Schocken, Kartenspiele. Ich bin gerne draußen. Wenn möglich, komme ich mit dem Fahrrad zur Arbeit.“ Olaf Bertels freut sich auf die kommende Zeit, die Parties und die netten Leute. „Ich mache den Rahmen und für den Rest sorgen die Gäste. Das war ja früher auch immer so.“