Elpe/Hochsauerland. Nach dem schweren Learjet-Unfall in Elpe vor zehn Jahren sind Abfangübungen im Sauerland immer noch üblich. Die Bundeswehr gibt Antworten.

Gibt es die Übungsflüge immer noch? Könnte sich ein Flugzeugunglück wie vor zehn Jahren in Elpe noch einmal ereignen? Hat die Bundeswehr Konsequenzen daraus gezogen? Am 23. Juni jährte sich der Unfall, bei dem zwei Piloten eines Learjets ums Leben kamen, als sie im Rahmen einer Abfangübung mit einem Kampfflugzeug der Bundeswehr zusammenstießen, zum zehnten Mal.

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Damals forderte die Politik eine Einstellung dieser Übungsszenarien über dem Sauerland. Man wisse gar nicht, was sich über den Köpfen abspiele, so Landrat Dr. Karl Schneider. Schon vor zehn Jahren erklärte die Luftwaffe, es sei nicht möglich, Übungsflüge über menschenleerem Gebiet durchzuführen. Dafür seit Deutschland zu dicht besiedelt. Und es würde auch nicht ausreichen, Abfangmanöver über der Ost- oder Nordsee oder in Nordamerika durchzuführen. Die Piloten müssten mit den Verhältnissen im Land vertraut sein. Dabei gehe es nicht nur um Berg- und Talformationen, sondern auch um die Kenntnis der Flugplätze, auf denen ein eventueller Eindringling zur Landung gebracht werden solle. An der Einstellung hat sich nichts geändert.

Was sagt die Bundeswehr heute, zehn Jahre nach diesem Unglück? Antworten gibt ein Sprecher vom Kommando der Luftwaffe.

Wrackteile des Learjets wurden mehrere Kilometer von der Unglücksstelle gefunden.
Wrackteile des Learjets wurden mehrere Kilometer von der Unglücksstelle gefunden. © WP

Sind Übungsflüge in dieser Form auch heute noch üblich? Hat sich daran  - im Ablauf oder in der Anzahl - nach dem Vorfall in Elpe etwas geändert?

Zum Einsatzspektrum des Eurofighter gehört die Wahrnehmung lufthoheitlicher Aufgaben im Rahmen der Quick Reaction Alert (Anmerkung der Redaktion: Quick Reaction Alert (QRA) bezeichnet eine Stufe der Gefechtsbereitschaft in der Militärfliegerei). Hierfür ist die Fähigkeit zum Abfangen von Luftfahrzeugen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in verschiedenen Höhenbändern entlang international standardisierter Verfahren erforderlich. Zum Erwerb und Erhalt dieser Fähigkeit ist regelmäßiges Training notwendig, so dass Übungsflüge unverändert erforderlich sind und durchgeführt werden. Besonderheiten beim Abfangen ziviler Luftfahrzeuge werden im Rahmen der Ausbildung in einer Simulatormission hervorgehoben. Um Risiken im Übungsflugbetrieb weiter zu minimieren, ist vor jeder Durchführung eine detaillierte Vorflugbesprechung mit allen Beteiligten erforderlich.

Ein Schwertransporter transportiert den beschädigten Kampfjet vom Typ Eurofighter 2015 ins Airbus-Werk nach Oberbayern.
Ein Schwertransporter transportiert den beschädigten Kampfjet vom Typ Eurofighter 2015 ins Airbus-Werk nach Oberbayern. © dpa | Daniel Karmann

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Finden solche Übungen auch heute noch speziell über dem Sauerland und/oder über Elpe statt?

Abfangübungen werden in verschiedenen Höhenbändern und somit in unterschiedlichen Lufträumen durchgeführt. Eine Durchführung über dem Sauerland ist dabei grundsätzlich möglich, die Region ist aber nicht speziell für diese Übungen vorgesehen.

Maschine aus Elpe fliegt nicht mehr

Der Eurofighter, der in Elpe am Zusammenstoß beteiligt war, ist laut Bundeswehr nicht mehr in Flugeinsatz (siehe Interview). Die ersten Exemplare dieses Typs wurden 2003 an die Bundeswehr ausgeliefert. Nutzer der Maschine sind neben den Luftstreitkräften der vier europäischen Herstellernationen (Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien) die Luftstreitkräfte von Österreich sowie der vier arabischen Golfstaaten Saudi-Arabien, Katar, Kuwait und Oman.

Die Anschaffungskosten eines etwa 23 Tonnen schweren Eurofighters Typhoon (neuestes Modell) sollen ungefähr 90 bis 110 Millionen US-Dollar pro Flugzeug kosten. Die Kosten pro Flugstunde für einen Eurofighter liegen nach Experten-Schätzungen in der Größenordnung von etwa 70.000 bis 100.000 Euro.

Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach dem Unglück in Elpe kollidierten am 24. Juni 2019 zwei Eurofighter bei einer Luftkampfübung nördlich des Fleesensees in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Pilot kam ums Leben, der zweite wurde verletzt am Fallschirm hängend aus einer Baumkrone gerettet.

Ist der Eurofighter von damals noch im Einsatz? Ich meine mich zu erinnern, dass er seinerzeit zur Reparatur als Großraumtransport zum Airbus-Standort bei Manching transportiert wurde?

Das Luftfahrzeug befindet sich nach dem Schwertransport vom TaktLwG 31 B immer noch bei Airbus am Standort Manching (Anmerkung der Redaktion: Die Abkürzung steht für Taktisches Luftwaffengeschwader 31 in Nörvenich; das liegt in Nordrhein-Westfalen und ist einer von vier Eurofighter-Standorten der Luftwaffe). Dort wird das Luftfahrzeug derzeit durch die Firma. Airbus D&S als Erprobungsträger für die Radar Weiterentwicklung genutzt. Im Anschluss wird das Lfz im TaktAusbZ Süd am Standort Kaufbeuren zur Ausbildung dienen. Ein aktiver Flugbetrieb mit diesem Lfz ist nicht mehr geplant.

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