Marsberg/Helminghausen. Bis zu acht Windräder könnten laut Regionalplanung am Buttenberg entstehen, mitten im Naturpark Diemelsee. Die Anwohner kritisieren das Vorhaben
Der Versammlungsraum im „Gasthof zum Diemeltal“ ist voll am Abend des 13. Juni, trotz des herrlichen Wetters draußen ist fast jeder Platz belegt. Der Einladung des Ortsbeirats Helminghausen zur öffentlichen Sitzung sind viele gefolgt. Das große Thema des Abends: die Windkraftanlagen am Diemelsee. Ein Thema, das den kleinen Marsberger Ortsteil in Aufruhr versetzt.
Erste Entwürfe sehen acht Windräder am Diemelsee vor
Auch Helmut Löhring vom Amt für Planung und Liegenschaften der Stadt Marsberg ist gekommen, um den Einwohnern das Vorgehen der Bezirksregierung Arnsberg fachlich zu erläutern: Diese hatte in ihrer Regionalplanung die mehr als 175 Hektar große Fläche oberhalb des Diemelseeufers am Buttenberg als Windpotenzialfläche ausgewiesen. Erste Planungsentwürfe von Projektierern zu einem potenziellen Windpark auf der Fläche sorgten bereits für Diskussionen unter den Helminghäusern: bis zu acht Windräder der neuesten Generation könnten auf dem Areal am Diemelsee gebaut werden, jedes davon 250 Meter hoch. Wolle die Gemeinde Einwände gegen die Potenzialflächenplanung der Bezirksregierung erheben, müsse ein offizieller Einspruch in naher Zukunft und spätestens bis Mitte Juli erfolgen, erklärt der Kommunalvertreter. Die Stadt Marsberg selbst vertrete zu diesem Zeitpunkt einen neutralen Standpunkt in der Angelegenheit, wie Helmut Löhring betont. Eine offizielle Stellungnahme der Stadt in Bezug auf das Thema sei für die kommende Stadtratssitzung am 27. Juni vorgesehen.
Von Seiten der Einwohner wird die Flächenausweisung durch die Bezirksregierung scharf kritisiert. Vor allem die Sorge um die Erhaltung des Landschaftswerts im Naturpark Diemelsee wird von den rund 30 Versammlungsmitgliedern geteilt. Auch die Zukunft des Diemelsees und seiner Umgebung als Erholungsgebiet und als Tourismusstandort sehen viele in Gefahr: „Warum sollen wir das kaputt machen?“, wirft ein junger Mann in den Raum und erntet zustimmendes Nicken.
Mangelnde Abstände zu Wanderwegen, Ferienhäusern und Standbad
Ein besonderer Fokus in der Kritik liegt auf der Position der ausgewiesenen Fläche inmitten eines Netzwerks aus Waldwanderwegen, die den Hang oberhalb des Diemelseeufers überziehen. Bei einem dieser Wege handelt es sich um die Sauerland-Waldroute, einem übergeordneten Wanderweg, der von Iserlohn über 240 Kilometer bis nach Marsberg führt und als zertifizierter Qualitätsweg ausgewiesen ist. Dieser Weg führe genau an der Planfläche der Bezirksregierung entlang, lautet der Hinweis des Ortsbürgermeisters Josef Siebers. Im Flächennutzungsplan sei für Windkraftanlagen ein Mindestabstand von 440 Metern zu übergeordneten Wanderwegen vorgesehen: „Da hat sich die Bezirksregierung vertan.“ Bemängelt wird auch der fehlende Abstand der Planflächen zu Wochenend- und Ferienhäusern entlang des Diemelseeufers, ebenso wie ein mangelnder Mindestabstand zum Helminghäuser Strandbad. „All diese Abstände werden im Plan der Bezirksregierung nicht eingehalten“, betont Josef Siebers.
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Auch einer grundlegenderen Frustration machten einzelne Anwesende bei der Versammlung Luft: Mit Blick auf das Windenergieflächenbedarfsgesetz, welches das Land NRW bis 2025 umsetzen will, seien ländliche Regionen im Vergleich zu Ballungsräumen unverhältnismäßig stark von der Flächenausweisung für Windkraftanlagen betroffen: „Der Bezirk reicht bis nach Bochum-Herne, aber der ländliche Raum muss herhalten“, heißt es aus den Zuhörerreihen. In Hinblick auf erneuerbare Energien gebe es am Diemelsee durch das Wasserkraftwerk an der Talsperre bereits viel Potenzial, das nicht ausgeschöpft werde: Anstelle von Windkraftanlagen inmitten des Naturparks Diemelsee zu bauen, solle das Wasserkraftwerk modernisiert und effizienter genutzt werden, lautet die Forderung eines Anwohners.
Helminghäuser lehnen Flächenplanung ab
Neben vielen weiteren Einwänden gegen den Flächenplan steht die Frage im Mittelpunkt, was als Nächstes zu tun ist. Einstimmung beschließen die Anwesenden, dass der Ortsbeirat Helminghausen die Flächenplanung in einer offiziellen Stellungnahme an die Stadt Marsberg ablehnen soll mit der Empfehlung an die Stadt, sich ebenfalls gegen den Flächenplan der Bezirksregierung auszusprechen. Das nächste Ziel sei, an die Bezirksregierung heranzutreten und mithilfe der lokalen Expertise über Schutzgebiete und Einschränkungen in der Umgebung wirksame Argumente gegen die Planung vorzubringen, so der Ortsbürgermeister. Deshalb solle ein Arbeitskreis sich damit befassen, die Argumente sachlich und korrekt anzuführen und der Bezirksregierung vorzulegen. In der Angelegenheit sei jedoch Eile geboten, betont auch Josef Siebers nochmals: „Wir dürfen nicht warten.“
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