Brilon/Hochsauerlandkreis. Die Liste der Hochburgen der AfD im Sauerland ist lang, Lokalpolitiker reagieren besorgt - auch mit Blick auf die Kommunalwahl 2025.

Die AfD ist im Hochsauerland angekommen. Insgesamt knapp 12,5 Prozent erreichte die Partei bei der Europawahl am 9. Juni zwischen Arnsberg und Hallenberg - damit machte jeder achte Wähler im HSK sein Kreuz bei den Rechtspopulisten. In Brilon schnitt die AfD mit 14,41 Prozent kreisweit am stärksten ab. „Das ist schon erschreckend“, konstatiert der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat Brilon, Hubertus Weber, zwei Tage nach der Wahl. Der AfD-Kreisvorsitzende Otto Strauß wiederum gab sich gegenüber der Westfalenpost nach der Wahl selbstbewusst: „Mein Ziel lautet, bei der Kommunalwahl zweistellig zu werden.“ Das scheint alles andere als unrealistisch. Denn die Kommunalwahl in NRW steht bereits im Herbst 2025 an.

Wo die Hochburgen der AfD im HSK liegen

Die AfD schneidet bei der Europawahl im HSK fast flächendeckend gut ab. Nur wenige Ausreißer nach unten gibt es für die Partei. In dem Stimmbezirk Radlinghausen beispielsweise holt sie nur 2,9 Prozent oder in Bontkirchen landet sie bei 5,7 Prozent. Dem gegenüber stehen „AfD-Hochburgen“ wie Altenbrilon (20,3 Prozent), das Niedere Quartal (20,9 Prozent), Müggenborn/Schulzentrum (22,7 Prozent), Gudenhagen (22,7 Prozent) oder Brilon-Wald (23 Prozent). Diese Stärke der AfD in einzelnen Stimmbezirken ist kein Alleinstellungsmerkmal von Brilon. In Olsberg landet sie in zwei städtischen Stimmbezirken über 22 Prozent und in einem Bigger Stimmbezirk über 20 Prozent. In Elpe kommt sie auf 22,4 Prozent. Oder Marsberg: hier holt die AfD im Stimmbezirk „Niedermarsberg 010“ satte 28 Prozent, in Bredelar 26 Prozent, in Essentho 23,9 Prozent. In Winterberg dürfen Niedersfeld (20,2 Prozent) und Altenfeld (23 Prozent) als Hochburgen gelten. In Medebach holt die AfD in den Stimmbezirken „Feuerwehrhaus Medebach“ und „Kindergarten Hohoff“ jeweils 21 Prozent und im St-Sebastianus-Saal stimmen 30,2 Prozent für die AfD. In Hallenberg schneidet die AfD im Wahlbezirk „Hallenberg 2“ mit 19,4 Prozent am stärksten ab.

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Die Sorgen und Probleme ernst nehmen

In Brilon herrscht bei den etablierten Parteien Katerstimmung. SPD-Fraktionschef Hubertus Weber zeigt zuallererst mit dem Finger Richtung Berlin. „Dort muss sich einiges ändern. Das erwarte ich deutlich“, sagt er. „Mit dem Kanzler bei der Europawahl zu werben, war ein Fehler“, so Weber. Er fordert auch inhaltlich einen Kurswechsel. Zum Beispiel in der Frage der Migration von Flüchtlingen erwarte er klare Antworten auch von seiner Partei in der Frage, wie man mit Wirtschaftsflüchtlingen umgehe. „Man muss ja nicht gleich sein gesamtes Menschenbild über den Haufen werfen, wenn diese Fragen ernsthaft und konsequent diskutiert werden.“

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„Wir haben mit dem Themenfeld Migration mittlerweile ein Riesenproblem. Es wird viel geredet, aber getan wird nichts.“

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CDU-Fraktionschef Eberhard Fisch sieht das ganz ähnlich. „Wir haben mit dem Themenfeld Migration mittlerweile ein Riesenproblem. Es wird viel geredet, aber getan wird nichts.“ In der Bundespolitik, mutmaßt Fisch, würden unbequeme Themen ungern deutlich angesprochen aus Furcht vor Widerstand. „Was ist mit schwerstkriminellen Asylbewerbern?“, fragt Fisch. Niklas Frigger, Stadtverbandsvorsitzender der Briloner CDU, blickt skeptisch in Richtung Berliner Politik. „Die wirklichen Sorgen und Probleme der Menschen hat diese Regierung nicht ernst genommen. Das gilt aber auch für die CDU. Wir waren ja auch lange genug in Regierungsverantwortung.“ Sein Fazit: „Die AfD ist selbst nicht so stark. Es ist die Schwäche von uns, die sie so stark gemacht hat.“

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AfD bislang nur im Stadtrat Arnsberg und im Kreistag

Bislang ist die AfD im Hochsauerlandkreis nur im Stadtrat in Arnsberg vertreten, außerdem im Kreistag. Man habe zwar seit zwei Jahren „einen starken Zulauf“, es sei aber dennoch schwierig, in der Fläche überall präsent zu sein, sagt der AfD-Kreisvorsitzende. In der Briloner Politik beschäftigt man sich aber spätestens seit dem Ausgang der Europawahl mit dem Szenario, dass AfD-Ratsmitglieder nach der Kommunalwahl im Herbst 2025 mit am Tisch sitzen könnten. „Eine Zusammenarbeit kann es nicht geben“, hält Niklas Frigger die Brandmauer gegen die AfD aufrecht. Aber: „Wenn die AfD einen Antrag einbringt, der sinnvoll ist, dann sollten wir in diesen Einzelfragen darüber auch diskutieren können.“ Alle Mitglieder der Partei pauschal „als rechtsradikal oder als Neonazi abzustempeln“ sei nicht richtig. Der Briloner CDU-Fraktionschef Eberhard Fisch sieht das ganz ähnlich. „Wenn die AfD hier antritt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie im Rat sitzt.“ Die Parteilinie der CDU sei klar: „Keine Zusammenarbeit mit der AfD. Daran halten wir uns auch.“ Persönlich schätze er die Sachlage pragmatischer ein, wenn es dazu kommen sollte, dass die AfD in den Rat einziehe. „Man sollte es eigentlich sachorientiert sehen“, so Fisch. Wenn es um einen Antrag zur Sanierung eines Sportplatzes gehe, sei es nicht zwingend sinnvoll, ihn abzulehnen, weil der von der AfD komme. Ähnlich sieht es auch Niklas Frigger. Eine Zusammenarbeit mit der AfD sieht SPD-Fraktionschef Hubertus Weber als ein schwieriges Feld. „Ich bin kein Freund der Brandmauer gegen Rechts. Man muss sich damit auseinandersetzen und diskutieren, wenn es soweit ist“, sagt er.

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