Hallenberg. Halbenbergs Bürgermeister Enrico Eppner erklärt im WP-Interview wie die Stadt finanziell aufgestellt ist und was dass für die Bürger bedeutet:

Auch die Stadt Hallenberg steht zunehmend unter finanziellen Druck. Bürgermeister Enrico Eppner berichtet im WP-Interview, welche Herausforderungen die Stadt im Hochsauerlandkreis am meisten beschäftigen und an welchen Stellen der Bürger das zu spüren bekommt.

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Wie erwarten Sie die finanzielle Entwicklung Ihrer Kommune in den nächsten Jahren?

Gerne würde ich hierzu eine verlässliche Auskunft geben, jedoch haben uns die letzten drei Jahre gezeigt, dass die finanziellen Gegebenheiten nach Kalamität, Corona und einem Krieg in Europa, welcher auch die Energiepreise in Deutschland massiv beeinflusst, nicht mehr mit dem Vor-Krisen-Modus zu vergleichen sind. Als Kommune müssen wir weiterhin sehr maßhaltig mit den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln haushalten. Die Stadt Hallenberg ist bedingt durch engagierte Macher im Bereich Handwerk, Industrie, Handel und Tourismus gut aufgestellt. Diese Akteure sind Profis in Ihrer jeweiligen Branche und anpassungsfähig, was mich positiv in die Zukunft blicken lässt. Uns ist es gelungen, trotz der neuen finanziellen Realitäten, neue Gewerbe und Branchen in die Stadt Hallenberg zu holen beziehungsweise anzusiedeln. Auch dieser Unternehmergeist lässt mich positiv in die kommenden Jahre blicken. Alles natürlich nur, wenn nicht erneut eine unvorhergesehene Krise naht.

Wie steht es um die Kreditentwicklung in den kommenden Jahren?

Die Stadt Hallenberg hat den Fahrplan auch weiterhin sukzessiv Kredite abzubauen und keine Neuverschuldung zuzulassen.

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Wie wollen Sie die steigenden Kosten kompensieren und welche kommunalen Investitionen müssen möglicherweise aufgeschoben werden?

Eine reine Kompensation wird nicht denkbar sein. Der Forstbereich als Beispiel hat über Jahrzehnte als gesicherte Einnahmequelle gedient. Hier werden wir in den kommenden Jahren die notwendigen Wiederbewaldung umsetzen müssen. Mit Blick auf die Generationen nach uns ist es jedoch etwas, was wir auch wollen und zur Generationengerechtigkeit beiträgt. Klar ist aber, dass wir beispielsweise im Bereich der kommunalen Gebäudeinfrastruktur zukünftig eher die Wiedereröffnung nach der energetischen Sanierung sehen werden und Neubauten, beziehungsweise Großprojekte, sich auf das absolut Notwendige beschränken werden. Wichtig ist eine Balance aus bürgerfreundlichen Investitionen im Zuge der Daseinsvorsorge, die einen Mehrwert schaffen und natürlich nachhaltiger Finanzsteuerung ohne jedoch Investitionsstaus zu riskieren.

Welche finanzielle Rolle spielen der Klimawandel und die Digitalisierung für die Kommune?

Der Klimawandel ist das Thema unserer Zeit, unser heutiges Handeln kann das Leben vieler Generationen nach uns beeinflussen, aus diesem Grund müssen wir uns bei jedem Euro, den wir bewegen, Gedanken darüber machen, wie nachhaltig unsere Investition ist. Ebenso gehören digitale Bestandteile bereits zum Alltag einer jeden Kommune. Um mit Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt zu bleiben sind digitale Kanäle neben der persönlichen Ansprache enorm wichtig geworden. Ebenso wichtig geworden ist die Digitalisierung im täglichen Arbeitsablauf der Städte und Gemeinden. Die digitale Akte stellt neben automatischen Workflows zur Sicherstellung von rechtssicheren Arbeitsabläufen aber nur einen Bruchteil der Möglichkeiten dar. Hier stehen wir noch mitten in der Entwicklung und bewerten immer wieder die Potenziale, die die Digitalisierung uns bieten kann.

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Inwieweit werden die Bürger diese kommunalen Herausforderungen spüren?

Durch unseren bedachten Umgang mit unseren Finanzen versuchen wir die Bürgerinnen und Bürger natürlich so gut es geht zu schützen. Eine Kommune ist aber auch ein Verbraucher, wie jede Einzelperson auch und somit auch beeinflusst, durch die Inflationsrate oder gestiegene Allgemeinkosten. Da alle Menschen in Zeiten der Krisen einen Preisanstieg verspürt haben, versuchen wir als Kommune die Belastungen so gut es geht in einem moderaten Maß zu halten.

Wie stehen Sie zu der Aussage der Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi-Köhler Geib: „Der Dauerkrisenmodus droht die Klimatransformation auszubremsen.“?

Ich teile die Meinung von Frau Geib, dass der Dauerkrisenmodus die Klimatransformation ausbremsen kann. Ob er es wirklich macht, liegt an uns selber und wie wir unsere Prioritäten setzten. Wenn unser tägliches Handeln durch ein ressourcenschonendes Denken geprägt ist und wir uns bei jeder Investition die Frage stellen, welchen Einfluss sie in vielen Jahren noch auf unser Klima hat, dann können wir auch mit den zur Verfügung stehenden Mitteln die Klimatransformation schaffen. Diese Vorgehensweise ist alternativlos.