Hallenberg/Bad Berleburg. Drei neue Windräder in Hallenberg an der Grenze zu Bad Berleburg: Das ist der Plan der Firma Juwi (Rheinland-Pfalz). Nun ist die Politik gefragt.
Die Firma Juwi hat kürzlich bei der Stadtverwaltung in Hallenberg angefragt, ob diese ihr zwei Grundstücke an der Wallershöhe sowie Hasselrücken im Südwesten des Stadtgebiets an der Grenze zum Kreis-Wittgenstein zur Verfügung stellt. Das Thema wird am Mittwochabend (9. Juni) in der Ratssitzung beraten. Bürgermeister Enrico Eppner hat dazu eine klare Meinung: „Wir dürfen nicht zulassen, dass auf solchen Flecken unberührter Natur Windparks mit allen dazu gehörigen massiven Eingriffen entstehen.“ Er hofft auf ein klares Bekenntnis der Ratsmitglieder und gleichzeitig eine fruchtbare Diskussion zu Klimaschutz-Alternativen.
Bad Berleburger Bürgermeister informiert
Die Wallershöhe gehört mit ihren 812,5 Metern ü.M. zu den sieben höchsten Bergen im Sauerland. Sie ist ein Nebengipfel der bekannten Ziegenhelle und liegt am Premium-Wanderweg Sauerland Höhenflug. Der 766 Meter hohe Hasselrücken befindet sich in unmittelbarer Nähe zum beliebten Langlauf- und Wanderzentrum „Pastorenwiese“ hinter der dortigen Skihütte. Beide Berge sind komplett bewaldet und gehören zum Hallenberger Stadtforst. Die Gipfellagen sind jeweils gar nicht oder nur durch schmale Waldwege erschlossen, die Borkenkäfer-Kalamitäten bisher gering.
Zum Bau von Windparks wären Baustraßen mit einer Breite von 4,50 Meter nötig. Die von Juwi anvisierten Grundstücke stehen nicht unter Naturschutz. Im Abstand von rund einem Kilometer zu diesen Flächen befinden sich der zu Hallenberg gehörende Weiler „Trambach“ mit drei Wohnhäusern und einem Bauernhof sowie zwei Aussiedlerhöfe auf Wunderthäuser/Wittgensteiner Seite.
Stadtrat gegen eine Ausweisung von Windkraftvorrangzonen
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Wegen der räumlichen Nähe zu Wunderthausen hat Enrico Eppner auch seinen Amtskollegen Bernd Fuhrmann in Bad Berleburg über die neuen Windkraftpläne informiert. Bereits 2013 hatte sich der damalige Stadtrat gegen eine Ausweisung von Windkraftvorrangzonen in Hallenberg ausgesprochen, weil man aufgrund von Gutachten davon ausging, dass es insgesamt keine geeigneten Potentialflächen gebe. Ein großer Teil des Stadtgebiets steht unter Naturschutz. Die Nichtausweisung von Vorrangzonen birgt das Risiko, dass Investoren Anträge für andere, ihnen geeignet erscheinende Flächen stellen und auf eigene Kosten die dafür erforderlichen Gutachten einholen. Z.B. Winterberg hat im Gegensatz zu Hallenberg eine Windkraftzone bei Altenfeld ausgewiesen, so dass nur an dieser Stelle Windräder gebaut werden könnten.
Eppner: Ökonomische Ziele im Fokus
Eine daraus resultierende Verspargelung der Landschaft durch vereinzelte Windkraftanlagen will Bürgermeister Eppner unbedingt vermeiden: „Bei den jetzigen Plänen geht es der Investorenfirma meiner Meinung nach nicht um ökologische, sondern um ökonomische Ziele, also schlichtweg Profit.“ Er betont jedoch gleichzeitig, dass die Stadt sich dem Klimawandel nicht verschließen werde: „Wir können nicht gegen Windkraft sein und auch andere Klimaschutz-Maßnahmen ablehnen.“ Deshalb werde in der Ratssitzung am Mittwoch die Kampagne „Klimaschutz mit BRAVour“ vorgestellt, an der sich bereits knapp 80 Kommunen im Bereich der Bezirksregierung Arnsberg beteiligen. In einem weiteren Tagesordnungspunkt geht es um die Gestaltungssatzung für die Altstadt und da u.a. um die Frage, inwieweit Photovoltaik-Anlagen ermöglicht werden. Derzeit würden zudem die städtischen Gebäude auf energetische Alternativen überprüft. „Mir ist es wichtig, dass wir das Thema Klimaschutz in Hallenberg nachhaltig denken und die Menschen mitnehmen. Ich könnte mir z.B. auch Solarparks vorstellen. Auf die Diskussion im Stadtrat bin ich gespannt.“
Die Pläne der Firma Juwi
Die Firma Juwi möchte bekanntlich seit Jahren auch vier 240 Meter Windräder auf der Grenze zwischen Liesen und Züschen bauen und dafür im Zweifelsfall auch vor Gericht ziehen. Ursprünglich sollten bereits 2019 Bauanträge eingereicht werden, was bisher nicht erfolgt ist. Der Bau sollte nach früheren Ankündigungen des Investors eigentlich in diesem Sommer starten. Bisher sind jedoch noch keine Bauanträge eingereicht worden. Auf die konkreten WP-Fragen zum im vergangenen Jahr angekündigten Vogelschutzgutachten und zum aktuellen Stand der Planungen für beide Windkraftzonen ging der Juwi-Pressesprecher nicht ein, sondern antwortete pauschal, dass das Unternehmen seine Vorhaben wegen der unklaren Abstandsregeln für Windenergieanlagen in NRW „nicht mit der sonst üblichen Geschwindigkeit“ weiterverfolge. „Wir werden die Planungen wieder aufnehmen, sobald absehbar ist, welche Abstandsregelungen gelten werden.“ Die Projektinformationsseite zu diesem Windpark ist im Internet mittlerweile nicht mehr aufrufbar. Mehrere Grundstückseigentümer in Liesen, darunter sowohl Privatleute als auch die Stadt, hatten angekündigt, die für die Zuwegungen zu den Windrad-Standorten erforderlichen Flächen nicht zur Verfügung zu stellen