Winterberg/Hallenberg. Die Firma Juwi will bei Winterberg 240 Meter hohe Windräder bauen. So wollen die Bürgermeisterkandidaten reagieren, wenn sie gewählt werden.
Seit knapp drei Jahren sind die Pläne der Firma Juwi bekannt, zwischen Liesen, Hesborn und Züschen vier 240 Meter hohe Windkraftanlagen zu bauen. Die Bürgermeister von Hallenberg und Winterberg, Michael Kronauge und Werner Eickler, haben erklärt, sich gegen diese Vorhaben auszusprechen sowie Zustimmungen und Wegerechte für den Bau zu verweigern. Doch wie sieht die Haltung der Kommunen in Zukunft aus, wenn in beiden Städten neue Bürgermeister und Stadträte im Amt sind?
Olsberger Urteil mit Signalwirkung
Der Verein für Umwelt- und Naturschutz Nuhnetal aus Züschen hat die fünf Bürgermeister-Kandidaten daher eingeladen und nach ihrer Meinung gefragt. Anja Licher-Stahlschmidt (SPD) und Udo Keune (FDP) aus Winterberg waren verhindert und haben schriftlich Stellung genommen.„Mit uns wird es keine Windräder zwischen Züschen und Liesen geben“ – das ist die einhellige Meinung aller fünf Bewerber.
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Ebenso Einigkeit herrscht darüber, dass Energieformen wie Wasserstoff, Photovoltaik, Biogas, Erdwärme sowie Förderungen von Einsparmöglichkeiten diskutiert werden müssen. Michael Beckmann erklärte als Ziel dass Winterberg und Hallenberg bis 2030 klimaneutral sein sollten. Das Thema Windkraft sei jedoch auf kommunaler Ebene nicht zu lösen, sondern müsse im Schulterschluss mit Nachbarstädten und auch den Unternehmen sowie Gebäudebesitzern vor Ort angegangen werden. Wichtig sei das noch ausstehende Gerichtsurteil bezüglich Windkraft in Olsberg, das Signalwirkung für künftige Entscheidungen haben könnte. Das Land NRW müsse zudem die Länderöffnungsklausel nutzen und rechtlich verbindliche Mindestabstände von Windrädern zur Wohnbebauung festlegen.
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Zweite Borkenkäfer-Gefahr
Michael Kleinsorge als Revierleiter von Züschen machte darauf aufmerksam, dass sich ganz aktuell durch die Hitze und Trockenheit im August die Borkenkäfer explosionsartig vermehren und gerade komplette Fichtenbestände verloren gingen, die kürzlich noch intakt wirkten. Das gewohnte Landschaftsbild werde sich in den nächsten Jahren dramatisch verändern. Das berge die Gefahr, dass Waldbesitzer, denen die Holzerträge wegbrechen, ihre Flächen an Windkraftinvestoren verpachten könnten. Diesen Grundstückseigentümern müsse man Alternativen aufzeigen.
Der Planungsstand
Der ursprünglich von Juwi für Ende 2019 angekündigte Bauantrag für vier Windräder mit einem Rotor-Durchmesser von 158 Metern, einer Gesamthöhe von 240 Metern und einer Strom-Einspeisung am Franzosenkreuz wurde laut HSK-Pressesprecher Martin Reuther noch nicht eingereicht. Juwi erklärte auf Nachfrage der WP, dass man dabei sei, die Vogelwelt erneut zu untersuchen. Die Antragstellung verschiebe sich daher auf 2021, die bisherigen Ergebnisse würden die positiven Erkenntnisse zum Standort bestätigen. Gemäß Zeitplan auf der Juwi-Internetseite, der nach der WP-Anfrage angepasst wurde, soll es bei der Inbetriebnahme im Jahr 2023 bleiben. Juwi kalkuliert hierfür Klagen bis zum Oberverwaltungsgericht Münster mit in die Planung ein.
Kritik an Thomas Kutschaty
Die Aussagen von SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty, der Anfang August erklärt hatte, die Windenergie im Sauerland ausbauen und die „unsinnige Diskussion über Abstandsregelung“ beenden zu wollen, wurden von den Gesprächsteilnehmern übereinstimmend kritisiert: „Die Natur und die Landschaft der Region sind unser Kapital.“
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Das sagen die Bürgermeister-Kandidaten aus Winterberg und Hallenberg
Enrico Eppner (FDP Hallenberg): Wir müssen die Bevölkerung mitnehmen und klarmachen, dass wir alle Nutznießer der Natur sind und diese Teil unserer Identität ist. Gerade bei jüngeren Leuten höre ich durchaus auch Kritik an unserer Haltung gegen die Windkraft in unserer Region. Wir brauchen nachhaltige Alternativen, dabei sollten die Parteifarben außen vor bleiben.
Matthias Stappert (CDU Hallenberg): Ich stehe zu der Ratsentscheidung aus dem Jahr 2013, keine Windkraft auf Hallenberger Gebiet zuzulassen, und werde alles tun, um die Windkraftanlagen zu verhindern. Sollte ich Bürgermeister von Hallenberg werden, wird sich sowohl die Stadt als auch die CDU-Fraktion mit allen Möglichkeiten gegen den Juwi-Windpark wehren.
Michael Beckmann (CDU Winterberg): Wir müssen die Waldbesitzer dafür sensibel machen, dass sie nicht die durch die Borkenkäferplage wegbrechenden Erträge durch Windkraft-Pachten auffangen wollen Das Thema Windkraft müssen wir im interkommunalen Schulterschluss mit dem HSK und den Dachverbänden hinbekommen, das lässt sich nicht auf kommunaler Ebene allein lösen.
Udo Keune (FDP Winterberg): Mir ist bewusst, dass Windkraftanlagen ein wichtiger Bestandteil im Energiemix sind. Ich habe mir aber auch die Frage gestellt, wo eine Windkraftanlage am meisten Sinn macht. Dabei bin ich zu dem Ergebnis gelangt, dass im Sauerland die Nachteile bei der Stromgewinnung durch Windkraftanlagen viel größer sind als die Vorteile.
Anja Licher-Stahlschmidt (SPD Winterberg): Generell finde ich es wichtig, zukünftig jede Entscheidung im Rat der Stadt Winterberg hinsichtlich Ihrer Auswirkungen auf unsere Natur zu überprüfen. Ich bin gegen massive Eingriffe in unsere Natur und unsere Lebensgrundlage. Das gilt sowohl bei Windkraftanlagen als auch bei Liftanlagen und sonstigen Projekten.
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