Brilon/Alme. Die Stadt Brilon übt auf die St. Ludgerus-Gemeinde Alme Druck aus: Sie soll die Trägerschaft der Kita abgeben. Es geht um Geld und Gerechtigkeit.
Die Stadt Brilon übernimmt nur noch bis 31. Juli kommenden Jahres die vollen Trägeranteile für den St. Ludgerus-Kindergarten Alme. Bis dahin soll die Kirchengemeinde mit dem Gemeindeverband Hochsauerland-Waldeck eine „möglichst einvernehmliche Lösung für die Weiterführung und Finanzierung“ der Einrichtung suchen. Das hat der Rat Brilon bei zwei Gegenstimmen beschlossen - und das waren die der beiden Almer Stadtverordneten Ludger Böddecker (SPD) und Christoph Schneymann (CDU), denn deren Meinung ist: „Die Trägerschaft läuft gut. Die Diskussion um das Geld hat das Ziel, diese Trägerschaft zu zerschlagen“, wie der CDU-Ratsherr sagte.
Zusätzliche Plätze im Thomas-Morus-Haus einrichten
Der St.-Ludgerus-Kindergarten ist der einzige Kindergarten in katholischer Trägerschaft im Bereich des Gemeindeverbandes Hochsauerland-Waldeck, der nicht der Kath. Kita gGmbH angeschlossen ist. Unter deren Dach befinden sich alle anderen 65 katholischen Kindergärten aus dem Hochsauerlandkreis. Wie jenes kleine gallische Dorf gegen die Römer wehrt sich die St. Ludgerus-Kirchengemeinde gegen den Beitritt.
Zusage gilt noch für ein Jahr
Ab 1. August 2023 will die Stadt Brilon - wie bis 2018 - nur noch den Trägeranteil der Kindpauschalen von 4 Prozent für drei Gruppen und den vollen Trägeranteil von 10,3 Prozent für eine Gruppe übernehmen.Seit 1. August 2014 übernahm die Stadt auch den ungedeckten Trägeranteil der Kirchengemeinde von 8 Prozent für eine halbe Gruppe.Zum 1. August 2017 kamen die ungedeckten Trägeranteile für eine weitere ganze Gruppe hinzu.Nach der Weigerung der St. Ludgerus-Gemeinde, die Trägerschaft an die Kath. Kita gGmbH abzugeben, stellte diese die weitere Übernahme der ungedeckten Trägeranteile von 10,3 Prozent für vier Gruppen ein. Der Rat Brilon erklärte sich bereit, diese Anteile befristet bis 31. Juli 2022 zu übernehmen. Die St. Ludgerus-Kita kostet die Stadt Brilon in diesem Jahr deshalb 78.500 Euro, ohne die zusätzlichen Anteile wären nur rund 41.000 Euro fällig.
Die Gründe liegen in der jüngeren Vergangenheit und den Plänen für die Zukunft. 2015 hatte die Kirchengemeinde mit viel Eigenkapital und viel ehrenamtlichem Hand- und Spanndienst den Kindergarten erweitert und modernisiert. Dieser Trakt steht mit 378.244,14 Euro in der Bilanz der Kirchengemeinde, der Bestandsbau dagegen - wie alle anderen Kitas im Erzbistum - mit einem Euro.
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Bei einem Trägerwechsel, so Kirchenvorstand Franz-Josef Sürig, müsste die St. Ludgerus-Gemeinde den Anbau zum Bilanzwert erwerben oder aber Miete zahlen: „Rechtlich kann die Kirchengemeinde Alme nicht auf diese Bilanz-Vermögenswerte verzichten.“
Kontroverse Debatte um Verkleinerung der Pfarrkirche
Das ist nach Auskunft des Gemeindeverbandes gar nicht nötig. Gegenüber der Stadtverwaltung hat der Gemeindeverband darauf hingewiesen, dass er lediglich Träger der Einrichtung, nicht jedoch Grundstückseigentümer werde, wenn seine Kita gGmbH die Einrichtung betreibe. Zudem gibt es bereits konkrete Pläne, für die künftig benötigten Plätze das benachbarte Thomas-Morus-Haus, die Begegnungsstätte der Kirchengemeinde, umzubauen. Die wiederum könnte im Rahmen der derzeit im Ort heftig und kontrovers diskutierten Verkleinerung der Pfarrkirche neu geschaffen werden.
Die St. Ludgerus-Kirchengemeinde habe in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie „nicht nur Willens, sondern auch in der Lage ist, einen Kindergarten mehr als ordnungsgemäß zu betreiben“, betont Kirchenvorstand Sürig in einem Schreiben an die Stadtverwaltung.
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Dass die bisher funktioniert hat, habe an - so CDU-Stadträtin Karin Bange - „an ganz, ganz wenigen Leuten gehangen“. Für ihren Fraktionskollegen Niklas Frigger war vor diesem Hintergrund wichtig, dass nur mit einem neuen Träger der Betrieb der Almer Kita langfristig rechtssicher aufrecht erhalten werden könne. Gegen eine Sonderregelung für Alme sprach sich auch BBL-Ratsfrau Annette Loos aus: Der Anschluss an die Kath. Kita gGmbH bringe für die Einrichtung keine Nachteile.
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SPD-Fraktionssprecher Hubertus Weber sagte, dass der jetzt von der Ratsmehrheit beschlossenen Appell, eine „möglichst einvernehmliche Lösung“ zu finden, „höflich formuliert“ sei. Das sah auch CDU-Sprecher Eberhard Fisch so, der sich gegen eine „Lex Alme“ aussprach, denn: „Es geht um Steuermittel.“