Alme. Das Erzbistum Paderborn stellt die kirchlichen Gebäude auf den Prüfstand. In Alme gibt es konkrete Pläne. Und die gefallen nicht jedem.

Die St.-Ludgerus-Kirche soll wieder auf ihre ehemalige historische Größe reduziert werden. Dazu soll das Mitte der 60er Jahre angedockte Querschiff nebst der Sakristei entfernt und durch eine sogenannte Apsis ersetzt werden. Die Pläne sorgen im Dorf für kontroverse Diskussionen. Franz-Josef Sürig, Geschäftsführer des Kirchenvorstandes, kann das verstehen. Auch ihm fällt die Entscheidung schwer, und das aus einem ganz persönlichen Grund: Sein Vater hat als Kirchenvorstand für den Anbau mitverantwortlich gezeichnet - „Und ich reiße das jetzt wieder ab.“

Damals hatten die Almer tief in die Tasche gegriffen, um das Gotteshaus zu erweitern und als Gemeinde „den Lebensraum zu bekommen, der für die Entfaltung kirchlichen Lebens notwendig ist“, wie Weihbischof Dr. Nordhues bei der Konsekration am 8. Oktober 1966 sagte. Bis zur Segnung waren exakt 121.692 DM gespendet worden, weitere 54.000 DM wurden allerdings noch benötigt.

850 Kirchgänger pro Wochenende

Mitte der 60er Jahre, als das 2. Vatikanische Konzil den Aufbruch der Kirche in die Moderne auslöste, standen den 1440 Gläubigen der St. Ludgerus-Gemeinde in der Kirche 185 Sitzplätze zur Verfügung. Die Erweiterung sorgte für über über 350. Damals, sagt Franz-Josef Sürig, seien an den Wochenenden 850 Menschen zu den Messen gekommen. Bei der jüngsten Kirchenzählung waren es noch 91.

„Fast leerstehende Kirchen sind nicht mehr zu finanzieren,“ so Propst Dr. Reinhard Richter, Leiter des Pastoralen Raumes Brilon, zur WP. Wenn er im Pastoralen Raum unterwegs sei, schaue er sich „genau an, wie die Dörfer und Gemeinden ihre Kirchen annehmen“. Weihnachten und Schützenfest seien die Kirchen ja noch „rappelvoll“, aber selbst Ostern sehe das schon anders aus. Und tendenziell würden die Besucherzahlen weiter sinken.

Diskussion betrifft das ganze Erzbistum

„Die Aufgabe von Gebäuden“ hat das Erzbistum in schöner Zweideutigkeit seinen Leitfaden für den künftigen Umgang mit kirchlichen Gebäuden betitelt. Es sei erkennbar, heißt es darin, „dass dauerhaft nicht alle heute vorhandenen Immobilien zu halten“ seien. Gerade bei Entscheidungen zu Gebäuden, von denen eine hohe Identifikation für Menschen ausgehe und die nicht selten für Generationen gebaut seien, brauche es einen versöhnenden Weg, der sowohl Emotionen Raum gebe als auch sachliche Argumente verstehbar mache.

Manche Gemeinde, so der Propst weiter, sei auf diese Entwicklung schlicht noch nicht vorbereitet. Das betrifft nicht nur den Erhalt der Kirchen, sondern auch die Nutzung von anderen kirchlichen Einrichtungen wie etwa Pfarrhäusern und Pfarrheimen. Auch in den anderen „Dorfgesprächen“ werde diese Entwicklung thematisiert.

Förder- und Finanzierungsfragen

Alles ist, wie so häufig, eine Frage des Geldes. Angesichts rückläufiger Kirchensteuern steht generell die Finanzierung kirchlichen Lebens auf dem Prüfstand. Für Unterhalt bzw. Sanierung „nicht betriebsnotwendiger Gebäudeteile“, so Franz-Josef Sürig, gebe es keine Fördermittel mehr. Dagegen komme Paderborn für den Rückbau des Querschiffes komplett auf, der für die neue Apsis und die Sakristei erforderliche Aufwand werde mit 70 Prozent bezuschusst und die erforderlichen Umbauarbeiten an dem denkmalgeschützten Langhaus mit 80 Prozent.

Von Holz- zum Stahlbau

Die erste Kapelle für Alme wurde vermutlich 946 im Bereich der Almer Freiheit errichtet.

Dort entstand im 14./15. Jahrhundert eine Kirche aus Stein.

Diese Kirche wurde nach Beschädigungen im 30-jährigen Krieg mit der Zeit baufällig und die Benutzung 1752 verboten.

Die neue Kirche wurde 1760 geweiht.

Der Anbau ist eine ausgemauerte Stahlkonstruktion, die mit Grünstein verklinkert ist.

Schon seit fast zehn Jahren befasse sich der Kirchenvorstand mit der Sanierung der Kirche. Denn seit der Einweihung sei noch gar nichts gemacht worden, nicht einmal einen neuen Anstrich habe es gegeben, und mittlerweile sei „das Dach fällig“. Damals sei auch überlegt worden, Alt- und Neubau thermisch zu trennen und nur noch den Neubau für Messen zu nutzen; der Altbau hätte weiterhin als Taufkapelle zur Verfügung gestanden.

Konzept für alle Kirchengebäude im Ort

Bei den aktuellen Überlegungen geht es darum, den Mittelraum des historischen Kirchenschiffes neu zu gestalten. Wie Franz-Josef Sürig sagt, erlaube der Raum rund 80 Bankplätze und rund 50 Stühle. Dabei sollen die Außengänge erhalten bleiben.

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In die Diskussion um die künftige Gestaltung des Gemeindelebens sind auch das Thomas-Morus-Haus und das Pfarrhaus eingebunden. Denkbar sind eine Mitnutzung durch den Kindergarten. Der Kirchenvorstand hofft, noch in diesem Jahr grünes Licht für die weitere Planung zu bekommen.