Brilon. Die „Musikmuschel“ im Briloner Kreishauspark ist Geschichte. Dort geht es aber weiter - und auch das wuchtige Schiefer-Relief bleibt erhalten.

Im vergangenen Jahr wollte die StadtBrilon den Musikpavillon im Kreishauspark anlässlich der Internationalen Hansetage noch für 55.000 Euro aufhübschen. Jetzt machte sie für die halbe Summe tabula rasa: Die Konzertmuschel ist Geschichte. Das Bauwerk mit seinem markanten Spitzdach und seinem schelmischen Schiefer-Relief ist abgerissen. Stattdessen befindet sich dort ein Kiesbett - und das soll dort so bleiben. Es werde genau den gleichen Zweck erfüllen wie der Pavillon, nämlich Spielstätte sein für die unterschiedlichsten kulturellen Veranstaltungen. Das jedenfalls verspricht Thomas Mester, Chef von Brilon Kultour.

Nach Abriss der Konzertmuschel verbleibt dieser Platz mit seinem Kiesbett als Plattform für Bühnen bei Veranstaltungen im Briloner Kreishauspark.
Nach Abriss der Konzertmuschel verbleibt dieser Platz mit seinem Kiesbett als Plattform für Bühnen bei Veranstaltungen im Briloner Kreishauspark. © Unbekannt | Jürgen Hendrichs

Ihren Zweck erfüllte die Konzertmuschel seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr. Sie stammt aus dem Jahr 1970 und war „schon lange nicht mehr bespielbar“, berichtet Thomas Mester. Der Zahn der Zeit hat jahrzehntelang dem Bauwerk zugesetzt. Das Holzdach war undicht, bei unbeständiger Witterung, sagt der Kultur-Manager, habe man es nicht mehr riskieren können, dort Instrumente aufzubauen.

Klaus Krämer (rechts) und Heimatbund-Vorsitzender Winfried Dickel
Klaus Krämer (rechts) und Heimatbund-Vorsitzender Winfried Dickel © Unbekannt | Jürgen Hendrichs

Vor dem Abriss entfernt und gesichert worden ist das Schiefer-Relief aus dem Sockel des Pavillons. Es heißt „Die 3 Briloner“, stammt von dem Siedlinghauser Künstler Eugen Senge-Platten und soll künftig im Garten des Hauses Hövener installiert werden.

„Offenherziges weibliches Geschlecht“

Da dürfte es besser wahrgenommen werden als am Rande des Kreishausparks - und zu vielerlei Gesprächsstoff und Interpretationen sorgen. In den „3 Brilonern“ hat der 1972 im Alter von 81 Jahren verstorbene Bildhauer und Maler einen auf dem illegitimen Briloner Wappentier, dem Esel, reitenden, verhärmt dreinblickenden Bauern verewigt, die beide von einem wuchtigen, fidel violinierenden Weibsbild schier erdrückt werden.

Deshalb, so hat es Heimatautor Theodor Tochtrup in seinen „Geschichten aus Brilon“ festgehalten, werde das Relief auch „Breylske Drachen“ genannt: „Eine Charakterisierung, die von außen kommt, die eine oft selbstbewußte Abwehrhaltung des angestammten Briloners meint, insbesondere aber ein offenherziges weibliches Geschlecht, das sich durchzusetzen weiß, wenn es gilt, bewährte Familientradition und gute Sitten zu hüten, das selbst auf Früh- und Dämmerschoppen und Kartenspiel einen wohltägig-verkürzenden Einfluß auszuüben vermag, wenn die Zeit dazu gekommen ist.“

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Angesichts des Standorts und der Bestimmung der Örtlichkeit als Stätte für kulturelle Events könnte, wer mag, man „Die 3 Briloner“ allerdings auch als rustikale Persiflage auf die in der Kunstgeschichte oft zitierten „3 Grazien“ oder „3 Musen“ sehen...

Das Schiefer-Relief  „Die 3 Briloner
Das Schiefer-Relief „Die 3 Briloner" von Eugen Senge-Platten (Siedlinghausen) aus dem Jahr 1970 stellt einen Esel, einen Bauern und eine Frau dar - im Volksmund heißt des Kunstwerk "Breylske Drache". Die Interpretation ist höchst hintersinnig.. © Unbekannt | Haus Hövener

Zurzeit befinden sich die acht rund 120 mal 50 Zentimeter großen Platten zur Reinigung und Aufarbeitung bei der Fa. Stein Krämer in Brilon. Einige mit schwarzem Permanent-Marker aufgetragene Kritzeleien fallen auf der dunklen Oberfläche zwar erst bei näherem Hinsehen auf, die - so Inhaber Klaus Krämer - sind in der Regel aber am schwierigsten zu entfernen.

Schulhof hat sich bei Corona bewährt

Der Kreishauspark soll auch künftig in die Open Air-Veranstaltungen der Stadt eingebunden werden. Fanden bisher schon etliche Theateraufführen auf dem Rasen statt, so können künftig je nach Bedarf auf dem Kiesbett mobile Bühnen aufgebaut werden.

Den erforderlichen Stromanschluss lässt die Stadt schon jetzt anlegen, das Fundament für die Versorgungsstation ist bereits ausgehoben.

Brilon Kultour-Chef Thomas Mester ist mit dem Verlauf der Corona-Spielzeit zufrieden. Der Schulhof der Heinrich-Lübke-Schule im Steinweg habe ideale Voraussetzungen geboten, um die pandemie-bedingt erforderliche Einlasskontrolle zu den Open Air-Veranstaltungen zu erfüllen. Er werde auf jeden Fall auch künftig weiterhin berücksichtigt.