Hochsauerlandkreis/Brilon. Das erste Hallenbad im Raum Brilon hat seine Wassertemperatur bereits abgesenkt. Resultat rasant steigender Energiepreise. Die weiteren Folgen:
Stammgäste werden es wohl bemerkt haben: Seit gut zwei Wochen ist das Wasser im Hallenbad Siedlinghausen ein Grad kühler als gewohnt. Damit ist der Bäderverein Siedlinghausen der erste im Altkreis Brilon, bei dem sich die steigenden Energiekosten auf den alltäglichen Betrieb auswirken. Dabei steht noch nicht einmal der geringere Aufwand für das Erwärmen des Wassers im Vordergrund, wie Tobias Klauke vom Vorstand des Betreibervereins sagte: Wegen der damit verbundenen geringeren Luftfeuchtigkeit kann nämlich auch die Klimaanlage gedrosselt werden. Fünf bis zehn Prozent, so Klauke, können bei den Energiekosten gespart werden. Wie reagieren die anderen Badbetreiber im Altkreis Brilon auf die davonziehenden Preise für Gas, Strom und Öl?
Neues Blockheizkraftwerk in Hoppecke
Seine Energiesparmaßnahmen konterkarriert sieht der Förderverein des Hallenbads Hoppecke. Dort war im Februar das Blockheizkraftwerk ausgetauscht worden. Das liefert zum einen den Strom für den laufenden Betrieb und unterstützt mit seiner Abwärme den Wasserkreislauf des 25-Meter-Bades. Betrieben wird es mit Erdgas. Andre Adametz, Vorsitzender des Fördervereins, ist aber froh, dass der Vertrag mit dem Versorger noch bis weit in dieses Jahr hinein läuft. Bereits im vergangenen Jahr habe man mehr als 10.000 Euro auf die Energie kosten drauflegen müssen. Das hatte damals schon Auswirkungen auf die Eintrittspreise. Die waren sowohl für Kinder wie auch für Erwachsene um jeweils einen Euro auf 2,50 bzw. 3,50 Euro angehoben worden.
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Mit 33 Grad erreicht das Wasser im Hoppecker Hallenbad mittwochs den höchsten Wert - dann ist Warmbadetag angesagt. Danach lässt der Förderverein es bis zum Dienstag auf 29 Grad abkühlen, ehe es dann wieder aufgeheizt wird. Die Temperaturerhöhung um ein Grad koste, so Adametz, etwa 1500 Euro. Eine generelle Reduzierung der Wassertemperatur kommt wegen der zahlreichen Schwimmkurse, die dem Bad substantielle Einnahmen bringen, derzeit nicht in Betracht. „Das müssten wir überdenken, wenn wir den neuen Vertrag brauchen“, sagt Adametz.
In Madfeld Öl im Einsatz
Konstant 29 Grad warm ist das Wasser im Hallenbad Madfeld. Auch dort ist ein Blockheizkraftwerk installiert, und zwar eins, das mit Heizöl betrieben wird - und davon, so Fördervereins-Vorsitzender Gruß, habe die Stadt für ihre Liegenschaften ja reichlich gebunkert. Etwa 44 Liter schluckt die Anlage pro Tag. So warm wie anderswo brauche das Wasser nicht zu sein, sagt Gruß. Zu den Intensivnutzern neben Schulen und Tauchern gehört der Schwimmverein Marsberg, der fünfmal pro Woche dort sein Training abhält.
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Für den allgemeinen Betrieb ist das Bad nur donnerstags sowie an den den Wochenenden geöffnet. Im Zuge der Corona-Pandemie seien zudem „geschlossene Schwimmveranstaltungen“ nachgefragt worden. Für Einnahmen sorgt auch die Tribüne des Bades, die zum Beispiel bei Kindergeburtstagen gerne gebucht werde. Auf die Eintrittspreise haben sich die Energiekosten in Madfeld noch nicht niedergeschlagen. Dort kostet das Kinderticket 1,50 Euro, Erwachsene zahlen 2,50 Euro.
Fernwärme in Siedlinghausen
Der Bäderverein Siedlinghausen bezieht die Energie aus dem städtischen Holzheizhackschnitzel-Kraftwerk. Seit dem vergangenen Frühsommer war der Verbrauch niedrig. Grund: Seitdem ist nur das Hallenbad in Betrieb. Seitdem wird das Freibad komplett saniert. Mit 1,5 Millionen Euro unterstützen Land und Bund die Arbeiten im Grimmeweg aus seinem „Investitionspaket zur Förderung von Sportstätten“. Kern ist der Einbau eines Schwimmbeckens aus Edelstahl. Die dreimonatige Freibadesaison schlage, so Tobias Klauke vom Förderverein, bei Strom und Gas mit rund 12.000 Euro zu Buche. Der Stromversorger habe bereits eine saftige Preiserhöhung angekündigt, und die Preise für Pellets dürften sich der Entwicklung über kurz oder lang anpassen.
Sägewerk beheizt Freibad Alme
Keine Abstriche hinnehmen brauchen die Besucher, die im Sommer das „Badcelona“ in Alme aufsuchen. Die Energiepreise können dem Förderverein egal sein, sorgt doch die „Lokomobile“ des Sägewerks Runge für eine wohlige Wassertemperatur von 27 Grad. Die Abwärme aus dem Sägewerksbetrieb ersetzt die rund 20.000 Liter Heizöl, die früher für das Bad benötigt wurden - und, so Fördervereinsvorstand Rüdiger Sürig - sorgt für Einnahmen. Denn sie beheizt auch die Gemeindehalle, für deren Energieversorgung eigentlich die Stadt aufzukommen hat. Mit der Verrechnung von rund 12.000 Litern Heizöl entstehe, so Sürig, für beide Seiten eine win-win-Situation. Größte Sorge für die zum 1. Juni beginnende Saison ist das Wetter. Nach dem Corona-Lockdown 2020 suchten im vergangenen Jahr lediglich rund 5000 Besucher das „Badcelona“ auf - absoluter Minusrekord.
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Center Parcs: Abstriche Gästen nicht zumutbar
29 Grad beträgt die Wassertemperatur im Erlebnisbad des Center-Parcs in Medebach. Einsparmaßnahmen sind für Boris Ege, den Geschäftsführer des Center-Parcs in Medebach, derzeit kein Thema. Und das aus mehreren Gründen. Zum einen, weil die Ferienpark-Gruppe für ihre sechs Anlagen in Deutschland mit Strom- und Gasversorgern einen Großabnehmer-Rahmenvertrag abgeschlossen hat. Der schreibt nicht nur günstige Konditionen fest, sondern läuft auch noch bis zum Ende des Jahres. Wobei dem Park-Chef aber bereits jetzt klar ist: „Die neuen Verhandlungen mit den Versorgern werden brutal.“ Zum anderen aber käme der Touristiker auch gar nicht auf die Idee, den Gästen, die schon lange im Voraus ihren Urlaub zu festen Preisen gebucht haben, Abstriche bei der Aufenthaltsqualität zuzumuten, etwa durch ein Absenken der Bad-Beheizung. Das sei höchstens denkbar, wenn dies durch den bundesweiten Notfallplan erforderlich würde.