Brilon/Winterberg/Marsberg. Die Maskenpflicht für Schüler im HSK entfällt. Die Meinungen darüber sind unterschiedlich und kontrovers. Ein Kinderarzt findet deutliche Worte.
Die NRW Landesregierung hat entschieden. Mit Beginn der zweiten Ferienwoche soll die Maskenpflicht an Schulen auch im HSK entfallen. Damit könnten die Lockerungen ab dem 2. November gelten.
Aktuell sind die Schüler im HSK dazu verpflichtet, in den Schulgebäuden und während des Unterrichts eine Schutzmaske zu tragen, erklärt der Direktor des Gymnasium Petrinum in Brilon, Johannes Droste. Lediglich zum Essen und Trinken dürften die Schüler die Masken absetzen, erklärt der Direktor. „Das ist natürlich eine Belastung für die Schüler und die Lehrer. Trotzdem verhalten sich sich alle kooperativ. Bisher hatten wir keine Probleme mit Maskenverweigerern“, sagt Droste.
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Mit den neuen Quarantäneregeln habe es auch Erleichterungen hinsichtlich der askenpflicht gegeben. So entfiel beispielsweise die Pflicht zum Tragen einer Maske auf dem Pausenhof. Doch gegenüber einer möglichen Lockerung gibt sich Droste zurückhaltend. Man solle sich jetzt in die Herbstferien, die in der kommenden Woche beginnen, retten.
Das wäre zunächst die vernünftigste Lösung. Dann könnten die Verantwortlichen in Ruhe entscheiden - auch bezüglich neuer Inzidenzzahlen, so Droste. Dabei solle das Credo gelten: „So viel Maske wie nötig und so wenig Maske wie möglich“, sagt der Direktor.
Maske vermittelt Sicherheit
Ähnlich sieht es der Schulleiter des Berufskollegs in Brilon Franz-Josef Killing. Natürlich sei es insbesondere für seine Schüler begrüßenswert, wenn die Maskenpflicht demnächst fallen würde. Trotzdem würde mit dem Ende der Maskenpflicht die Unsicherheit bei einigen Schülern und Kollegen bleiben, so Killing. „Die Maske vermittelt uns ja auch ein Stück Sicherheit. Und leider sind ja noch nicht alle geimpft“, sagt der Schulleiter.
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Das bestätigen auch Ralf Hahn aus Marsberg und Celine Birkholz aus Winterberg. Die beiden machen aktuell ihr Fachabi am Berufskolleg und würden sich über die Aufhebung der Maskenpflicht freuen. „Es ist echt schwer, nach fünf Stunden noch konzentriert zu sein“, sagt Hahn und Birkholz ergänzt: „Da bekommt man teilweise echt Kopfschmerzen“, sagt sie. Doch beide sind sich in einer Sache einig: Die Maskenpflicht sollte nur für diejenigen fallen, die geimpft sind.
Das sagen die Lehrervertreter
Manuela ten Haaf sitzt im Leitungsteam der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im HSK. Die Lehrerin, die an der Sekundarschule am Eichholz in Arnsberg arbeitet, sieht einer möglichen Lockerung der Maskenpflicht kritisch.
Natürlich sei die Situation für die Schüler und die Lehrer schwierig, trotzdem dürfe man nicht vergessen, dass man immer noch diejenigen schützen müsse, die sich selbst nicht genügend schützen können, so die Gewerkschafterin. Beispielsweise für Kinder unter zwölf Jahren, für die es bisher kein Impfangebot gebe. „Aus unserer Sicht sind nach wie vor nicht genügend Schüler geimpft, um die Maskenpflicht in den Schulen aufzuheben. Und einem Kind möcht möchte man sicherlicht nicht die Folgen von Long-Covid zumuten“, sagt Gewerkschafterin ten Haaf.
Keine Schulschließungen riskieren
Ähnlich sieht es der Vertreter des Philologen-Verbandes, der Vorsitzende des Bezirks Hochsauerlandkreis, Stefan Kleinewalter. Er ist Lehrer im Gymnasium Petrinum in Brilon. Kleinewalter persönlich glaubt, dass es besser sei, weiterhin auf die Maskenpflicht an Schulen zu setzen. „Es ist in jedem Fall sinnvoll, die Masken auch im Winter anzubehalten. Wenn dann bald ein Impfstoff für Kinder da ist, kommen auch wieder rosige Zeiten auf uns zu“, sagt er. Man müsse nur noch dieses halbe Jahr überstehen, sagt er.
Er befürchtet, dass die Inzidenzzahlen nach den Herbstferien wieder nach oben schnellen könnten. „Wir wollen doch sicherlich nicht schon wieder Schulschließungen und Homeschooling riskieren“, so der Lehrer.
Darum spricht sich der Kinderarzt gegen die Maskenpflicht aus
In ein ganz anderes Horn bläst dagegen der Kinder- und Jugendarzt Michael Achenbach aus Plettenberg. Er ist Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte (BVKJ). Nach eigenen Angaben vertritt sein Verband circa 90 Prozent aller Kinder-und Jugendmediziner im HSK.
Achenbach plädiert ganz klar für einen maskenfreien Schulunterricht. Kinder und Jugendliche hätten wieder ein Recht auf Freiheit in der Schule. Das Risiko, schwer zu erkranken, sei für diese Gruppe äußerst gering. „Der Verlauf bei Kindern und Jugendlichen ist definitiv sanfter als bei Erwachsenen. Außerdem gehen wir davon aus, dass Schulen und Kitas keine Hotspots für Corona sind“, sagt er.
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Achenbach verweist dabei auf eine Studie aus Schweden, die erst vor Kurzem im hessischen Ärzteblatt veröffentlicht wurde. Darin heißt es, dass Kinder zwar am Infektionsgeschehen teilnehmen würden, aber keine Treiber der Pandemie seien. Sprich: den Virus in der Regel nicht in die Familien tragen würden. Laut der Studie würden Kinder von Erwachsenen angesteckt - nicht umgekehrt.
Außerdem gibt es, laut Achenbach, noch ein weiteres Argument, dass gegen eine Maskenpflicht in den Schulen spricht. Derzeit seien seine Praxis und die seiner Kollegen voll mit jungen Patienten, die unter Atemwegserkrankungen leiden. Dafür gebe es, laut dem Kinderarzt eine Erklärung. „Die Grippesaison ist wegen der Masken im vergangenen Jahr komplett ausgefallen. Es gab einen enormen Rückgang bei Atemwegserkrankungen“, sagt der Ärztesprecher. Dabei brauche das Immunsystem der Kinder „Übung“ um mit späteren Infekten besser umgehen zu können.