Brilon/Olsberg/Marsberg. Schüler müssen zwei pro Woche einen Coronatest im Unterricht machen. Schulleiter aus Brilon, Marsberg und Olsberg erklären die Schwierigkeiten.
Die Schulen sind in dieser Woche überwiegend leer und doch wartet auf die Lehrer noch mehr Aufwand und den wenigen Schülern vor Ort geht wichtige Unterrichtszeit verloren. Grund sind die vorgeschriebenen Coronatests, die zwei Mal pro Woche durchgeführt werden müssen, damit der Präsenzunterricht für die Abschlussklassen der Sekundarstufe 1 und 2 sowie der Qualifikationsphase (Schüler, die sich für die Abiturprüfung qualifizieren) überhaupt stattfinden kann. Die Tests bringen Herausforderungen mit sich. Schulleiter aus Brilon, Marsberg und Olsberg erklären, wie die erste Reihe von Tests funktionierte und was Probleme bereitet hat.
Gymnasium Petrinum Brilon
Dass die Testungen sinnvoll sind im derzeitigen Infektionsgeschehen, das seit Tagen eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 zur Folge hat, steht für Schuldirektor Johannes Droste vomGymnasium Petrinum in Brilon außer Frage. Erste Erfahrungen mit dem Thema Tests konnten Schulen bereits vor den Ferien sammeln. In den Osterferien sollten dann neue Chargen geliefert werden. „Das hat nicht gut funktioniert. Trotz einer vorherigen Zusage, dass die Tests kommen sollten, war am Freitag und Samstag nichts da“, sagt Droste rückblickend. Zunächst war die Lieferung ans Ordnungsamt gegangen und wurde von dort aus von der Polizei an die Schule geliefert. Gerade noch rechtzeitig.
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Montag ging es dann los. Keiner der Schüler hatte im Vorfeld einen Bürger-Test gemacht und somit wurden die angehenden Abiturienten alle getestet. Alle Ergebnisse waren negativ. Die Tests sind diesmal allerdings anders: Nicht nur der Anbieter hat sich geändert, sondern auch die Handhabung. Jetzt müssen Flüssigkeiten in Teströhrchen getropft werden. Vorbereitung, die Zeit kostet. Der Test kostet ebenfalls Zeit und das Warten auf das Ergebnis ebenso. 20 Minuten können so schnell vorbei sein. „Da bin ich nicht froh drüber“, sagt Droste.
Coronatest ist organisatorische Herausforderung in Brilon
Der Plan des Schulleiters ist es, montags und donnerstags zu testen. Im Vorfeld wurde der Stundenplan jedes einzelnen Schülers angesehen, der in dieser Woche präsent ist, um sicherzustellen, dass möglichst alle an diesen Tagen auch zugegen sind. Dadurch, dass nur die abiturrelevanten Fächer derzeit unterrichtet werden, sind nicht immer alle Jugendlichen zeitgleich am Gymnasium anzutreffen. Bei 250 Schülern im Präsenzunterricht eine organisatorische Herausforderung im Vorfeld.
Rahmenbedingungen für Tests im Klassenzimmer
Während die Schüler die Coronatests auf dem Schulgelände durchführen, müssen sie einige Regeln beachten:Die Schüler müssen sich zu Beginn die Hände desinfizieren.Dadurch, dass für den Test die Mund-Nasen-Bedeckungen abgenommen werden, gilt es, genügend Abstand zu den Mitschülern zu wahren.Die Klassenräume müssen außerdem für die Dauer der Testungen gelüftet werden. Müllsäcke im Raum sind im Raum vorhanden, um die benutzten Tests im Anschluss zu entsorgen.
Ein Problem ist auch die mangelnde Privatsphäre bei den Tests. Zwar gibt es 1,5 Meter Mindestabstand, denn die Schüler müssen natürlich ihre Masken abnehmen, um den Nasenabstrich machen zu können. Aber es würde auffallen, wenn eine Person plötzlich das Schulgelände verlassen müsste. „Das lässt sich nicht vermeiden, dass die Schüler das mitbekommen. Eine Infektion heißt aber nicht auch gleichzeitig, dass ein Schüler nicht aufgepasst hat in seiner Freizeit. Wichtig ist, dass keine Stigmatisierung der Schüler stattfindet“, erklärt Droste. Die Schulen wurden daher im Vorfeld angehalten, das Thema pädagogisch anzusprechen. Ein positiver Schnelltest kann auch falsch sein und wird daher mit einem PCR-Test überprüft. Droste gibt dennoch an, dass die Situation für die Schüler belastend sei.
Carolus-Magnus-Gymnasium Marsberg
„Das neue Verfahren ist unpraktikabel, weil die Tests vorbereitet werden müssen. Das muss jemand machen. Im Vorfeld hieß es, dass die Lehrer lediglich die Aufsicht führen müssen“, sagt Dr. Markus Bohnensteffen, Schulleiter am Carolus-Magnus-Gymnasium in Marsberg. Noch übernimmt diese Aufgabe die Schulleitung. Wenn in der kommenden Woche der Wechselunterricht beginnt und das Schulgebäude entsprechend voller ist, muss es eine andere Lösung geben.
Kein Unterricht möglich
Auch er bemerkt, dass während der Tests kein Unterricht abgehalten werden kann. „Währenddessen ist an nichts anderes zu denken. Da gibt es kein Mathe. Das ist ein spannender Moment und die Schüler denken, dass es hoffentlich bei einem Strich auf dem Test bleibt.“ Ein Strich zeigt ein negatives Ergebnis an. Als problematisch empfindet er auch, dass besonders für jüngere Schüler die Handhabung der Tests für Schwierigkeiten sorgen könnte.
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Dennoch ist er dafür, dass die Kinder und Jugendlichen vor Ort sind, um sich zu testen, denn in den eigenen vier Wänden ist die Kontrolle schwierig. Auch er und seine Kollegen warnten vor einer Stigmatisierung im Falle eines positiven Tests. Er ist zuversichtlich, dass es keinen geben wird: „Die Abiturienten wissen, was auf dem Spiel steht und bleiben vorsichtig.“
Kardinal-von-Galen-Schule Olsberg
In Grundschulen finden derzeit noch keine Unterrichtseinheiten statt, sondern lediglich eine Notbetreuung. Aber auch diese Schüler müssen zwei Mal pro Woche einen Test machen. Die Kardinal-von-Galen-Schule in Olsberg erlebte ebenfalls starke Lieferprobleme. Erst am Sonntag wurde das Paket abgegeben. Manche Eltern haben bereits angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten, damit das eigene Kind keinen Test vornehmen muss.
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In der Grundschule sind andere Hilfsmittel notwendig, um sicherstellen zu können, dass die Kinder mit dem Prozedere zurechtkommen. Neben Erklärvideos und Bildern helfen dort große Lego-Duplo-Steine dabei, die Teströhrchen zu fixieren, damit sie nicht umfallen. Durch das unangenehme Gefühl, wenn das Stäbchen in der Nase ist, ist sich Schulleiter Dirk Sprinke sicher, dass die Stäbchen nicht zu weit in die Nase eingeführt werden. Die Handhabung des Tests empfindet er aber auch als herausfordernd für Kinder in dem Alter.
Dafür ist er der Ansicht, dass es keine Probleme unter den Schülern geben werde, wenn es zu einem positiven Test kommen sollte. „Ich glaube, Kinder sehen das lockerer als Erwachsene. Es ist eine unangenehme Situation, aber keiner wird lachen oder mit dem Finger zeigen.“