Brilon-Wald. Für viele ist es der Tunnel der Scham und Schande: Die Unterführung am Bahnhof Brilon-Wald verschwindet. Die Pläne für die Überführung liegen vor

„Ein einladender Bahnhof ist das beste Aushängeschild für den Schienenpersonenverkehr.“ Stimmt. Und nicht nur das. Denn was die Deutsche Bahn auf ihre landesweite Modernisierungsoffensive - kurz: MOF – bezieht, gilt auch für das Bahnhofsumfeld. Erst recht im Fall Brilon-Wald. Der WP liegt ganz frisch die Endversion der geplanten Gleisüberführung im Rahmen der Bahnhofsmodernisierung vor. Die transparente Stahlkonstruktion soll den Tunnel der Scham und Schande ersetzen.

Auch interessant

Damit kommt die Deutsche Bahn dem Wunsch der Stadt nach. Im Zuge der Modernisierungsoffensive steckt die Deutsche Bahn rund 7,2 Millionen Euro in die Sanierung ihrer Anlagen.

Im Zuge der Maßnahme erhalten zum Beispiel die zurzeit etwa 300 Meter langen Bahnsteige neue, individuell auf den dort jeweils abgewickelten Zugverkehr angepasste Maße. Mit 210 Metern wird der Bahnsteig an Gleis 7 dann der längste sein. Dort hält u.a. der „Sauerland-Express“ RE57, der von Dortmund aus bis Bestwig fährt und von da im Wechsel die Tour nach Winterberg bzw. Brilon-Stadt nimmt.

Unterschiedlich lange Bahnsteige

Auf der Gegenseite, an Gleis 9, soll der Bahnsteig lediglich auf 140 Meter angelegt werden. Den nimmt die Kurhessen--Bahn auf ihrer Tour von Brilon-Stadt nach Willingen und Korbach,

Corona und Holzknappheit verzögern Einweihung

Einen Strich machen der Corona-Lockdown und die Engpässe auf dem Holzmarkt den Betreibern des Waldbahnhof-Hotels.Der Innenausbau sei zwar im Plan, doch das eigens angefertigten Holz-Mobiliar - vom Barhocker in der Lounge bis zu den Betten - und auch ein zentrales Modul für die Hauselektrik werden erst Mitte Juni geliefert.Die Betriebsleitung hat bereits ihr Büro bezogen; als Eröffnungstermin ist der 17. Juli angesetzt.

Der Bahnsteig für die Gleise 3 und 5 wird 175 Meter lang. Hier verkehrt auf der Oberen Ruhrtalbahn der Regional-Expresse RE 17 zwischen Hagen und Kassel.

Wie ein Bahnsprecher jüngst im Bau- und Planungsausschuss sagte, sei - Stand heute - in 2023 mit dem Baubeginn zu rechnen. Ob die Arbeiten schon 2025 abgeschlossen werden können, sei fraglich. Das hänge u.a. auch von der bevorstehenden Sanierung des Elleringhäuser Tunnels ab.

Der Zugang zu der Überführung - es gibt einen Aufzug und eine Treppe - liegt demnächst zwischen dem sanierten und zum Hotel-Restaurant umgebauten Bahnhofsgebäude und dem von dessen Betreibergesellschaft geplanten„Hotel auf dem Bahnsteig“. Das soll im Bereich der dort abgestellten ehemaligen Schlaf-- und Speisewagen der Bahn entstehen und die Waggon-Oldtimer quasi überbauen und ins Hotel-Konzept einbeziehen. Fahrkarten soll es demnächst an einem neuen, im Bereich des Übergangs installierten Ticket-Points geben.

Gegenüber den Vertretern von Rat und Verwaltung räumte der Bahnsprecher ein, dass natürlich auch der Übergang und die drei Aufzüge nicht gegen Vandalismus gefeit seien. Ortsvorsteherin Ariane Drilling ist zuversichtlich, dass die transparente, weit einsehbare Konstruktion dazu beitrage, „dass man sich entsprechend verhält“.

Was ist bei Aufzug-Ausfall?

SPD-Ratsherr Günter Wiese wollte wissen, was denn passiere, wenn einmal ein Aufzug ausfalle oder gar besetzt stecken bliebe. Für derartig Pannen gebe es einen Notfallschalter, über den Hilfe angefordert werde, sagte der Bahnsprecher- Bis die allerdings in Brilon-Wald eintreffe, werde es „sicher etwas länger dauern“. Was Reinhard Prange (Die Linke), gleichzeitig Sprecher des Seniorenbeirates, ziemlich verwunderte: Einen derart havarierten Rollstuhlfahrer könne man doch bei den hiesigen Witterungsverhältnissen doch nicht schutzlos „ein bis zwei Stunden warten lassen“.

Was die Vertreter von Politik und Verwaltung mit Genugtuung zu Kenntnis nahmen: Bei der Konstruktion der Bahnüberführung werde statisch berücksichtigt, dass die Gleisüberquerung um eine Fußgängerbrücke über die Hoppecke an den Hang des Hammerkopfs erweitert werden kann. Dort verläuft ein Wanderweg direkt in den Naturpark Diemelsee hinein.

Idee: Überführung um Brücke über die Hoppecke verlängern

Die Waldbahnhof-Investoren hatten bereits vor rund zehn Jahren eine derartige Anbindung des Briloner Südens an den weiträumigen Erholungsraum auf hessischer Seite angedacht. Ein derartiges Projekt muss natürlich ohne die Deutsche Bahn gestemmt werden; eventuell, so sagt einer der Wahlbahnhof-Initiatoren, der Briloner Architekt Eckhard Lohmann, gebe es Förderprogramme für ein derartiges privates oder kommunales Unterfangen. Lohmann: „So etwas sollte man nicht als Subvention, sondern als Investition sehen.“

Wie etwa Ariane Drilling. Die SPD-Stadträtin und stv. Bürgermeisterin ist froh, dass in dem ehemaligen Industrie- und Arbeiterdorf und generell im Briloner Süden die Weichen früh auf Tourismus gestellt wurden. Das zeige sich gerade zurzeit in der Corona- und Borkenkäferkrise. Die Menschen zieht es zur Erholung und zum Kraft schöpfen in die Natur, gleichzeitig sorgen die riesigen Zwangsrodungen - wie seinerzeit nach dem Orkan „Kyrill“ - für völlig neue Landschaftseindrücke voll Licht und Weite. Ariane Drilling: „Die Entwicklung ist für das Dorf total gut.“