Brilon-Wald. Hotel- und Gastro-Flair am Bahnhof Brilon-Wald: Paul Witteler und Architekt Eckhard Lohmann, zwei der Initiatoren, geben exklusive Einblicke.
Pfingsten: Dann soll der Waldbahnhof Sauerland fertig sein. Zumindest von der baulichen Seite her. Ob an diesem Tag jedoch tatsächlich „großer Bahnhof“ im Bahnhof herrscht, lasse sich wegen der Corona-Krise noch nicht sagen. Paul Witteler und Architekt Eckhard Lohmann, zwei der Initiatoren und Gesellschafter des ganzen Unterfangens, jedenfalls sind zuversichtlich.
2008 hatten sie mit weiteren Eisenbahnfreunden aus der Briloner und Willinger Wirtschaft das Projekt gestartet. Der Bahnhof Brilon-Wald, das Reiseportal für die grenzüberschreitende Urlaubsregion, befand sich damals in einem desolaten Zustand. Von der Deutschen Bahn aufgegeben und in jenen wilden Jahren des Willinger Party- und Clubtourismus mehr und mehr versifft, war er alles andere als ein Aushängeschild der Region.
Wilhelminisches Empfangsgebäude
Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bahn im Vorfeld der in Brilon stattfindenden Internationalen Hansetage den Bahnsteig und die Unterführung aufgefrischt. Die große Modernisierungs-Offensive mit dem Neubau der beiden Mittelbahnsteige und dem Bau einer neuen Überführung - Investitionsvolumen: rund 7,2 Millionen Euro - soll im nächsten Jahr starten.
Das aus dem Jahr 1913 stammende wilhelminische Empfangsgebäude soll schon vorab als Waldbahnhof Sauerland nicht nur Eisenbahnfreunden ein besonderes Hotel- und Gastro-Flair bieten.
Mit dem neu aus alten Pfannen gedeckten Dach und der sanierten Fassade war die Optik schnell wieder in Schuss, im Frühjahr 2018 wurden die neuen, der Öffentlichkeit zur Verfügung stehenden sanitären Anlagen in Betrieb genommen. Lediglich dreimal, sagt Eckhard Lohmann, habe es dort Sachbeschädigungen gegeben.
Nach der langwierigen Abstimmung von Förderfragen, dem Abarbeiten von Auflagen und der Einstellung von Denis Andre Pfister, einem Branchenkenner - Lohmann: „Wir haben das ganze Konzept umgekrempelt.“ - läuft der Innenausbau seit einigen Wochen auf Hochtouren.
Viele Innen- und Terrassenplätze sowie 12 Hotelzimmer
Die Elektrik ist weitestgehend neu verlegt, die Böden werden aufbereitet. In der geräumigen Küche - sie ist ausgelegt auf 400 Personen - hängen die voluminösen Abzugshauben an der Decke. Auch die Kühlkammern sind bereits installiert. Insgesamt sechs Räume stehen demnächst für die Gastronomie und Gesellschaften zur Verfügung - vom kleinen intimen Salon bis hin zum ehemaligen Wartesaal mit seinen 80 Sitzplätzen. Neben den insgesamt 160 Innen- gibt es gleich viele Terrassenplätze draußen.
Auch in den 12 Zimmern gehen die Arbeiten voran. In den ersten sind die Nasszellen bereits eingebaut. Insgesamt 52 Betten bietet das Hotel. Die meisten Zimmer haben je zwei Etagenbetten und ein ganz besonderes Flair, sagt Eckhard Lohmann. Das liegt auch an dem Mobiliar, das eigens, angelehnt an den historischen Rahmen, für den Bahnhof angefertigt wird.
Auf einen Wellnessbereich verzichten die Investoren: Der liege als Natur ja vor der Haustür.
Was noch?
In Arbeit ist das nächst Projekt der Bahnhofs-Investoren: Der Bau des „Bahnsteig-Hotels“ mit weiteren 40 Doppelzimmern. Dabei soll ein Baukörper auf Stelzen über die drei ausrangierten Eisenbahnwagen gebaut werden. Außerdem möchten sie die im Rahmen der Sanierungsoffensive der Deutschen Bahn vorgesehene, rund 44 Meter lange Überführung als Brücke um etwa 32 Meter verlängern. Auf diese Weise soll der Bahnhof an das ausgedehnte Wander- und Bike-Netz jenseits der Hoppecke bis in den Naturpark Diemelsee angeschlossen werden.