Winterberg. Thomas Leber zieht in Winterberg Tannenbäume hoch und verkauft sie. Er erklärt, welche Tannen gefragt sind und warum diese immer teurer werden
Zufrieden lässt Thomas Leber seinen Blick über die vielen grünen Tannen schweifen, die hier in seiner Schonung am Rande von Altastenberg stehen. Draußen in der Natur fühlt er sich wohl. Hier kann sich der 39-jährige Vertriebsassistent von seinem Job auf dem Bürostuhl entspannen - und arbeiten. Denn gemeinsam mit seinem Bruder Michael (43) und Vater Rainer (64) betreibt der Altastenberger die sogenannte „Christbaumfarm“.
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In vier Schonungen in Altastenberg und eine in Langewiese werden die zukünftigen Tannenbäume hochgezogen. Und das ist eine Menge Arbeit. „Wenn sie sich gar nicht um Bäume kümmern würden, dann hätten sie einen Ausfall von 50 Prozent“, sagt Thomas Leber. Und der Arbeitsaufwand ist nicht ohne. Bei vier Hektar und insgesamt 32.000 Bäumen seien dabei einige Schritte von Nöten, sagt er und kratzt sich am Kopf. Er und sein Bruder machen diesen Job quasi „nur“ nebenberuflich. Nach der Arbeit und am Wochenende geht es raus in die Schonungen. Pro Hektar brauche man ungefähr 80 bis 100 Arbeitsstunden pro Jahr, sagt Leber. Denn die Arbeitsschritte sind vielfältig.
Ein kleiner Kniff und der Baum wird dichter
Die Bäume, in der deutlichen Mehrzahl Nordmanntannen und einige Nobilis-Tannen, werden als drei- bis vierjährige Jungpflanzen eingepflanzt. Damit diese über optimale Lichtverhältnisse und über eine ausreichende Wasserversorgung verfügen können, muss zwei bis dreimal im Jahr die Fläche um den Bäumen gemäht werden. Hinzu kommen das Düngen, Stumpfbeschnitt und der Formschnitt - und das alles von Hand. Leber deutet mit seinem Finger auf kleine Kerben am Stamm einer Nordmanntanne. Diese kommen vom sogenannten Snippen. Hierbei werden Teile der jungen Triebe nach dem Austrieb entfernt. Je mehr man von dem neuen Trieb entfernt, desto mehr verringere sich das Breitenwachstum des Baumes, so Leber. Danach entstehen an der Bruchstelle neue Knospen. Der Baum soll dadurch dichter werden. So wird, laut Leber, ein Zwei-Meter-Weihnachtsbaum im Laufe der Zeit circa 70 bis 80-mal von Hand gepflegt.
„Da steckt schon eine Menge Arbeit dahinter“, sagt Leber und stemmt beide Arme in die Hüfte. Viel Arbeit, die natürlich kostet. „Wir sind eigentlich eine verschwiegene Branche. Sie können froh sein, dass sie auf uns zugekommen sind“, sagt Leber und grinst. Die Preise seien in den vergangenen Jahren gestiegen, das sei ganz eindeutig. 2016 habe er noch für eine Zwei-Meter-Nordmanntanne zwischen 21 und 22 Euro verlangen können. In diesem Jahr koste das kleine Weihnachtsglück 26 Euro. Das habe aber auch Gründe, erklärt der 39-Jährige. So seien, wie bei den meisten anderen auch, die Betriebskosten gestiegen. Dünger und Benzin würden immer teurer, sagt Leber.
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Nachhaltigkeit speilt eine immer größere Rolle
Außerdem setze ihr Betrieb auf Nachhaltigkeit. „In den vergangenen zwei bis drei Jahren haben die Kundennachfragen zu diesem Thema extrem zugenommen. Die meisten wollen einen ungespritzten Weihnachtsbaum“, sagt Leber. Deshalb würden die Lebers auch keine Unkrautvernichter oder Pestizide einsetzen. Wenn „immer möglich“, würde organische Dünger verwendet. Außerdem ließen sie rund um die Schonungen Blühstreifen stehen, um die Insektenvielfalt zu unterstützen. „Sie glauben gar nicht, welche Vielfalt an Tieren hier vor allem im Sommer unterwegs ist“, berichtet Leber. Bienen, Füchse, Hasen und weiteres Getier macht es sich dann in der Schonung gemütlich.
Das koste natürlich. Auch die Preise für die Netze, um die Bäume dann fachgerecht nach Hause zu transportieren, seien um bis zu 20 Prozent gestiegen. Grund sei die Verwendung von biologisch abbaubaren Baumwollnetzen statt der üblichen Plastiknetze. Trotz der gestiegenen Preise, sei die Nachfrage nach Weihnachtsbäumen weiterhin ungebrochen und sei mit Beginn der Corona-Pandemie sogar noch gestiegen, erklärt Leber. „Vor allem die Neukunden wollten es sich während der Lockdown-Zeit dann wenigstens zu Hause gemütlich machen“, sagt Weihnachtsbaumverkäufer Leber und lächelt. Dieser Trend setze sich auch in diesem Jahr fort. Doch eines bleibe immer gleich: „In 99 Prozent der Fälle entscheiden die Frauen, welcher Weihnachtsbaum am Ende gekauft wird“, sagt Thomas Leber.