Arnsberg/Winterberg. Der 54-jährige soll die Taten gefilmt und im Internet verbreitet haben. Heute hat der Prozess in Arnsberg vor dem Landgericht begonnen
Seit Montagmorgen (13. Dezember) steht ein 54-jähriger Mann aus dem Raum Winterberg wegen des sexuellen Missbrauchs seiner eigenen Tochter vor dem Landgericht in Arnsberg.
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Konkret wirft die Staatsanwaltschaft dem Mann vor, in Winterberg, in der Zeit von Mitte April bis Mitte Juni diesen Jahres, in mehreren Fällen sexuelle Handlungen an dem 13-jährigen Mädchen vorgenommen zu haben. Dabei habe er, laut Anklageschrift, die Taten gefilmt und im Internet verbreitet. Die Aufnahmen sollen in einem Waldstück, in der Wohnung des Winterbergers und in einem Garten in Winterberg entstanden sein.
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Untersuchungshaft in Hamm
In Handschellen wurde er gestern im Landgericht in den Saal gebracht und von seinem Rechtsanwalt in Empfang genommen. Aktuell sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Hamm in Untersuchungshaft. Während des Prozesses umklammerte der Angeklagte nervös sein Trinkpäckchen, zwischenzeitlich schluchzte er auf, als Staatsanwältin Kuni ihre Anklageschrift mehr als 20 Minuten lang detailliert vortrug und darlegte, welcher Taten sie den Winterberger bezichtigt.
Darunter für alle Prozessbeteiligten schwer zu ertragende sexuelle Handlungen vor laufender Kamera, die der Mann unter anderem an eine Frau per WhatsApp verschickte oder über ein Sexportal - teilweise über einen Live-Stream - verbreitete. Zunächst sah es zu Verhandlungsbeginn danach aus, als ob der Sozialhilfeempfänger reinen Tisch machen wollte. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Markus Jäger, ob die Vorwürfe der Staatsanwältin zutreffen würden, sagte der Angeklagte: „Das stimmt insgesamt“.
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Richter nimmt Angeklagten in die Mangel
Doch recht schnell zeigte sich im Verlauf, dass sich der Mann immer mehr in Widersprüche verstrickte. So wollte ihm der Vorsitzende Richter partout nicht abnehmen, dass er die sexuellen Handlungen an seinem leiblichen Kind nicht schon viel früher als auf den beschlagnahmten Videos und Bildern belegt, begangen habe. Diesen Eindruck hätten die Beweise aber vermittelt. „Sie wollen hier doch nicht sagen, dass ihre Tochter da selbst drauf gekommen ist“, nahm der Richter den Angeklagten in die Mangel.
Auch auf die bohrenden Fragen des beisitzenden Richters Daniel Immer flüchtete sich der Mann immer mehr in Ausreden. So sprach er unter anderem davon „es zugelassen zu haben“ oder dass er einfach nicht mehr wüsste, warum die Taten geschehen seien. Außerdem sei ihm „nicht wohl bei der Sache gewesen“. Konfrontiert mit dem konkreten Geschehen, schluchzte er, dass es ihm „leid tut“ und er es „bereut“.
So gebrochen und nervös er auf die Fragen beider Richter reagierte, zeigte er bei den Fragen der Arnsberger Staatsanwältin Kuni ein ganz anderes Gesicht. Aufbrausend und trotzig reagierte er auf die scharfen Fragen der Anklagevertreterin. Teilweise verzog der 54-Jährige das Gesicht und blaffte Kuni an: „Was soll die Scheiße?“ Auch auf die Schilderungen zum Moment seiner Verhaftung reagierte der Mann aus dem Raum Winterbergwütend.
Hausdurchsuchung in Hamburg
Die Staatsanwältin sprach ihn außerdem auf ein mögliches weiteres Profil auf einer anderen Sexseite im Internet an. „Ich warne Sie. Wir stehen bereits im Kontakt mit dem Betreiber in Österreich“, ermahnte sie den Angeklagten. Auch die Frage nach einer erwachsenen Frau aus Hamburg, mit der er, laut Anklage, per WhatsApp sexuell gefärbte Nachrichten über seine Tochter ausgetauscht haben soll, wurden von dem Angeklagten nicht konkret beantwortet. Er sagte aus, dass die Nachrichten von seiner Tochter selbst verschickt worden seien. Die Frau sei eine Freundin seines Kindes gewesen.
Mittlerweile hat es, laut Staatsanwältin, bei der Hamburgerin eine Durchsuchung gegeben. Die Ergebnisse stehen noch aus. Fragen von der Nebenklagevertretung, Rechtsanwältin Ira Nacke aus Brilon, die die 13-jährige Tochter vertritt, wollte er nicht beantworten. Der Prozess wird fortgesetzt.