Winterberg. Winterberg ist am Samstag wieder Ziel zahlreicher Touristen gewesen. Die Behörden haben nun Anfahrtswege gesperrt und Betretungsverbote erlassen.
- In Winterberg geht am Samstag fast nichts mehr: Schnee hat zahlreiche Tagestouristen ins Sauerland gelockt
- Die Polizei appelliert mit deutlichen Worten: "Dreht um. Kommt nicht in die Skigebiete."
- Am Nachmittag werden in mehreren Ski- und Rodelgebieten im Sauerland Zufahrtsstraßen gesperrt.
- Betretungsverbot für Winterbergs Pisten und Parkplätze
Winterberg kommt nicht zur Ruhe. Erneut haben sich am Samstag viele Ausflügler auf den Weg ins verschneite Sauerland gemacht - trotz wiederholter Bitten der Stadt Winterberg, auf Ski- und Rodelspaß im Lockdown zu verzichten. Am Mittag meldet sich die Polizei über Twitter zu Wort und findet deutliche Worte: "Die Skigebiete im Kreisgebiet laufen voll. Der Verkehr staut sich kilometerweit! Die Parkmöglichkeiten sind ausgeschöpft! Unser Appell: Dreht um. Kommt nicht in die Skigebiete. Es ist nicht die richtige Zeit für Menschenansammlungen!"
Am frühen Nachmittag greifen die Behörden dann durch: "Die Stadt Winterberg hat sich dafür eingesetzt, dass die B480 ab Ruhrquelle gesperrt wird, da das Verkehrsaufkommen am Limit ist", teilt die Stadtverwaltung auf Facebook mit. "Winterberg kann über diesen Weg nicht mehr erreicht werden. Der Verkehr wird abgeleitet", meldet die Polizei auf Twitter. Nach Angaben einer Stadtsprecherin haben Polizei und Ordnungsbehörden am Samstag Anzeigen wegen zahlreicher Verstöße gegen die Coronaschutzmaßnahmen geschrieben.
Zusätzlich hat die Stadt Winterberg für morgen und bis zum 10.01.2021 ein Betretungsverbot für folgende Bereiche erlassen: Pisten in Altastenberg, Neuastenberg, Niedersfeld, Winterberg, Züschen und die dazugehörigen Parkplätze. Darüberhinaus der Bereich rund um den Kahlen Asten und der Großraumparkplatz Bremberg.
Unsere Reporterin vor Ort hatte am Samstagnachmittag berichtet, dass es gar kein Durchkommen mehr gibt. Die Straßen nach Winterberg waren zu, der Verkehr staute sich, an den bereits überfüllten Parkplätzen ging es meist weder vor noch zurück. Am Straßenrand sperrten Ordnungskräfte den Weg ab, „Parkplatz voll“ stand auf ihren Schildern, die sie in die Höhe hielten. Die Polzei riegelte den Weg zu Skipisten und Rodelhängen ab - „fahren Sie am besten nach Hause“, lautet ihr Appell an die Autofahrer, die die Beamten im Stau nach Parkmöglichkeiten fragen.
Stadt Winterberg richtet "Sorgentelefon" ein
"Wir nehmen die Sorgen unserer Bürgerinnen und Bürger aufgrund des großen Besucheransturms sehr ernst", betont die Stadt Winterberg auf Facebook. Für das Wochenende hat die Verwaltung ein "Sorgen- und Nötetelefon" eingerichtet, erreichbar zwischen 10 und 18 Uhr unter der Telefonnummer 02981 800775.
Auch in Schmallenberg ist die Lage am Samstag angespannt: Nachdem im Bereich von Schanze am Mittag nichts mehr geht, hat das Ordnungsamt der Stadt Schmallenberg Konsequenzen gezogen und gemeinsam mit der Polizei die Zufahrten zum Skigebiet in Schanze gesperrt.
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Im Schneegebiet Wildewiese hat über die Mittagszeit der Tagesausflugsverkehr erheblich zugenommen. Laut Polizei sind die Parkplätze voll. Das Ordnungsamt der Stadt Sundern hat die Polizei um Amtshilfe gebeten, um den Verkehr zu regeln.
Chaotische Verkehrszustände herrschen am Samstag rund um das Skigebiet Fahlenscheid. Der Verkehr staut sich kilometerweit. Autos bleiben im Schnee stecken. Es kommt zu riskanten Wendemanövern genervter Autofahrer, weil einfach kein Durchkommen mehr ist.
Stadt Winterberg: "Es klappt nicht"
„Wir hätten uns gewünscht, dass die Menschen zu Hause bleiben“, erklärt Stadtsprecherin Rabea Kappen am Freitag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur - „aber es klappt nicht“. Zwar sei der Ansturm an Silvester nicht so hoch gewesen, und auch am Freitag sei es nicht so voll wie vor einer Woche gewesen. Aber dennoch waren die Straßen auf dem Weg nach Winterberg und in dem Wintersportort auch an Neujahr wieder verstopft.
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Sauerland seit einer Woche Ziel von Schnee-Touristen
Tief verschneite Landschaft, Dauerfrost, Sonnenschein – eigentlich ideales Wetter für einen Winterausflug ins Hochsauerland. Eigentlich – wenn es keine Pandemie und deshalb einen Lockdown gäbe. Seit einer Woche werden Winterberg und die umliegenden Höhendörfer jeden Tag von Tagestouristen geflutet. Auch am Neujahrstag wälzen sich wieder Menschenmassen ins Hochsauerland. Die seit Silvester deutlich verschärften Maßnahmen der Stadt greifen, die Besucherströme sind etwas weniger geworden. Die Situation auf den Straßen und Parkplätzen wird ruhiger als noch Wochenanfang. Doch die Pisten im Skiliftkarussell sind weiterhin voll.
Maskenpflicht ist vielen Ausflüglern nicht bekannt
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In der Winterberger Innenstadt ist es am Neujahrstag relativ ruhig. Sie ist durch die geschlossenen Gastronomiebetriebe und Geschäfte nicht interessant für die Tagestouristen. In Richtung Skigebiet wird es deutlich voller auf der Straße, ebenso auf dem Parkstreifen und auf dem Bürgersteig. An vielen Laternenmasten weisen Schilder auf die Maskenpflicht hin. Doch noch nicht einmal die Hälfte der Menschen trägt einen Mund-Nasenschutz. Das bestätigen auch Security-Mitarbeiter, die am Kahlen Asten die Blechlawinen in Schach gehalten und zeitweise auch den Parkplatz gesperrt haben. Standardfrage dort: „Wo ist hier eine Toilette?“ Nur wenige wissen aus den Medien, dass alles geschlossen ist. Auch die seit Silvester herrschende Maskenpflicht ist vielen Ausflüglern nicht bekannt. Die meisten folgen der Aufforderung durch die Security, einige werden jedoch auch ungehalten und fangen an zu diskutieren. Zwischenzeitlich kontrollieren das Ordnungsamt und die Polizei, auch Bürgermeister Michael Beckmann ist unterwegs und macht sich ein Bild von der Lage.
Campingstühle und Picknicktaschen dabei
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„Rettet die Natur“ lautet die Infotafel an einem der typischen Holzstämme am Kahlen Asten. Irgendwas scheinen die Besucher daran jedoch nicht verstanden zu haben, der Stamm ist rundherum mit gelben Flecken im Schnee und einem dicken, bereits plattgetretenen Haufen auf dem Wanderweg verschmutzt. Obwohl breite Wanderwege durch die weitläufigen Heideflächen führen, laufen zahlreiche Besucher mitten durch die Naturschutzflächen. Einige haben Campingstühle und Picknicktaschen dabei. Zahlreichen Besuchern scheint ein Selfie im Schnee wichtiger zu sein als die wunderschöne Natur rundherum selbst. Einige haben sich extra in trendige Klamotten geworfen, die sich offensichtlich eher für soziale Medien als für handfeste Winterwanderungen eignen. Selbst die Schoßhündchen trippeln in passenden Mäntelchen durch den Schnee und kläffen aufgeregt die weiße Pracht an.
Wo weniger Betrieb ist als an den Tagen zuvor
Die wenigen Straßen im Nachbardorf Lenneplätze sind von parkenden Autos gesäumt. Auf den weitläufigen Wanderwegen verlieren sich die Schnee-Fans, hier herrscht kein solches Gedränge wie in Winterberg. Auch die Postwiese in Neuastenberg ist zwar gut besucht, aber nicht übervoll. Aus einem parkenden Auto mit Dortmunder Kennzeichen schallt laute Musik. Einem Anwohner platzt der Kragen: „Wir wohnen hier und müssen die Menschenmengen jeden Tag ertragen. Machen Sie wenigstens die Musik leise. Wenn wir Sauerländer nach Dortmund fahren, beschallen wir doch auch nicht das halbe Ruhrgebiet!“ Seine Ansprache wirkt nur wenige Sekunden, dann wird das Radio wieder voll aufgedreht.
Auch wieder Drifter unterwegs
Ein PS-starker Wagen schleudert über einen Parkplatz, vier junge Männer darin feiern ihre Rutschpartie und filmen die durchdrehenden Reifen aus dem Autofenster. Der Bolzplatz in Lenneplätze, der im vergangenen Winter immer wieder von Driftern völlig umgepflügt wurde, ist rundherum mit dicken Baumstämmen eingefasst, die ähnlichen Besuch in dieser Saison abhalten sollen.
Appelle der Stadt
Als die Sonne am ersten Tag des Jahres 2021 farbenprächtig untergeht, melden die Verkehrsnachrichten sieben Kilometer Stau zwischen Winterberg und Olsberg. Drei Kilometer weniger als die letzten Tage um diese Zeit. Aber immer noch zu viel.
Die Stadt hatte mehrfach dazu aufgerufen, wegen der Corona-Pandemie und der geschlossenen Skilifte auf Besuche zu verzichten. Kontrollen von Tagesausflüglern und Einschränkungen beim Parkplatzangebot hatten bislang nur geringfügig geholfen. Die Maskenpflicht wurde auf weitere Gebiete im Stadtgebiet ausgeweitet. Webcams der Winterberger Skipisten sind vor Tagen abgestellt worden, um nicht weitere Besucher anzulocken. (mit dpa/kari)