Brilon. Versuchter Mord: Nach dem Frontal-Unfall auf der B251 zwischen Brilon und Willingen gibt der Staatsanwalt erschreckende Details.
- Der Unfall auf der B251 zwischen Brilon-Wald und Willingen ist laut Ermittlern und der Staatsanwaltschaft ein versuchter Mord.
- Hintergrund ist ein Familiendrama: Ein Briloner soll mit Absicht seinen Wagen in den seiner Noch-Ehefrau gesteuert haben, in dem auch das gemeinsame Kind gesessen hat.
- Die Beteiligten sind außer Lebensgefahr, der Tatverdächtige wird wohl in U-Haft kommen.
- Schon zuvor habe es Zwischenfälle bei den Ex-Partnern gegeben.
Die Staatsanwaltschaft spricht von einem Mordversuch: Nachdem ein Wagen am Montagabend auf der B 251 zwischen Brilon-Wald und Willingen frontal in den Gegenverkehr gefahren ist, bestätigt sich nun der Verdacht, dass der Unfall mit Absicht herbeigeführt wurde. Hintergrund ist ein Familien-Drama: Ein 52-jähriger Briloner war mit seinem Auto in den Wagen seiner ebenfalls aus Brilon stammenden Ehefrau (42) gefahren, mit der er in Trennung lebt. Mit im PKW der Frau saßen ihr neuer Partner sowie der 5-jährige Sohn des Tatverdächtigen und seiner Noch-Ehefrau. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt: versuchter Mord.
Straße bei Brilon-Wald ein Trümmerfeld: Wagen in den Gegenverkehr gesteuert
„Die ganze Straße ist ein Trümmerfeld“, hieß es noch am Montagnachmittag seitens der Leitstelle der Polizei in Meschede gegenüber der Westfalenpost. Unfallort war etwa 500 Meter vor der Landesgrenze auf NRW-Gebiet auf der B251 zwischen Willingen und Brilon-Wald. Der 52-Jährige Tatverdächtige soll gegen 17.10 Uhr dort unterwegs gewesen sein. „Er lebt von seiner Ehefrau getrennt, ob er wusste, dass sie einen neuen Partner hat, weiß ich nicht“, gibt Staatsanwalt Klaus Neulken gegenüber der Westfalenpost an. Der Briloner sei zuvor schon mit Drohungen gegenüber seiner Frau aufgefallen, habe auch Todesdrohungen ausgestoßen. Ob es schon früher zu körperlichen Attacken gekommen ist, kann Neulken noch nicht sagen. Am Montagnachmittag habe die Ex-Frau des Briloners gemeinsam mit ihrem neuen Partner den 5-jährigen Sohn zum Sport nach Willingen gebracht. Auf dem Rückweg nach Brilon sei ihr der 52-Jährige schon gefolgt, habe sie auf der Straße mit dem Auto bedrängt. „Er ist aggressiv aufgefahren und hat sie irgendwann überholt, um dann nach Brilon-Wald abzufahren“, so Neulken. Als das Paar dann den Jungen wieder aus Willingen abgeholt habe, sei der Tatverdächtige ihnen aus Richtung Brilon-Wald entgegen gekommen, habe den Wagen mit Absicht frontal auf seine Ex-Frau zugesteuert. „Die Brilonerin konnte noch ausweichen und wurde nicht voll getroffen, der Wagen ist in die Fahrerseite gekracht, die stark beschädigt ist“, sagt Klaus Neulken. Er geht davon aus, das der Mann gewusst habe, dass sein Kind mit im Auto saß. „Er hat seinen Wagen absichtlich frontal in den seiner Ehefrau gefahren und ihr sowie den Beifahrern Verletzungen zugefügt.“
Am Abend bestand Lebensgefahr: Frau und ihr Sohn werden ins Krankenhaus geflogen
Der Löschzug Willingen war laut Angaben von Gemeindebrandinspektor Jürgen Querl mit 25 Kräften im Einsatz. Die Feuerwehr musste den Wagen des Paares, der durch die Wucht des Aufpralls in den Straßengraben geschleudert worden war, die Fahrerin mit der Rettungsschere befreien. Die Frau und ihr Sohn wurden mit jeweils einem Rettungshubschrauber ins Klinikum Kassel geflogen. Bei beiden bestand am Unfallabend Lebensgefahr aufgrund der schweren Verletzungen. So hat die Frau mehrere Frakturen und musste noch in der Nacht operiert werden, der Junge ist zur Beobachtung mit Verletzungen im Bauchraum in der Klinik, wie Klaus Neulken bestätigt. „Lebensgefahr besteht nicht mehr.“ Der 42-jährige Beifahrer aus Plauen wurde hingegen leicht verletzt. Der Unfallverursacher kam ins Briloner Krankenhaus, Polizeibeamte bewachten ihn die ganze Nacht. Nach ersten Erkenntnissen bestand bei ihm keine Lebensgefahr.
Basierend auf Aussagen des Beifahrers und Partners der Frau waren die Beamten schnell von einem mit Absicht herbeigeführten Unfall ausgegangen. Zur Spurensicherung rückte daher ein Spezialteam aus Dortmund – ein Verkehrsunfall-Aufnahmeteam – an, das das Trümmerfeld untersuchte. Auch die Mordkommission aus Dortmund sei noch am Abend in Brilon-Wald eingetroffen. Die Straße musste aufgrund der Untersuchungen bis tief in die Nacht gesperrt werden. Via Twitter gab die Polizei die B251 erst gegen 5 Uhr am Dienstagmorgen wieder frei. Die Autos werden abgeschleppt und von den Gutachtern ausgewertet. „Dazu kommt nicht nur eine Fachfirma aus Münster, sondern auch ein Verkehrsunfallaufnahmeteam aus Dortmund. Mich interessiert jetzt vor allem, wie schnell die Beteiligten waren, denn wenn ich mir das Auto der Frau ansehe, glaube ich, dass die Geschwindigkeit des Mannes sehr hoch war“, so Neulken.
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Der Tatverdächtige ist am Dienstagmittag dem Haftrichter vorgeführt worden. Er hat sich bisher nicht zu der Tat eingelassen, wird aber dennoch wohl in Untersuchungshaft genommen. Die Staatsanwaltschaft hat einen Haftbefehl ausgestellt, Klaus Neulken geht von einer Anklage wegen versuchten Mordes aus. „Anzeichen, dass der Täter unzurechnungsfähig ist, sehe ich keine.“