Hochsauerlandkreis. Der Krieg in der Ukraine macht das Leben teurer. Rohstoffe und Energiepreise steigen rasant. Was bedeutet das für Brötchen- und Brotpreise?

Brötchenpreis steigt auf 1 Euro, Brotpreis klettert auf 10 Euro – solche und ähnliche Horrormeldungen machen zurzeit in der die Runde. Diesen Verlautbarungen widerspricht die Bäcker-Innung Hochsauerland eindeutig. „Ein Weizenbrötchen für 1 Euro wird es in nächster Zukunft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht geben“, versichert Innungsobermeister Peter Junker aus Sundern. Zwar seien Preisanpassungen aktuell unausweichlich, da sowohl Rohstoff- und Energiepreise als auch die Löhne deutlich gestiegen seien. Ein Großteil dieser Preiserhöhungen seien jedoch momentan am Markt noch nicht angekommen, weil die Bäckereien z.B. Energiepreise regelmäßig mit jährlichen Preisgarantien vereinbaren würden.

Bäcker-Innung: nicht mehr als 50 Cent fürs Brötchen

Laut Aussage des Sauerländer Bäckers Jörg Liese kosten Brötchen in Bäckereibetrieben aktuell zwischen 35 und 40 Cent. Insbesondere das untere Preissegment werde nicht zu halten sein vor dem Hintergrund der galoppierenden Inflation. In einer Mitteilung teilt die Innung mit: Die Rohstoffpreise sind im Schnitt aktuell 15 Prozent gestiegen, lediglich der Mehlpreis rage mit einem 100-prozentigen Aufschlag heraus. Es sei zu berücksichtigen, dass der Rohstoffeinkauf allenfalls 30 Prozent der Kosten einer Bäckerei ausmache. Ein wesentlich größerer Kostenanteil mit bis zu 50 Prozent liege im Personalbereich.

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„Unter Berücksichtigung der aktuellen Preisentwicklung ist momentan davon auszugehen, dass die Preise von Backwaren um bis zu 30 Prozent steigen. Insofern sollte ein frisch gebackenes Weizenbrötchen vom Innungsbäcker auch absehbar nicht mehr als 50 Cent kosten“, heißt es in der Mitteilung. „Die meisten Sauerländer dürfen sich also auch weiterhin frische Brötchen vom Bäcker leisten können““, beruhigt Innungsgeschäftsführer Jochem Hunecke die Gemüter.

Bäcker Jörg Liese.
Bäcker Jörg Liese. © Unbekannt | wp

Dramatische Lage in den Entwicklungsländern

Ganz anders sehe die Situation jedoch in den Entwicklungsländern z.B. in Afrika aus. Hier sei der Preisanstieg bei den Grundnahrungsmitteln ungleich dramatischer. Russland und die Ukraine gehörten zu den Hauptlieferanten für die benötigten Rohstoffe. Einer der Hauptgründe für die starken Preissteigerungen beim Getreide, vor allem beim Weizen, sei zudem der Einfluss der Spekulanten auf den Preis. Weizen und andere Grundnahrungsmittel, die an den Weltbörsen gehandelt werden, seinen Opfer von Börsenspekulationen. „In sogenannten Leerverkäufen wird Getreide gehandelt, das es faktisch nicht gibt. Es wird auf steigende Preise gewettet, und damit an der Börse Geld verdient,“ erklärt Hunecke. Daher fordert die Bäcker-Innung Hochsauerland die heimischen Abgeordneten auf, sich für ein Verbot von Spekulationen auf Grundnahrungsmitteln an der Börse einzusetzen bzw. mindestens die Gewinne aus Nahrungsmittelspekulationen hoch zu besteuern. „Der Zugang zu Grundnahrungsmitteln darf den Menschen nicht durch Spekulanten verbaut werden. Weder in Europa noch in den Ländern der dritten Welt,“ bekräftigt Obermeister Peter Junker.

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Bäcker Liese meint vor diesem Hintergrund: „Wir müssen auch unsere Lebensmittel wieder mehr wertschätzen. Allein aus ethischen Gründen.“ Es werde zu viel weggeworfen. Dass kurz vor Geschäftsschluss die Auslagen noch gut gefüllt seien, widerstrebe ihm zunehmend.