Hochsauerlandkreis/Brilon. Kampf um Immobilien: der HSK-Grundstücksmarktbericht zeigt, wie extrem Preise steigen. Ein Briloner Makler über Fehler, die Käufer jetzt machen.

Der Immobilienmarkt ist hart umkämpft, nicht nur in Großstädten wie Köln oder Hamburg: Selbst im ländlichen Raum steigen die Preise beim Haus- und Grundstückskauf enorm. Der aktuelle Grundstücksmarktbericht für den Hochsauerlandkreis (ausgenommen Arnsberg) des Gutachterausschusses für Grundstückswerte HSK zeigt: die Preise für Häuser sind im vergangenen Jahr um 16 Prozent und die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen um 13 Prozent gestiegen. Der Trend zu steigenden Immobilienpreisen hält weiter an. Gerhard Gerke, Inhaber von Gerke Immobilien in Brilon, glaubt allerdings, das das nicht an einer Verknappung des Angebots liegt.

207.000 Euro kostet ein Haus im HSK laut Grundstücksmarktbericht

Der_Grundstücksmarkt im HSK im Überblick.
Der_Grundstücksmarkt im HSK im Überblick. © Unbekannt | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

207.000 Euro kostete ein Haus durchschnittlich im HSK. Die meisten Ein- und Zweifamilienhäuser wurden in Meschede, Brilon und Sundern gehandelt. „Im Berichtsjahr wechselten im Hochsauerlandkreis 821 Ein- und Zweifamilienhäuser im Normaleigentum mit einem Geldumsatz von 181 Millionen Euro den Eigentümer. Davon entfielen 617 Objekte mit einem Geldumsatz von 128 Millionen Euro auf den Zuständigkeitsbereich des Gutachterausschusses im Hochsauerlandkreis“, heißt es im Bericht des Ausschusses. So wurden in Brilon 91 Häuser verkauft, in Marsberg 70 und in Olsberg 60. Winterberg hingegen kommt schon wieder auf 83 Einfamilienhäuser.

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Auch die Zahl der verkauften Eigentumswohnungen ist hoch: 726 mit einem Geldumsatz von 106 Millionen Euro wechselten den Eigentümer im HSK. Allein 258 Eigentumswohnungen wurden in Winterberg verkauft, in Brilon und Olsberg je nur 35, in Marsberg 24. Die hohe Zahl in Winterberg ist ein Ausreißer, der sich mit der touristischen Ausrichtung der Stadt erklären mag und auf Ferienwohnungen zurückgeht.

Makler Gerhard Gerke aus Brilon: „Preise um etwa 30 Prozent gestiegen“

Gerhard Gerke ist Immobilienmakler in Brilon sowie Sachverständiger für Immobilienbewertungen. Die hohe Nachfrage nach Immobilien und Grundstücken bewertet er als einen Hype, auch getrieben durch Druck von außen – wenn der Nachbar baue würden viele denken: Jetzt muss ich auch. „In Brilon sind die Preise für Immobilien um rund 30 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorvorjahr“, sagt er. Das liege nicht an der Verknappung des Angebots. „Wir haben nie so viele Immobilien verkauft wie im vergangenen Jahr, aber wir sprechen hier von einer stark verringerten Verkaufszeit. Was früher vielleicht ein halbes Jahr lang im Angebot war, ist nun nach wenigen Wochen oder gar Tagen vom Markt“, erklärt Gerke. So entstehe schnell der Eindruck, dass Immobilien nicht mehr verfügbar seien.

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Gerhard Gerke geht davon aus, dass die Nachfrage nach Immobilien weiter steigen wird. „Das Zinsniveau ist derzeit niedrig, aber mit steigender Inflation werden auch die Zinsen steigen. Die Kunden werden jetzt noch versuchen, eine Immobilie zu kaufen bevor das geschieht.“

Preise werden in Zukunft auch im HSK nicht sinken, glaubt der Makler

Und die hohen Preise? Gerhard Gerke glaubt nicht, dass sich das in naher Zukunft ändern wird. „Ich habe mir mal eine Immobilie angeschaut, die gutachterlich 260.000 Euro wert ist. Der Verkaufswert liegt aber bei 430.000 Euro. Grund war die fantastische Lage. Dennoch, die Menschen sind bereit, diese Preise zu bezahlen, so funktioniert es auf dem Markt“, sagt der Gutachter. Auch beim Bau müsse man mittlerweile drauflegen. „Um die 450.000 Euro muss man einrechnen, und dann ist das Haus nicht mal unterkellert. Vor fünf Jahren gab es den gleichen Standard für 70.000 Euro weniger.“

Die Käufer verlieren die Nerven – und glauben an eine Verknappung

Dass sich der Markt so entwickelt, habe vielfältige Ursachen und nicht alle seien sachlich begründet. Allgemein sei der Anspruch an eine Immobilie stark gestiegen. „Viele Menschen wollen das Geld, das sie für eine Miete ausgeben, lieber für etwas eigenes investieren. Das ist mitunter schwierig, denn früher hatte man pro Kopf eine Wohnfläche von 12 Quadratmeter, heute sind es 42 Quadratmeter pro Person. Dadurch wird Wohnraum mitunter knapp, denn die Bevölkerungsentwicklung stagniert, die Ansprüche hingegen wachsen“, erklärt Gerhard Gerke die Schwierigkeiten auf dem Immobilienmarkt. Neben hohen Ansprüchen sorgt auch die Geschwindigkeit für Herausforderungen. „Die Käufer verlieren die Nerven. Sie haben vielleicht einmal ein Haus verpasst und melden sich dann sehr schnell für den Kauf des nächsten. Sie überbieten sich, weil sie glauben, Immobilien sind knapp.“ Viele Menschen würden schlechte Entscheidungen aus der Eile heraus treffen, sich gegenseitig überbieten und dem Glauben unterliegen, es gebe keine Angebote. Nur auf den Dörfern sei die Lage laut Gerke noch entspannter.