Berlin. Rinder gegen den Klimawandel: Mit einer Herde sollen Tausende Tonnen CO₂ gespart werden. Wie die tierische CO₂-Speicherung funktioniert.
Rinder gelten schon lange als Klimakiller. Umso überraschender ist es, dass ausgerechnet eine Herde Bisons, also Wildrinder, jährlich 54.000 Tonnen CO₂ sparen und somit dem Klimawandel entgegenwirken soll. Zu diesem Ergebnis ist ein Forschungsteam von der Umweltfakultät der US-Universität Yale gekommen, wie der „Guardian“ berichtet.
Die Forscher der Universität haben demnach eine Bison-Herde aus 170 Tieren untersucht, die seit 2014 im Grasland des rumänischen Tarcu-Gebirges am Rand der Südkarpaten ausgewildert wurde. Für deren Untersuchung wurde auf ein neues Modell zurückgegriffen, das die Menge an atmosphärischem Kohlendioxid berechnet, die durch die Interaktionen von Wildtierarten in Ökosystemen eingefangen und im Boden gespeichert wird. Im Falle der Bison-Herde kamen die Forscher damit zu einem beeindruckenden Ergebnis: Die Rinder würden dabei helfen, 54.000 Tonnen CO₂ zu speichern – das entspricht in etwa der Menge, die 43.000 durchschnittliche amerikanische Benzinautos pro Jahr ausstoßen.
Bisons gegen den Klimawandel: Deshalb können die Klimahelden Ökosysteme wiederherstellen
Doch wodurch genau sparen die Bisons so viel CO₂ ein? Wie Professor Oswald Schmitz, Leiter der Studie, gegenüber dem „Guardian“ erklärt, würden sie die Grasland- und Waldökosysteme positiv beeinflussen, indem sie das Grasland beim Umherziehen „gleichmäßig abweiden“. Die Tiere düngen durch ihre Verdauung außerdem den Boden, so Schmitz, recyceln Nährstoffe und verdichten den Boden, wodurch weniger Kohlenstoffdioxid freigesetzt werde.
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Die Auswirkungen davon auf die Ökosysteme könnten laut der Forscher immens sein: „Diese Tiere haben sich über Millionen von Jahren mit Grasland- und Waldökosystemen entwickelt, und ihre Beseitigung hat zur Freisetzung riesiger Mengen an Kohlenstoff geführt. Die Wiederherstellung dieser Ökosysteme kann das Gleichgewicht wiederherstellen und ausgewilderte Bisons gehören zu den Klimahelden, die dazu beitragen können“, sagt Schmitz.
Klimaschutz und Biodiversität durch Bison-Herde
Auch der Biologe Alexander Lees, Dozent für Biodiversität in Manchester, der nicht an der Studie beteiligt war, sagte, dass die Studie „ein überzeugendes Argument für die Wiedereinführung der Europäischen Wisente als naturbasierte Klimaschutzlösung“ liefere und große Vorteile für den Schutz der Biodiversität biete.
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Das überraschend positive Ergebnis der Untersuchung in Rumänien ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Denn die Autoren der Studie wiesen darauf hin, dass der ermittelte Wert von 54.000 Tonnen CO-Einsparung ungenau sei; er könne bis zu 55 % höher oder niedriger sein. Schmitz merkte außerdem an, dass sich die Ergebnisse nicht einfach international auf andere Länder übertragen ließen. Im rumänischen Tarcu-Gebirge gebe es nämlich besondere Boden- und Klimabedingungen. Andere Gegenden wie die nordamerikanische Prärie seien hingegen ganz anders beschaffen – und das Ergebnis von ausgewilderten Bison-Herden dort somit möglicherweise ein anderes.
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