Berlin. Schnuller, Body, Kinderwagen – die Auswahl für werdende Eltern ist groß. Doch welche Erstausstattung ist wirklich nötig? Ein Überblick.

Werdende Eltern sind mit der Erstausstattung eines Babys schnell überfordert. Der Markt ist riesig und die Auswahl entsprechend groß – doch nicht alles, was angepriesen wird, ist auch wirklich notwendig. Um Fehlkäufe zu vermeiden, verraten drei Experten, worauf man bei der Baby-Erstausstattung verzichten kann.

Baby-Erstausstattung: Kinderwagen statt Stubenwagen

Kleine Stubenwagen sind vor allem in den ersten Monaten nach der Geburt praktisch. Nachts kann bequem gestillt werden und tagsüber ist das Kind immer in der Nähe. Doch schon nach wenigen Monaten ist das Baby zu groß für den Stubenwagen. Deshalb rät Sandra Uffelmann, leitende Hebamme am Oberhavel Klinikum Oranienburg, davon ab, einen solchen Wagen ins Wohnzimmer zu stellen. „Hierfür hat kaum jemand Platz und man kann genauso gut den Kinderwagen nutzen“, sagt sie.

Laufstall notwendig? Experten klären auf

In den ersten Monaten sind Kinder noch nicht wirklich mobil. Aber schon nach etwa einem halben Jahr beginnen Kinder zu krabbeln. Spätestens dann kann ein Laufstall eine sichere Ecke bieten, in der sich das Kind aufhalten kann. Bei Nicole Weiß kam der Tipp mit dem Laufstall von der Oma. „Die Kinder wollten den Laufstall nicht von innen sehen“, erzählt die Ordnungscoachin und Autorin des Buches „Familie Minimalistisch“. Da er viel Platz wegnehme, sei es unangenehm gewesen, ihn ungenutzt herumstehen zu sehen, so die dreifache Mutter weiter.

Auch Nicola Schmidt, Bestsellerautorin und Initiatorin des Projekts „artgerecht“, hält nichts von Laufställchen und Kinderparken hinter Gittern. Stattdessen rät sie: „Empfehlenswert ist eine Ja-Umgebung. Also eine Umgebung, in der sich Kinder frei und sicher bewegen können.

Oft verkommt der Laufstall zur Aufbewahrungsbox für ein Sammelsurium an Spielzeugen und das Kind sitzt daneben.
Oft verkommt der Laufstall zur Aufbewahrungsbox für ein Sammelsurium an Spielzeugen und das Kind sitzt daneben. © dpa-tmn | Mascha Brichta

Baby baden: Normale Badewanne reicht aus

Eine Babybadewanne erscheint zunächst sinnvoll. Für ein Neugeborenes ist der kleine, enge Raum vorteilhaft – hier fühlt es sich geborgen. Aber: „Die meisten Eltern nutzen sie nur wenige Male“, sagt Sandra Uffelmann. Danach steht die sperrige Wanne im Bad herum. „Platzsparender ist ein Babyeimer, den man in den Schrank stellen kann“, rät sie. Oder man badet gemeinsam mit dem Kind. Dann kann man auf das Utensil verzichten.

Bis zur siebten Lebenswoche sollten Säuglinge nur in einer kleinen, separaten Badevorrichtung, z. B. einer Babybadewanne, gebadet werden. Sie ist auf die Körpermaße des Säuglings abgestimmt.
Bis zur siebten Lebenswoche sollten Säuglinge nur in einer kleinen, separaten Badevorrichtung, z. B. einer Babybadewanne, gebadet werden. Sie ist auf die Körpermaße des Säuglings abgestimmt. © Shutterstock / PH888 | PH888

Baby-Erstausstattung: Windeltwister nicht erforderlich

Der Windeltwister hat gegenüber dem Windeleimer einen entscheidenden Vorteil: Er verpackt jede eingeworfene Windel einzeln und luftdicht in einem Beutel. Doch Patrick Konrad, Vater und Gründer von „babelli.de“, einem Online-Magazin rund um das Thema Kleinkinder, sieht darin keinen Vorteil: „Hier wird Geld mit teuren Nachfüllkassetten verdient“. Konrad ist deshalb auf einen einfachen Eimer mit Deckel umgestiegen. Auch Hebamme Uffelmann empfiehlt einen normalen, gut verschließbaren Eimer.

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Experten mit Tipps zur Wickelaustattung

Ein Wickeltisch gehört für viele junge Eltern zur Grundausstattung für ihr Baby. Denn: Einen festen Platz zu haben, an dem sich alles zum Wickeln und Anziehen befindet, ist zeitsparend und praktisch. Und doch wird er laut Experten nur selten genutzt. Als Grund nennt Nicole Weiß etwa, dass das Wickeln in luftiger Höhe nicht in jedem Alter empfehlenswert ist. „Wenn die Kleinen mobil sind, ist es leichter, sie im Stehen oder auf dem Boden zu wickeln“, sagt sie. Außerdem sei ein Wickelaufsatz im Bad praktischer, weil es dort wärmer ist und Wasser direkt zur Verfügung steht.

Wichtiger als die Kommode ist laut Sandra Uffelmann die Wickelauflage. „Hier empfiehlt sich eine gepolsterte, breite Auflage, die an den Rändern hochgeht, damit die Kleinen nicht herunterrollen“, sagt Uffelmann. „Die kann man auch aufs Sofa oder sonst wo hinlegen“, sagt sie.

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Wickeltasche – Allzwecktasche oder überflüssig?

Ob Windeln, Fläschchen oder Wechselkleidung: Einmal gepackt ist die Wickeltasche immer griffbereit. Doch sobald das Kind älter wird, verlieren sie schnell ihren Nutzen. „Eine Tasche, die nur einen Zweck hat, ist unnötig“, findet Nicole Weiß. Schließlich könne man für die erste Zeit auch eine andere Tasche mit Babyzubehör ausstatten.

Laut Experten: Sensormatten schlagen falschen Alarm

Bei Gefahr schlägt die Matratze Alarm: Sensormatten überwachen die Atmung des Kindes, um das Risiko des plötzlichen Kindstods zu senken. „In der Praxis verursachen die Matratzen aber oft Fehlalarme, die bei Mutter und Kind zu noch weniger Schlaf führen“, sagt Nicola Schmidt. Einen wirklichen Schutz bieten die Matratzen nicht. „Dafür bräuchten die Eltern eine Schulung, in der sie lernen, wie man sich verhält, wenn das Kind schwer atmet“, sagt Sandra Uffelmann.

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Babyausstattung: Kombikinderwagen liegen im Trend

Viele Hersteller bieten heute Kombikinderwagen an, bei denen die Eltern einen Wannenaufsatz für Neugeborene erhalten. Diesen können sie später gegen einen Kinderwagenaufsatz austauschen. Damit sollen Gestell und Reifen möglichst lange nutzbar bleiben.

In manchen Familien erweisen sie sich dennoch als nutzlos. „Unser erster Sohn lag so gut wie gar nicht drin, weil er überhaupt nicht gefahren werden wollte, bevor er sitzen konnte“, berichtet Nicole Weiß. Ihr Tipp: „Erst einmal bei Bekannten ausprobieren, ob sich das Kind in einen Wagen ablegen lässt.“ Viele Babys wollen anfangs lieber getragen werden. Auch Nicola Schmidt empfiehlt den Körperkontakt.

Bei Kombikinderwagen wird die Babyschale abgenommen und einfach auf das Gestell des Kinderwagens montiert.
Bei Kombikinderwagen wird die Babyschale abgenommen und einfach auf das Gestell des Kinderwagens montiert. © imago images/Westend61 | imago premium

Vorsicht beim Kauf von zu vielen Kinderfahrzeugen

„Wir hatten viele Fahrzeuge: ein Bobby-Car, zwei Laufräder, einen Roller und ein Fahrrad“, erzählt Patrick Konrad. Alle für unterschiedliche Lebensabschnitte. „Heute würde ich tauschen und mich auf zwei Fahrzeuge parallel beschränken“, sagt er. Ähnlich sieht es Nicole Weiß. „Statt fünf verschiedener Fahrzeuge reichen zwei: ein Roller und ein Laufrad“, sagt sie. Viele Kinder steigen ihrer Meinung nach direkt vom Laufrad aufs Fahrrad um und brauchen keine Stützräder mehr.

Reisebett: beliebt bei Eltern, unbeliebt bei Kindern

Für alle Eltern, die mit Kindern verreisen wollen, kann das Reisebett eine nützliche Hilfe sein. Doch so praktisch das Bett auch ist, bei den Kindern ist es nicht besonders beliebt. „Wir haben es nicht benutzt, weil die Kinder unterwegs lieber im Elternbett schlafen wollten“, erzählt Nicole Weiß. Hinzu kommt, dass viele Hotels und Ferienwohnungen Reisebetten zur Verfügung stellen. Eine Anschaffung ist also nicht zwingend notwendig.