Berlin. Wärmepumpen gibt es in verschiedenen Größen. Wie groß die Heizung sein muss, ist für Laien schwer abzuschätzen. Diese Rechnung hilft.
Die Dekarbonisierung der energetischen Infrastruktur ist spätestens mit dem sogenannten Heizungsgesetz bei Deutschlands Eigenheimbesitzern angekommen. Millionen Öl- und Gasheizungen sollen in den nächsten Jahren durch klimafreundliche Wärmepumpen ersetzt werden. Wer sich ein Bild von den Kosten für den individuellen Bedarf machen will, ist in der Regel auf professionelle Hilfe angewiesen. Alle, die auch ohne Umweltmanager oder Heizungsbauer berechnen möchten, was auf den Geldbeutel zukommt, können ein neues Tool aus Großbritannien nutzen.
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Dort hat ein wissenschaftlicher Blogger seinen Landsleuten eine Berechnungshilfe für den Wechsel zur Wärmepumpe zur Verfügung gestellt, die auch deutsche Eigenheimbesitzer nutzen können. Michael de Podesta arbeitete einst in Großbritanniens Normungsbehörde für Physik und Technik, dem National Physical Laboratory, und war Physik-Dozent am renommierten University College London. Seit seiner Pensionierung vor 15 Jahren informiert er Interessierte über den Klimawandel und technologische Lösungsansätze, die diesen bremsen könnten. Im Blog "Protons for Breakfast" stellte er eine Kalkulationshilfe für britische Haushalte vor. Auch Deutsche Häuslebauer, die von ihrer Gasheizung zur klimaschonenden Wärmepumpe wechseln wollen, können das Tool nutzen.
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Energiebedarf berechnen: Taugt die Wärmepumpe fürs Eigenheim?
Mithilfe seines Excel-Formulars gelingt eine Abschätzung für den Leistungsbedarf innerhalb weniger Minuten. Anhand weniger Faktoren – etwa Wohnfläche, Anzahl der Hausbewohner und Außentemperatur – lassen sich unkompliziert Rückschlüsse auf den individuellen Heizbedarf ziehen. Voraussetzung für die Nutzung ist allerdings ein gutes Verständnis der englischen Sprache. Die resultierenden Werte aus dem Wärmepumpenrechner sollten dabei nicht als offizieller Energiebedarf betrachtet, sondern eher als Annäherungsgröße betrachtet werden. Daher übernimmt der Autor auch keine Haftung für die Ergebnisse.
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- Im ersten Schritt soll die normale Haushaltstemperatur über verschiedene Tageszeiten angegeben werden. Gefragt wird nach der gewünschten Wohlfühltemperatur morgens, tagsüber, abends und während der Nacht.
- Danach kalkuliert man den Heizbedarf für die Warmwasseraufbereitung, der mit drei Kilowattstunden überschlagsmäßig berechnet wird. Dabei können aber auch individuelle Erfahrungswerte herangezogen werden.
- Auf das Warmwasser folgt der Vorjahresverbrauch der Gasheizung. Dazu fließen Faktoren wie die Energieeffizienz von Brennwertkessel sowie das alter des Heizsystems ein.
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Mit wenigen Schritten zum Ergebnis: Kosten, Leistung, Effizienz
Weil de Podesta seine Berechnungshilfe für den britischen Markt kreiert hat, lauert im nächsten Schritt ein Stolperstein für deutsche Interessenten. Anhand langjähriger Klimaprofile für verschiedene Städte und Regionen in Großbritannien berechnet das Tool die Heizbedarfe aufgrund lokaler Wetterbedingungen. Ein Blick auf die europäische Landkarte hilft hier weiter. Städte und Regionen mit demselben Breitengrad lassen sich zumindest näherungsweise auch auf klimatische Bedingungen hin vergleichen. Dementsprechend sollten Einwohner von Hamburg den Berechnungsschlüssel für Manchester heranziehen, während der Ruhrpott oder Leipzig ähnliche Wetterbedingungen aufweisen wie London. Wer es noch genauer haben möchte, kann die Wetterbedingungen seines Wohnortes mit denen britischer Städte mit weatherspark vergleichen.
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Die Tabellen vier und fünf befassen sich mit der Leistungsfähigkeit der aktuell eingebauten Gasheizung. Dabei geht es etwas ins Detail – und um technische Richtgrößen. Mittels der Wärmeübertragung und der maximalen Vorlauftemperatur wird errechnet, ob eine Wärmepumpe den Haushalt überhaupt eigenständig versorgen kann, oder ob zusätzliche Heizmodule installiert werden sollten. Auch dabei arbeitet de Podesta mit näherungsweisen Mittelwerten, die bei der Kalkulation helfen.
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Weniger Geld und CO2-Emissionen: Wärmepumpe zeigt Einsparpotenziale
Auf Seite sechs der Berechnung schlagen sich dann die eingetragenen Werte in konkreten Resultaten nieder. Bringt die Immobilie die nötigen Voraussetzungen für die Umrüstung auf eine Wärmepumpe mit? Mit welchem Strombedarf kann der Hausbesitzer rechnen? Und wieviel klimaschädliches CO2 kann eingespart werden? Den Termin mit dem Energieberater kann die Kalkulationshilfe zwar nicht ersetzen. Wer sich einen Wechsel vom Gaskessel zur Wärmepumpe vorstellen kann, erhält mit dem Tool einen ersten Überblick über die Umsetzbarkeit und künftige Energiebedarfe.
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