Berlin . Archäologen fanden ein Parfum aus römischer Zeit. Ein seltener Fund. Noch aufregender war die Analyse. Was die antike Duftprobe verrät.
Es war etwas Besonderes, schon vor 2000 Jahren. Deswegen wurde es auch nicht in einer einfachen Flasche abgefüllt. Es musste schon ein Flakon aus Bergkristall her. Das passt zum kostbaren Inhalt: zum Parfüm.
Archäologen staunten nicht schlecht, als sie bei Ausgrabungen in Spanien im Flakon Parfumreste entdeckten. Ein Fund für die Ewigkeit. Denn er war mit einem Stöpsel aus Dolomit und Bitumen als Kleber versiegelt und deswegen gut erhalten.
Feinstes Parfüm im edlen Flakon für die Ewigkeit
Sie fanden ihn bei einer verstorbenen Frau, besser gesagt: bei der Asche, die von ihr übrig geblieben war. Ein Stoffsäckchen, drei Bernsteinperlen und das Parfüm. In Form und Art entsprach das Fläschchen den Behältern, in dem früher Salben oder Essenzen aufbewahrt wurden. Es war kostbar, für die Fahrt ins Jenseits gerade gut genug.
Dass die Menschen vor Jahrtausenden schon Essenzen und Parfüms herstellten und zu schätzen wusste, war bekannt: Aus Ägypten, Persien oder alten China und letztendlich auch von den Römern.
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Archäologen begeistert: Grabbeigabe gut erhalten
Was man aber nicht wusste: Welche Düfte bei Frauen und Männern angesagt waren. Mangels erhaltener Funde. Das änderte sich, als die Archäologen um Daniel Cosano von der Universität Cordoba bei Ausgrabungen in der spanischen Stadt Carmona auf das unterirdische Familien-Mausoleum aus römischer Zeit mit Urnen von sechs Personen stießen, drei Männern und drei Frauen. Und den Flakon.
Die Analyse des antiken Parfüms lässt auf Essenzen mit Patschuli-Duft schließen. Und das heißt, dass sie den Inhaltsstoffen ähneln, die man noch heute für Parfüms verwendet. Die 2000 Jahre alt Grabbeigabe wäre auch heute noch gut zu riechen.
Die Basisnote des antiken Parfüms ist heute noch "In"
Der Unterschied ist nur, dass die moderne Parfümwelt heute ungleich komplexer ist. Ein moderner Parfümeur greift für seine Kreationen auf mehr als 3000 Riechstoffe zurück. Ein Parfüm besteht aus einer Kopf-, einer Herz- und einer Basisnote. Für die Basisnote, die am längsten anhält, benutzt man noch heute Patschuli.
Es ist ein intensives und erdiges Aroma, das einem Duftstoff einen süß-holzigen Hauch gibt. Man dachte, erst Napoleon habe es nach Europa gebracht. In Frankreich hatte man die Herkunft der Essenz einer tropischen Pflanze lange streng geheim gehalten.
Für den Archäologen Cosano war schon das Behältnis aus Quarzkristall ungewöhnlich, ein seltenes "Luxusobjekt“, sagt er. Richtig elektrisierend war dann, dass der Flakon so dicht verschlossen war und noch immer eine feste Masse enthielt, die sich tatsächlich analysieren ließ, selbst 2000 Jahre später.
Erstmals Parfum aus der Römerzeit identifiziert
"Unseres Wissens nach könnte dies das erste Mal sein, dass ein Parfum aus römischer Zeit identifiziert worden ist – das ist ein bedeutender Fortschritt auf diesem Fachgebiet“, so der Archäologe. Als Basis für die Duftessenz diente ein Pflanzenöl, wahrscheinlich Olivenöl.
Sicher kann sich Cosano auch deswegen fühlen, weil der Befund zu historischen Aufzeichnungen passt, unter anderem von Plinius dem Älteren. Der Geschichtsschreiber schrieb, dass Parfum und Salben aus zwei Essenzen bestehen, einer Basis aus flüssigem Öl und einem Duftstoff aus festen oder flüssigen Substanzen. Wie im Flakon. (fmg)