Berlin. Papst Franziskus findet, die Ukraine solle den Mut haben, die „weiße Fahne” zu hissen. Baerbock verurteilt bei „Miosga“ die Aussage.
„Caren Miosga“ – das waren die Gäste
- Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
- Michael Thumann, Journalist und Leiter des Moskauer Büros „Die Zeit“
- Minna Ålander, Politikwissenschaftlerin und Sicherheitsexpertin
In einem vorab veröffentlichten Interview mit dem Schweizer Fernsehen hatte Papst Franziskus gesagt: „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.“ Ohne Russland oder die Ukraine direkt beim Namen zu nennen, fügte er hinzu, ohne Verhandlungen könne die Situation noch schlimmer werden, weshalb man sich dafür nicht schämen solle.
In dem Interview wird Franziskus auch nach Forderungen aus der Ukraine nach „Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne” gefragt, was andere als Legitimation der stärkeren Seite sehen würden. Lesen Sie dazu:Papst Franziskus knickt vor Putins Weltbild ein
„Das ist eine Frage der Sichtweise“, antwortete der Papst. „Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.” Mehr zum Thema:Strack-Zimmermann über Papst – „Schäme mich als Katholikin“
Baerbock bei „Miosga“: Putin will nicht verhandeln
„Ich versteh’ es nicht”, antwortet Baerbock, als sie von Miosga zu ihrer Meinung zum Papst-Appell gefragt wird. „Man kann manche Dinge nur verstehen, wenn man selbst sieht, was da passiert.” Die Außenministerin erzählt von Reisen ins Kriegsgebiet, Treffen mit Opfern – vor allem Kindern und Frauen – und fragt: „Wo ist der Papst da? Er muss davon wissen!”
Die Grünen-Politikerin glaubt nicht, dass Wladimir Putin derzeit zu Verhandlungen bereit sei, betont aber: „Wenn Putin auch nur das kleinste Signal gibt, sprechen zu wollen, dann ist die ganze Welt bereit dafür.” Für Frieden brauche es nun Stärke und Geschlossenheit – auch in der Nato, so Baerbock weiter, es sei wichtig, dass Putins „Lügen nicht verfangen.”
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Journalist bei „Caren Miosga“ in der ARD: „Putin verstärkt Unterschiede”
Die Finnin Minna Ålander ist Politikwissenschaftlerin und Sicherheitsexpertin und meint: “Wir sind der Nato beigetreten, und es ist kein dritter Weltkrieg ausgebrochen”. Demnach sei der Nato-Beitritt Finnlands doch nicht so eine Provokation für Putin gewesen wie gedacht.
Michael Thumann ist Journalist bei der „Zeit” und stimmt dem zu. „Putin dreht, was Kriegsbeteiligung ist, so wie er es braucht.” Und weiter: „Er versucht, maximale Verunsicherung zu verbreiten.”
Die derzeitige Uneinigkeit in der Bundesregierung, aber auch innerhalb der Nato-Staaten komme sehr gut bei Putin an, „weil er versucht, Unterschiede so zu verstärken, dass man am Ende nicht zu einer Einigkeit kommt.” Deshalb meint der Journalist: „Im Grunde muss man jeder Provokation etwas entgegensetzen.”