Berlin. Eigentlich wollte Sahra Wagenknecht bei Lanz über ihre Partei sprechen. Im Fokus stand dann aber ihr Kontakt zu einem Rechtsextremen.
Über Jahre hatte Sahra Wagenknecht offenbar Kontakt zu einem Rechtsextremisten – und das, ohne von dessen Gesinnung zu wissen. Er habe ihr „nette Mails geschrieben“, so die Politikerin. Wie kam es dazu? Und: Um wen handelt es sich?
Öffentlich machte Wagenknecht den Kontakt am Mittwochabend bei Markus Lanz im ZDF. Sofort war das Interesse des Moderators, aber auch der anderen Gäste – „Welt“-Journalist Robin Alexander und Correctiv-Reporter Marcus Bensmann – geweckt. Letzterer, der an den Recherchen zu einem Geheimtreffen rechter Fanatiker nahe Potsdam beteiligt war, wusste sogar schon vorab von Wagenknechts Verbindung.
Wagenknecht bei „Markus Lanz“: Diskussion über rechtes Geheimtreffen
Doch von vorn: Markus Lanz diskutierte am Mittwoch mit seinen Gästen über die Correctiv-Enthüllungen zu besagtem Treffen. „Ich finde es nicht wirklich überraschend“, kommentierte Sahra Wagenknecht die Recherchen und vor allem die Verstrickung von AfD-Mitgliedern. Dass diese eine Partei sei, „in der Nazis sind“, sei schließlich nicht neu. Und, so Wagenknecht weiter: „Wenn man sich mit solchen Leuten hinsetzt, weiß man, was man tut.“
Dann offenbarte die Ex-Linke, dass auch sie schon Kontakt mit einer der beteiligten Personen hatte – und eben nichts von einem rechtsradikalen Hintergrund gewusst haben will. „Ich habe in der Presse gelesen, dass der eine rechtsradikale Vergangenheit hat“, erklärte sie.
Wagenknecht offenbart Kontakt zu Rechtsradikalem – will aber nichts davon gewusst haben
Es geht um Gernot Mörig, der bei der Zusammenkunft in Potsdam laut den Recherchen von Correctiv anwesend war, das Treffen mitorganisiert und dazu eingeladen hatte. Der ehemalige Zahnarzt aus Düsseldorf ist in der rechtsextremistischen Szene kein Unbekannter, schon seit seiner Schulzeit soll er in völkisch gesinnten Kreisen engagiert sein.
Das herauszufinden ist nicht schwer. Wer Mörigs Namen bei Google eingibt, stößt sofort auf entsprechende Informationen. Doch das will Wagenknecht nicht getan haben – zur Überraschung von Markus Lanz. „Ich will Ihnen in keinster Weise etwas unterstellen“, betonte er. „Aber das Erste, was ich mache, wenn ich jemanden nicht kenne, ist doch zu schauen: Wer ist das?“
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Sahra Wagenknecht: So entstand der rechtsradikale Kontakt
Das Kennenlernen mit Mörig beschreibt Wagenknecht so: Sie habe vor Jahren Kontakt zu Max Otte gehabt. Damals ein gefeierter Autor, machte der Ökonom zuletzt vor allem damit Schlagzeilen, dass er sich von der AfD erfolglos als Bundespräsident nominieren ließ. Über Otte sei dann die Verbindung zu Mörig entstanden, der ihr „nette Mails geschrieben“ habe.
Mörig bot sich laut Wagenknecht schließlich an, ein Treffen mit einem „linken deutschen Kabarettisten“ zu vermitteln. Dessen Namen wollte die Politikerin zunächst nicht nennen. „Wenn mir jemand anbietet, dass ich jemanden treffe, den ich interessant finde, dann freut mich das“, erklärt sie weiter. Sie habe die Chance daher ergriffen, und es sei zu einem Abendessen mit dem Kabarettisten und Mörig gekommen. Danach habe Letzterer ihr immer wieder geschrieben. Inzwischen habe es aber „seit Monaten, wenn nicht Jahren“ keinen Kontakt mehr gegeben.
Rechte Kontakte: Informationen decken sich mit Correctiv-Recherchen
Correctiv-Reporter Bensmann, der Wagenknechts Ausführungen interessiert gelauscht hatte, war von der Offenbarung wenig überrascht. „Das deckt sich mit unseren Recherchen“, erklärte er. Demnach habe Mörig bei dem rechten Treffen mit seinen Kontakten „geprahlt“ und unter anderem angegeben, über die Telefonnummer von Sahra Wagenknecht zu verfügen. Das schloss die Politikerin jedoch aus. Der Kontakt habe stets nur schriftlich per Mail erfolgt.
Licht ins Dunkel konnte Bensmann dann in Bezug auf die Identität des ominösen Kabarettisten bringen. Es soll sich um Volker Pispers handeln. Ihn, so Wagenknecht, habe sie immer bewundert.
Mit Blick auf Mörig stellte sie schließlich eindeutig klar: Sie will keinerlei Kontakt mehr mit ihm. „Ich will das nur als Beispiel anführen, wie Leute aus der Szene versuchen, in Bereiche Kontakte zu knüpfen, die mit solchen Geschichten überhaupt nichts zu tun haben“, so Wagenknecht.