Berlin. Hoher Besuch im „Aktuellen Sportstudio“: Zur Eröffnung der „Invictus Games“ war Gründer Prinz Harry zu Gast. So lief sein Auftritt.
„Es ist wirklich passiert!“, freuten sich die Moderatoren Katrin Müller-Hohenstein und Sven Voss, als Prinz Harry das „Aktuelle Sportstudio“ betrat. Grund für seinen Besuch war sein Herzensprojekt: die Invictus Games. Eine Sportveranstaltung für im Krieg verwundete Soldaten, die Prinz Harry 2014 ins Leben gerufen hatte und die vom 9. bis 16. September in Deutschland stattfinden: „Es ist eine tolle Möglichkeit zu lernen, zuzuschauen und sich inspirieren zu lassen von jemanden, der ein Bein verloren hat, der Schusswunden hat oder der psychisch verwundet ist“, erklärte er seine Motivation. „Zu sehen, dass diese Menschen das Schlimmste erlebt haben und wie der Sport ihr Leben komplett verändert hat, das kann viele Menschen inspirieren.“
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Von Beginn an zeigte sich der Royal nahbar, sprach offen über seine eigenen militärischen Erfahrungen. Harry leidet laut eigener Aussage an Depressionen, Angstzuständen, Panik-Attacken und einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Die Idee für die Invictus Games habe ihn gerettet, gibt er zu: „Wenn du mit so etwas konfrontiert bist, dann verändert das dein Leben. Speziell für so jemanden, der so eine Plattform hat und erzogen wurde, im Dienst der Öffentlichkeit zu stehen. Da wusste ich: Ich muss was tun. Die Invictus Games aus der Taufe zu heben war für mich eine große Hilfe, in dieser Community zu sein und ähnliche Geschichten zu hören. Ich habe vier bis fünf Jahre gebraucht, um darüber sprechen zu können.“
Zehn Jahre hatte er insgesamt gedient, drei Monate davon aktiv in Afghanistan. Als sein Einsatz öffentlich wurde, musste er gegen seinen Willen die Heimreise antreten. Die Gefahr von Anschlägen auf ihn und seine Kameraden wurde zu groß. Aufmerksamkeit, die er weder damals noch an gestrigen Abend im Studio wirklich wollte. Nach einem Einspieler über seinen Afghanistan-Einsatz betonte er: „Ich habe in der Vergangenheit bereits ausführlich über mich gesprochen – um andere zu ermutigen, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Ich hatte das Glück, nicht verwundet zu werden, aber ich habe genügend Verletzungen und Verwundungen gesehen. Man hätte eigentlich diesen Menschen den Hauptteil dieses Films widmen müssen, nicht mir“, betonte er.
Wie recht er mit dieser Aussage hatte, merkt man, während Jen Niemeyer seine Geschichte erzählt. Auch er hatte mehrere Jahre in Afghanistan gedient, seitdem hat er mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen. „Ich fand mich erst genauso wie vorher“, erzählte er. Doch dann kam die Reizbarkeit, die Frage nach der Sinnhaftigkeit, Sport-, und Tablettensucht. Er habe neuneinhalb Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass er Hilfe brauche. „Damit klarzukommen, so weit bin ich noch nicht. Meine Frau ist da wesentlich weiter, ich bin jetzt seit 3,5 Jahren in Therapie.“ Während er über sein Leben nach dem Einsatz erzählte, kamen ihm und seiner Frau, die ihm Publikum saß, immer wieder die Tränen. An den Prinzen gewandt, sagte er: „Ich bin dir unheimlich dankbar, dass du diese Spiele ins Leben gerufen hast.“
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Prinz Harry im ZDF-Sportstudio: Blamage beim Torwandschießen
Am Ende der Sendung musste Harry gegen einen weiteren Gast des Abends, Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) an die Torwand. Das Duell hieß: Prinz gegen Minister, England gegen Deutschland, Jung gegen Alt. Und der Sieger kam wohl für einige Zuschauer überraschend. Der Pistorius, 63, traf im Mainzer TV-Studio zweimal das untere Loch in der Torwand, mehrfach verpasste er nur knapp.
Der Royal machte hingegen keine gute Figur. Harry, 38, traf gar nicht – und hatte das schon vorher geahnt. Der Prinz atmete tief durch und fragte das Moderatorenteam, was denn passiere, wenn man am Ende null Treffer habe. „Warum muss ich denn anfangen?“, fragte er. Und als er nach den ersten drei Fehlschüssen den Ball an Pistorius weiterreichte, kommentierte er die Ballqualität: „Der ist nichts.“
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Doch der Prinz trug es mit Gelassenheit. Im Anschluss an die Sendung ging es dann zurück nach Düsseldorf, wo noch bis zum 16. September die Invictus Games stattfinden werden. Sein ganz persönlicher Wunsch für die kommende Woche? „Ich will mehr als alles andere lächelnde Gesichter sehen. Dass Menschen sich High-Fives geben, sich in den Armen liegen. Und dass viele Menschen zuschauen: Je mehr Leute wir erreichen, desto mehr Leben können wir retten.“