Berlin. Vier Geschichten über die fatalen Folgen plötzlichen Reichtums: Der Episodenfilm „Sechs Richtige – Glück ist nichts für Anfänger“.

„Ein Film muss mit einem Erdbeben beginnen und sich dann langsam steigern“, sagte der legendäre MGM-Filmproduzent Samuel Goldwyn. Tatsächlich beginnt die französische Komödie „Sechs Richtige – Glück ist nichts für Anfänger“ mit einem wahren Actionkomödien-Erdbeben. Eine sehr bescheiden lebende Familie erfährt auf der wiederholten Urlaubsfahrt zu Oma, dass sie fünf Millionen Euro gewonnen hat – aber den Gewinn innerhalb von zehn Minuten abholen muss, sonst verfällt er.

„Sechs Richtige“: Irrfahrt durch Marseille

Was folgt, ist eine wahnwitzige Irrfahrt durch Marseille samt Auffahrunfall auf dem Marktplatz, gekidnapptem Polizeimotorrad und entsprechendem Polizeiaufgebot nach geglücktem Einlösen des Scheins, nach der sich der biedere Familienvater Paul (Patrick Eboué) mit Champagner in der Hand in einen veritablen Actionhelden verwandelt hat. Ein großer Spaßmoment. Allerdings ist da der ganze Film erst 20 Minuten alt – und steigert sich nicht.

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Vielmehr entschließen sich die Regisseure Maxime Govare und Romain Choay zur Vollbremsung – und drehen noch einmal neu am Glücksrad. Geht es ihnen doch um das Unglück schnellen Reichtums, die aufkeimende Gier nach einem Lottogewinn und die Frage, wie sehr Geld den Menschen verändert.

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Denn so wie Paul nach seinem Parforceritt durch Marseille im Gefängnis landet (was der Film am Ende sympathisch auflöst), gehen auch andere Lottogewinner in dem Episodenfilm durch Himmel und Hölle: Julie (Pauline Clément) lernt (zufällig?) nach ihrem Millionengewinn mit Thomas (Victor Meutelet) einen wahren Traummann kennen – oder ist er nur ein Gigolo, der auf ihr Geld aus ist?

„Sechs Richtige“: Herzanfall nach Lottogewinn

Ein Terrorist erfährt auf dem Weg zu einem Attentat in der Pariser Metro, dass er im Lotto gewonnen hat – und will seine (durchaus nervösen) Mitstreiter vom geplanten Selbstmord abbringen. Und gleich mehrere Altenpfleger wollen den Lottogewinn eines Heimbewohners unter sich aufteilen, nachdem dieser aus Schock über die Gewinner-Nachricht einen Herzanfall erhalten hat. Doch das Schicksal schlägt gnadenlos bei ihnen zu.

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Gerade diese mit Abstand schwächste, weil vorhersehbare Geschichte macht die Krux eines jeden Episodenfilms deutlich: Mehrere gute Einzelteile ergeben noch lange keinen guten ganzen Film.

Zugegeben, die sehr böse Episode mit den verzweifelten Terroristen ist in ihrem zugespitzten Witz eine Komödienperle. Die überragende Pauline Clément legt als betrogene Lottomillionärin einen wunderbaren Daneben-Auftritt im Sternerestaurant hin. Und Überlebenskämpfer Paul möchte man nur knuddeln.

„Sechs Richtige“: Warum der Film kein Volltreffer ist

Aber dem Film fehlt durch seine unterschiedlichen Tonalitäten der Rhythmus. Eine intelligente Verknüpfung der Episoden im Sinne Robert Altmans oder Paul Thomas Andersons hätte aus „Sechs Richtige“ einen Volltreffer machen können. So zieht der Zuschauer aber nur einen kleinen Gewinn aus dem Film.

Komödie, Frankreich 2024, 103 min., von Maxime Govare und Romain Choay, mit Audrey Lamy, Fabrice Eboué, Anouk Grinberg