Berlin. Der Star aus „Der Junge muss an die frische Luft“ über seinen neuen Film „Die drei ???“ und was nach der Schule kommen könnte.

Mit „Der Junge muss an die frische Luft“ wurde Julius Weckauf schlagartig bekannt. Für die Rolle des jungen Hape Kerkeling hatte Caroline Link den damals Neunjährigen entdeckt. Der war seitdem auch in Filmen wie „Catweazle“ (2021) und „Der Pfad“ (2022) . Und in „Die drei ??? - Erbe des Drachen“ spielte er einen der drei Jungdetektive, den Mastermind Justus Jonas. Der Film war 2023 so erfolgreich, das nun die Fortsetzung „Die drei ??? und der Karpatenhund“ ins Kino kommt. Wir haben den inzwischen 17-Jährigen dazu befragt.

In der Oberstufe haben unsere Lehrer irgendwann angefangen, uns zu siezen. Daher die Frage: Du oder Sie?

Julius Weckauf: Ich bin da nicht kompliziert. Sie können gern weiter Du zu mir sagen.

Die erste Frage kriegst du wahrscheinlich ständig zu hören: „Die drei ???“ haben eine riesige Fangemeinde. Warst du selbst ein Fan? Bist du mit den Büchern aufgewachsen oder erst durch die Filme damit in Kontakt gekommen?

Zuhause habe ich die Bücher selbst nie gelesen oder gehört. Aber wenn ich bei meinem Freund Tom übernachtet habe, sind wir immer 20 bis 30 Minuten früher ins Bett gegangen, um noch eine Folge zu hören. So bin ich ein bisschen damit in Kontakt gekommen.

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Wenn man um all die Bücher weiß, um die legendären Hörspiele und auch die ersten Verfilmungen in den nuller Jahren – wie hoch ist da der Erwartungsdruck? Wie groß die Verantwortung, um der riesigen Fangemeinde gerecht zu werden? Jeder hat ja seine eigene Vorstellung von Justus Jonas.

Im Endeffekt kann man es sowieso nicht allen recht machen. Daher sollte man ganz entspannt an die Sache rangehen. Man hofft, dass man am Ende so nah wie möglich an das Bild rankommt, das die meisten im Kopf haben. Wenn manche nicht zufrieden sind, würde ich sagen: Schaut euch den dritten Teil an. Da versuchen wir es noch mal.

Euer erster „???“-Film war 2023 der erfolgreichste deutsche Film des Jahres. Mit über 1,5 Millionen Zuschauern. Lastet auch dieser Druck auf Euren Schultern, wieder die Millionen-Marke knacken zu müssen?

Ich bin da wahnsinnig tiefenentspannt. Wenn’s klappt, dann klappt‘s, und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Jetzt kann ich es eh nicht mehr beeinflussen. Und beim Dreh muss man sowieso immer sein Bestes geben. Deswegen: Ganz gelassen an die Sache rangehen. Sonst wird es eh nichts.

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Ihr habt jetzt gleich zwei Filme hintereinander gedreht. Die mussten schnell abgekurbelt werden, weil Ihr jetzt alle drei in das gewisse Alter kommt, wo ihr schnell erwachsen werdet?

Genau. Da wurde es dann doch ein wenig stressiger, weil wir langsam aus dem Alter rauswachsen. Das ist ja die Frage, wie lange wir das noch machen können oder ob man uns irgendwann ersetzen muss.

Ihr seid ja auch schon die zweiten „Drei ??“ und habt die Darsteller aus den nuller-Jahren ersetzt. Die Hörspiele wurden ja weiter von den Sprechern aufgenommen, als die erwachsen wurden. Im Film geht das wohl nicht. Oder wäre das eine Option? Die „Drei ???“ werden erwachsen und gründen eine echte Detektei?

Ich könnte mir das sehr gut vorstellen. Wäre nur die Frage, wie man das umsetzt.

Wie gut verstehst du dich denn mit Nevio Wendt und Levi Brandl, den anderen „???“-Darstellern?

Die beiden sind wirklich Freunde geworden, die ich nicht missen möchte. Wir haben einstimmig gesagt: Das war die geilste Zeit unseres Lebens, und die Erinnerungen kann uns auch keiner nehmen. Das sind tatsächlich mit die engsten Freunde, die ich habe. Ganz tolle Jungs, die mir sehr wichtig sind.

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Weltpremiere des Kinofilms
„Wir sind wirklich Freunde geworden“: Julius Weckauf mit Nevio Wendt und Levi Brandl v.l.) bei der Weltpremiere von "Die drei ??? und der Karpatenhund“ © picture alliance/dpa | Felix Hörhager

Wie dürfen wir uns das vorstellen? Ihr habt wirklich zwei Kinofilme hintereinander gedreht. Ohne Pause dazwischen?

Sogar kreuz und quer. Der nächste Film, der ins Kino kommt, „Die drei ??? – Toteninsel“ wurde parallel zu „Die drei ??? und der Karpatenhund“ gedreht. Das war manchmal schon ein Durcheinander.

Und wie kommt man da zurecht? Das stelle ich mir schwierig vor.

Einfach machen. Natürlich wäre es besser gewesen, das nacheinander zu drehen. Aber am Ende des Tages ist es doch dasselbe: Text lernen, gucken, wie’s geht und umsetzen. Ob für einen oder zwei Filme, macht da keinen Unterschied. Schwierig war aber, dass ich zwischendrin zweieinhalb Wochen Pause machen musste, weil ich Schulprüfungen hatte.

Und wie schafft man auch noch Prüfungen, wenn man gedanklich bei gleich zwei Filmen ist?

Weiß ich auch nicht. Ich bin nicht so der Klasseschüler, aber es war die erste Vier in Mathe. Sonst sind das immer Fünfen. Mathe ist eine komplette Katastrophe bei mir. Aber der Rest interessiert mich, und das hat auch alles ganz gut geklappt.

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Julius Weckauf
In der Schule ist er nicht besonders, das gibt Julius Weckauf offen zu. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Wie ist das überhaupt? Ihr seid alle deutsch, spielt aber amerikanische Jugendliche und tut so, als ob ihr in Kalifornien lebt, während das aber auf den Kanaren gedreht wurde. Ist das nicht total verrückt?

Es braucht jedenfalls viel Selbstbräuner und Bildbearbeitung (lacht). Am Ende des Films waren wir schon relativ braun, weil wir nur in der Sonne unterwegs waren. Den Rest haben wir unseren Eltern zu verdanken. Und den tollen Szenenbildner und Motiv-Scouts, die geschaut haben, wie man das hinbekommt. Ich finde, besser hätte man das nicht machen können. Man merkt nicht, dass das die Kanaren sind und nur ein paar Stündchen Flug weg ist.

Du bist vor drei Wochen 17 geworden. Ich gratuliere nachträglich. Aber was kommt nach der Schule? Willst du beruflich Schauspieler werden, oder sind deine Zukunft noch drei Fragezeichen?

Von Beruf kann man erst sprechen, wenn man jeden Tag damit zu tun hat. Bei mir ist es aktuell so, dass ich das immer für ein paar Monate mache, und dann ist wieder eine ganze Weile Drehpause. Deshalb würde ich es noch nicht als Beruf bezeichnen. Wenn nach meinem 18. Lebensjahr nicht gleich drei oder vier Aufträge reinkommen, würde ich erst mal eine Ausbildung anstreben. Man muss was in der Tasche haben und darf nicht faul auf dem Sofa rumhocken. Dann macht man schon einiges richtig im Leben, würde ich sagen.

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Der Film machte ihn schlagartig bekannt: Weckauf als junger Hape Kerkeling in „Der Junge muss an die frische Luft“ (2018). © picture alliance/dpa | -

Was könnte das für eine Ausbildung sein, dürfen wir das erfahren?

Mein Bruder hat eine eigene Schreinerei und ist auch Meister. Das finde ich interessant. Und ich brauche im Idealfall einen Chef, der bei den Arbeitszeiten flexibel ist, falls ein Filmangebot kommt. Das wäre natürlich optimal bei meinem Bruder. Denn ich würde schon gern weiter drehen. Am besten wäre es natürlich, nicht mehr darauf angewiesen zu sein, nebenbei noch anderweitig arbeiten zu gehen. Aber ein zweites Standbein ist sicher nicht das Schlechteste.

Du bist schlagartig bekannt geworden mit „Der Junge muss an die frische Luft“. Wie war das für dich, im Rückblick betrachtet, plötzlich so in der Öffentlichkeit zu stehen?

Das war schon ganz schön viel auf einmal. Aber ich glaube, ich bin damit ganz gut klargekommen. Ich würde sagen, ich bin auf dem Boden geblieben. Wie jetzt auch: Da kommt ein neuer Film ins Kino, und alles ist wieder crazy, man ist viel unterwegs und gibt Interviews. Aber heute Abend sitze ich wieder zu Hause, und morgen geht es in die Schule. Da bin ich wieder ganz normal in meinem Alltag.

Julius Weckauf mit Volker Bruch und 
Nonna Cardoner im Fluchtdrama „Der Pfad“ (2022).
Julius Weckauf mit Volker Bruch und Nonna Cardoner im Fluchtdrama „Der Pfad“ (2022). © Warner Bros | Warner Bros

Wie normal ist der Alltag denn? Du kennst es ja nicht anders, aber würdest du sagen, dass du eine normale Kindheit hattest?

Am Anfang war es nervig. Da hat man schon blöde Sprüche bekommen. Aber mittlerweile ist das eigentlich egal, es spielt keine Rolle mehr.

Wirst du nach dem Abitur eine Schauspielschule besuchen?

Ich weiß noch gar nicht, ob ich das Abitur mache. Vielleicht nur ein Fach-Abi. Meine Eltern sind damit nicht ganz so glücklich, mein Bruder hat Abitur, meine Schwester auch. Aber ich bin sowieso der Ausreißer bei uns, also mal schauen.

Julius Weckauf
Julius Weckauf im Gespräch mit Morgenpost-Redakteur Peter Zander. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Dann hoffen wir für dich, dass das bald vorbei ist. Aber eine Schauspielschule wäre dann ja auch wieder Schule?

Ich hatte schon mal ein Angebot, da war ich noch ein bisschen jünger. Das war sogar in New York. Aber damals wollte ich bei meinen Freunden bleiben. Wenn das Angebot jetzt noch mal käme, würde ich sehr wahrscheinlich annehmen, wäre ja nur temporär. Lernen ist nie verkehrt, ich könnte da noch viel mitnehmen. Denn in der Richtung habe ich noch nichts gelernt. Aber man sagt mir immer: Du bist so authentisch. Das will ich auch nicht verlieren.

Du hast gar nichts gelernt? Trotz Regisseuren wie Caroline Link oder Kollegen wie Ulrich Tukur?

Natürlich nimmt man immer was mit. Der Uli Tukur etwa, der schnipst einfach mit dem Finger, der hat gerade noch gelacht und ist dann sowas von drin. Aber die erklären dir keine Techniken, das würde ich auch gar nicht wollen. Wenn ich auf die Schauspielschule gehen würde, wäre es für mich eher sinnvoll, nicht zu lernen, wie mache ich das oder wie muss es aussehen? Sondern eher: Wie finde ich das in mir selbst und wie schaffe ich es, dass es aus mir rauskommt. Ich will nicht in irgendeine Hülle reinzupassen. Das funktioniert, glaube ich, nicht. Ich mache das beim Drehen immer so, wie es sich für mich richtig anfühlt. Ich hoffe, dass ich damit noch lange Zeit gut fahre.