Düsseldorf. Die opulente Ausstellung „Superheroes“ in Düsseldorf zeigt die lange Reise von den maskierten Mucki-Männern bis in eine diverse Gegenwart.
Wo ist Batman, wenn man ihn mal braucht? Na, in Düsseldorf! Zumindest hat er dort schon mal sein Auto geparkt – und zwar mitten in der Ausstellung „Superheroes“ im NRW-Forum. Ab 13. September wird im Museum mit Faust und Maske für das Gute gekämpft, gut 1600 Ausstellungsstücke führen in die Welt der Superhelden-Comics.
Dabei ist das legendäre Batmobil aus Tim Burtons erstem Batman-Film zwar das augenfälligste, aber längst nicht das einzige spektakuläre Objekt der Begierde, das Kurator Alain Bieber für seine Schau ergattern konnte. Denn begrüßt werden die Besucher von einer monströsen, grünen Hulk-Figur, die vor Wut ein Loch in die Wand geschlagen hat – oder zumindest sieht‘s so aus. Sie treffen auf lebensgroße Skulpturen von Joker, Harley Quinn und Black Panther. Es gibt eine zig Meter lange Galerie fantastisch detaillierter Superheldinnen und -heldenbüsten. Und natürlich ihrer schurkischen Gegenstücke.
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Am Donnerstag war Comic-Star Nic Klein vor Ort, einer der wenigen deutschen Zeichner, die es geschafft haben, in den illustren Kreis der Marvel-Zeichner aufgenommen zu werden. Der Düsseldorfer hat in den USA Serien wie Deadpool, Thor und Hulk gezeichnet. Und die Comic-Produktion ist, wie zu Beginn in den 1930er-Jahren, immer noch Handarbeit: 20 Seiten plus Titelbild müssen in sechs Wochen produziert sein, für einen Künstler ein fordernder Rhythmus. „Am Anfang ist immer etwas Zeit, am Ende wir es immer knapp. Das zu vermeiden, habe ich in fast 20 Jahren noch immer nicht gelernt“, sagt Nic Klein.
Nic Klein zeichnet meisterhaft den Donnergott Thor
Und er erklärt, dass ein Comic-Zeichner neben einer hohen zeichnerischen Qualität eben auch Ahnung von Regieführung, Kameraeinstellungen, Beleuchtung und Schauspielerei in sich vereinen muss. Nicht umsonst ist ein Raum seiner Arbeit gewidmet, eine wandfüllende Zeichnung von Thor ist dort zu sehen – der Donnergott inmitten von dramatischen Blitzen und mit einem Raben auf der Schulter.
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Auch Künstlerin Patricia Waller hat zwei Original-Werke beigesteuert: Sie hat Superhelden aus Wolle gehäkelt und stellt sie als gebrochene Figuren dar: Spider-Man hat sich in seinem eigenen Netz verheddert, während Superman mit dem Kopf in eine Wand hineingeflogen ist. Eine hübsch ironische Brechung der Heldenfiguren stellt sie so dar, eines der großen Themen in Superhelden-Comics der letzten gut 30 Jahre.
X-Men werden gay, Captain America bekämpft die Nazis
Die elf Räume der Ausstellung sind thematisch geordnet. Und es geht nicht nur historisch zu, obwohl am Anfang ein Schlenker zu den griechischen Sagen-Helden wie Herkules und Minerva gemacht wird, denn sie waren ja nichts anderes als antike Superhelden. Auch die Entstehung von Batman und Superman, von Spider-Man und den Avengers wird entsprechend gewürdigt und mit zahlreichen Original-Heften, die teils hohen Sammlerwert haben, untermauert.
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Ein Raum widmet sich ganz den Superschurkinnen und -schurken, begleitet vom höhnischen Lachen des Jokers. Ein anderer zeigt, wie die Superhelden etwa während des Zweiten Weltkriegs für Propaganda eingespannt wurden. Da verpasst Captain America etwa Adolf Hitler einen kräftigen Kinnhaken.
Natürlich werden auch jüngere Aspekte der Comic-Kultur berücksichtigt, etwa die fernöstliche Manga- und Anime-Szene, bei denen Astro Boy und Sailor Moon zu den prominenten Vertretern gehören. Und dass die traditionell machohaften, testosteron-strotzenden Superhelden längst Konkurrenz bekommen haben durch die Gender-Vielfalt, wird vielfach demonstriert. Mit einem Gay-X-Men Comic, dem crossdressenden Drag-Man – oder dem Team Super-Gay. Der Bewusstseinswandel in der Gesellschaft geht eben selbst an Batman & Co. nicht vorbei.
„Superheroes“ ist vom 13. September 2024 bis 11. Mai 2025 im NRW-Forum Düsseldorf (Ehrenhof 2) zu sehen. Geöffnet: di-so 11-18 Uhr, do 11-21 Uhr. Eintritt: 9,50 € regulär, 6,50 € ermäßig, Kinder unter 18 Jahren Eintritt frei. Karten unter: www.kunstpalast.de