Essen. Kein Wort der Entschuldigung oder des Bedauerns, stattdessen Phrasen: Der Ruhrtriennale-Intendant sollte klarer Verantwortung übernehmen.
Mit viel Pop und Pomp ist die Ruhrtriennale gestartet. Dem neuen Intendanten Ivo Van Hove scheint mit seinem Programm das zu gelingen, was das große Festival der Künste seit Jahren will und muss: endlich neue – und vor allem – jüngere Zielgruppen in die großen Häuser der Region zu locken. So progressiv und laut seine programmatischen Ansätze für die Ruhrtriennale sind, so leise und gestrig wirkt Van Hoves Umgang mit den Vorwürfen des Internationaal Theater Amsterdam (ITA).
Kein Wort des Bedauerns, kein offener Umgang mit dem Geschehenen, keine Entschuldigung: Stattdessen beteuert Van Hove, man habe sich „in gegenseitigem Einvernehmen“ getrennt. Er wolle Platz für eine „Entwicklungsphase des ITA“ schaffen. Da, wo es endlich mal Tacheles braucht, stehen hohle Phrasen. Wie so oft, wenn es um Machtmissbrauch geht.
Auch im Theater darf ein rauer schon lange nicht mehr zum guten Ton gehören
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Van Hove könnte auch schlicht eingestehen, dass er Fehler gemacht hat. Vielleicht zu oft weggesehen hat. Stattdessen aber verweist er wie die Ruhrtriennale selbst auf die zahlreichen Meldestellen, die eingerichtet wurden. Dort, so die Theorie, können sich die Beteiligten des Festivals Unterstützung holen, wenn sie sich physischer oder psychischer Gewalt ausgesetzt sehen. Aber wenn nicht einmal der Intendant offen über das Thema zu sprechen vermag: Wie groß ist dann wohl das Vertrauen der Betroffenen in eine solche Meldestelle?
Wenn „bahnbrechendes Theater“ mit körperlicher Gewalt und Beschimpfungen erreicht wird, dann ist der Preis schlicht zu hoch. Viel zu hoch. Auch im Theater darf ein rauer schon lange nicht mehr zum guten Ton gehören.