Hünxe. In Hünxe haben Sum 41 eines ihrer letzten Deutschlandkonzerte gespielt: Frontmann Deryck Whibley richtete sich am Ende noch einmal an seine Fans.
Es sollte das letzte Deutschlandkonzert sein, einen Tag später kündigten Sum 41 noch weitere Tourtermine in Deutschland an. Und dennoch. Beim Ruhrpott Rodeo in Hünxe nahmen tausende Fans am Sonntagabend Abschied von Sum 41 und einem Stück ihrer Jugend. Im nächsten Jahr macht die 1997 in Kanada gegründeten Punkband Schluss, aus nicht näher definierten Gründen. „1997! Da waren einige von Euch doch noch gar nicht geboren“, raunt Deryck Whibley seinem Publikum etwas boomerhaft zu. Im Herbst geht es noch mal auf große Tour durch Europa, Kanada und die USA. Für Deutschland kündigte die Band am Montag fünf Termine an.
Auf den letzten Metern der Bandgeschichte wollen alle nochmal alles geben: Etliche Fans, die nahezu im Minutentakt über die Köpfe der Massen nach vorn getragen werden. Und die Band, die das wohl längste Set beim mittlerweile größten Punkrockfestival des Landes spielte. Songs gibt es genug, hören wollen sie am Sonntagabend vor allem die alten Klassiker, die jeder im Kopf und auf den Lippen hat. „Fat Lip“, „Still Waiting“, „The Hell Song“: Die Fans werden nicht enttäuscht, und der drahtige Whibley, selbst gute 75 Minuten lang im Power-Modus, schont sie keine Minute lang. Mitsingen, springen, „fucking crazy“ gehen, da lassen sich die Fans nicht zweimal bitten.
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Ein letztes Mal gemeinsam „Fat Lip“ singen
Dazu regnet es bei gefühlt jedem dritten Song Konfetti, ständig schießen Feuer- und Rauchfontänen in die Luft. Wie ein kleiner Junge freut sich Whibley über die Unordnung, die er da angerichtet hat, wird am Ende aber – welch Ironie bei einem Punkfestival – nochmal kurz ernst: „Ich brauche jetzt nur Euch. Kein Konfetti, kein Klimbim, nur Euch und Eure Stimmen.“ Ein letztes Mal gemeinsam „Fat Lip“ singen. Ein Song, der die ureigene „Scheiß egal“-Haltung der Pubertät wie nur wenige andere auf den Punkt bringt – und Sum 41 im Jahr 2001 weltweit bekannt machte.
Und so fühlt sich dieser Auftritt an wie ein kollektives Schwelgen in der Jugend. Wie ein leicht peinliches altes Foto, bei dem man aber doch ganz froh ist, dass es jemand gemacht hat, wenn man sich‘s anguckt. Anfangs von Kritikern oft belächelt und von Punks nicht ernst genommen, beweisen Sum 41 am Sonntagabend, dass sie weit mehr sind als die Band, die immer mit Blink 182 verwechselt wird (wenngleich eine gewisse Ähnlichkeit nicht zu leugnen ist). Sie haben den Soundtrack vieler Erinnerungen mitgeschrieben. Sie zogen manche Musikfans überhaupt erst zum Punk hinüber, indem sie die klingende Rebellion in ein dünnes Pop-Kleid hüllten.
„Ist jetzt schon irgendwie auch traurig“, sagt ein Fan etwas bedröppelt nach dem letzten Song. Deryck Whibley bleibt am Ende nur, sich bei den Fans zu bedanken für all die Höhen und Tiefen und die Zeit, die sie miteinander gegangen sind: „Thank you, thank you, thank you!“, ruft er ihnen zu und versichert: „Gottverdammt, wir werden Euch alle vermissen!“