Essen. In einem Interview mit „11 Freunde“ sagt der Sänger, der Fußballverband schulde ihm noch „fast 45.000 Euro“ für die Hymne zur WM 2006.
Mit Hymnen ist das so eine Sache – es sieht ganz so aus, als würden sie in Zeiten der Popmusik aus dem täglichen Strom an Liedgut urwüchsig hervorbrodeln. Niemand hätte vorhersagen können, dass aus dem Finale des 1945 uraufgeführten Broadway-Musicals „Carousel“ einmal eine Dual-Use-Hymne für Liverpool und Dortmund würde. Das war nicht mal vorherzusehen, als Gerry & The Pacemakers 1963 eine Coverversion davon aufnahmen.
One Republic, Meduza und Leony nahmen „Fire“ für die EM 2024 auf
Ob aber so eine Auftragssong wie „Fire“, die von der erfolgreichen US-Band One Republic, der italienischen Electro-Formation Meduza und der Sängerin Leony gemeinsam als offizieller Song für die anstehende Fußball-EM aufgenommen wurde, wirklich in den Hymnen-Himmel aufsteigt, darf schwer bezweifelt werden. Das 08/15-Disco-Stück, das behauptet, wir seien alle entflammt, kommt etwas mühsam in die Gänge und hat ganz bestimmt nicht das Hit-Potenzial von One-Republic-Songs wie „Counting Stars“ oder „Apologize“.
Und auch Herbert Grönemeyers „Zeit, dass sich was dreht“ als Song zur „Sommermärchen“-WM von 2006 in Deutschland ist ja mehr als meist überhörtes Beiwerk in Erinnerung geblieben. Umso lauter beschwert sich der Sänger nun in einem Interview mit dem Fußballmagazin „11 Freunde“ darüber, dass die auftraggebende Fifa ihm und seinen Musikern angeblich immer noch eine Honorarsumme von „fast 45.000 Euro“ schulde. Der Song war damals der offizielle Titelsong der WM, international in der englischen Version „Celebrate the Day“. Grönemeyer trat mit seinem Lied vor dem feierlich gerahmten Eröffnungsspiel Deutschland-Costa Rica (4:2) in München auf.
Shakira musste in ihren „Waka, waka“-Song auch das „O-e-o-e-o-e“ der Fifa aufnehmen
Offenbar hat er dafür aus seiner Sicht nicht das vollständige Honorar erhalten. „Ich bekomme immer noch Geld von der FIFA für den Auftritt bei der Eröffnungsfeier. Bis heute“, sagte Grönemeyer den Reportern von „11 Freunde“ und nannte den Fußball-Weltverband einen „Gangsterverein“. Die Fifa zwinge jeden Künstler, „ihre eigene Melodie, das ‚O-e-o-e-o-e‘“, in den jeweiligen offiziellen Songs unterzubringen, etwa Shakira mit „Waka, waka“ zur Fußball-WM 2010 in Südafrika: „Damit sichern sie sich Urheberrechte an der Musik und kassieren immer mit.“
Herbert Grönemeyers Song „Komm zur Ruhr“ zur Eröffnung des Kulturhauptstadtjahrs Ruhr.2010 ist auch keine Hymne geworden
Diese Einschätzung hat Grönemeyer nicht exklusiv, aber es bleibt zu hoffen, dass der Fall mit rechtsstaatlichen Mitteln juristisch sauber geklärt werden kann. Damit Grönemeyer dann vielleicht jenen Song anstimmen kann, der zwar zur Eröffnung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 in Auftrag gegeben worden war und sich auch nicht gerade zu einer oft angestimmten Hymne ausgewachsen hat, die dem „Steigerlied“ oder Grönemeyers „Bochum“ hätte Konkurrenz machen können: „Komm zur Ruhr“ heißt es darin – „wo man gleich den Kern benennt / und das Kind beim Namen kennt.“