Essen. Coup! Das zwölfte Album von Pearl Jam ist ein Meilenstein in über 30 Jahren Band-Geschichte. Ab heute ist es im Handel

Für die meisten Fans von Pearl Jam gilt das 1993 veröffentlichte Album „Vs.“ als das unumstrittene Meisterwerk in der über 30-jährigen Bandhistorie. Diese Spitzenposition gerät nun aber bedrohlich ins Wanken. Denn die heute erscheinende, zwölfte Platte „Dark Matter“ bringt alles mit, um künftig als neues Qualitätsmuster mit Goldrand eingestuft zu werden.

„Dark Matter“ von Pearl Jam: Wild, rau und ungezügelt

Die elf Stücke umfassende Produktion kommt wild, rau und ungezügelt daher. Das Einzige, das im Vergleich zu den unvergesslichen Anfangszeiten fehlt, ist der Zorn, das Aufmüpfige in der Stimme von Eddie Vedder. Und selbst der Sänger, der nicht eben zu den Lautsprechern im Rock-Zirkus zählt, stellt nun im Brustton der Überzeugung fest: „Ohne zu übertreiben, ich denke, das ist unsere beste Arbeit.“

Pearl Jam: „Das ist unsere beste Arbeit“

Das Erstaunliche: Die fünf US-amerikanischen Musiker, die in ihrer langen Karriere weltweit über 85 Millionen Tonträger verkauft haben und als „letzte Überlebende“ der einstigen Grunge-Bewegung zählen, haben das Album in nur drei Wochen eingespielt. Dafür hatten sie sich in die „Shangri-La“-Studios in Malibu zurückgezogen und sich konzentriert, aber auch voneinander inspiriert mächtig ins Zeug gelegt. Und das gemeinsam mit dem jungen Produzenten Andrew Watt. Herausgekommen ist dabei eine leicht entflammbare Mixtur, die für das innere Feuer der geneigten Zuhörerschaft wie ein emotionaler Brandbeschleuniger wirken dürfte.

Hart wie früher, wenn nicht noch besser:   Das neuen Album von Pearl Jam zeigt erstklassige Qualitäten.
Hart wie früher, wenn nicht noch besser: Das neuen Album von Pearl Jam zeigt erstklassige Qualitäten. © dpa | -

Schon der Einstiegssong „Scared of Fear“ dient als konkreter Wegweiser, wohin diese knapp 50-minütige Hörreise führen wird: geradewegs hinauf in den Rock-Olymp. Der unverkennbare Klang der Gitarren von Stone Gossard und Mike McCready kennt von Beginn an nur ein Prinzip: Tempo, Tempo, Tempo! Im Zusammenspiel mit Bassist Jeff Ament und Schlagzeuger Matt Cameron klingt das aber nie gehetzt. Sondern immer nur konsequent. Und unfassbar kraftvoll.

Bei den folgenden „React, Respond“ und „Wreckage“ wird noch ein Zahn zugelegt. Mit dem Effekt, dass der Lauschende vor lauter ansteckender Energie am liebsten daheim die eigene Gitarre zertrümmern möchte. Grollend, dunkel und bedrohlich kommt dann der Song „Dark Matter“ daher, der das stärkste Stück dieses Album geworden ist und ihm deshalb auch verdientermaßen seinen Titel verleiht. Und auch hier ist es Sänger Eddie Vedder, der den satten Klangteppich der Bandkollegen mit seinem bitterbösen Bariton erst vollends veredelt.

Konzerte in Deutschland: Pearl Jam kommt nach Berlin

Die ganz besonders Ungeduldigen konnten sich all das übrigens bereits am vergangenen Dienstag anhören – bei exklusiven Aufführungen der Platte in mehreren deutschen Kinosälen. Dort wurde sie gleich zweimal hintereinander gespielt. Einmal in völlig abgedunkelter Umgebung, danach beim zweiten Durchgang mit einer passenden Leinwand-Inszenierung.

Wer dann aber doch lieber das klassische Live-Erlebnis bevorzugt, dem sei noch die anstehende Tour von Pearl Jam ans Herz gelegt. Diese führt das Quintett ab Anfang Mai durch neun Länder und 25 Städte. Einziger Haltepunkt in Deutschland wird am 2. und 3. Juli die Berliner Waldbühne sein. Spätestens dann wird sich zeigen, ob Album Numero zwölf tatsächlich der neue Fan-Favorit ist.