Köln/Bochum. Giovanni Zarrella macht auf seiner Sommertour Halt in Bochum und Köln. Im Interview spricht er über seine neue Single „Danza“ und Tanztalente.
Wer erinnert sich noch – ab 2000 begeisterte die Castingshow Popstars durchschnittlich 1,7 Millionen Zuschauer vor den deutschen Flimmerkisten. Als Siegerinnen der ersten Staffel gingen die No Angels hervor. In Staffel zwei wurde aus den Teilnehmern und Teilnehmerinnen die Band Bro´Sis geformt und zu der gehörte schließlich auch Giovanni Zarrella. Seither der Auflösung 2006 ist viel passiert: der italienische Musiker hat eine eigene TV-Show im ZDF und eine erfolgreiche Solo-Karriere. Kürzlich veröffentlichte Zarrella seinen aktuellen Song „Danza“ und mit dem beschreitet er ganz neue Wege. Im Interview verrät der 46-Jährige welche Träume er als Teenie hatte und welche Tanzmoves er auf jeder Party auspackt.
Ihre neue Single „Danza“ klingt ziemlich nach Italo-Pop der 80er Jahre. Wieso schlagen Sie nun neue Wege ein?
Ich denke immer in Zyklen. Und zwar in Alben-Zyklen. Ich finde, zu einer neuen musikalischen Richtung gehört für mich immer auch ein neues Album und eine Tour. Bei den letzten drei Alben habe ich mich großen Hits gewidmet und die ins Italienische übersetzt. Erst waren es deutsche Hits und dann internationale. Ich habe das Gefühl, dieses Kapitel erstmal abgeschlossen zu haben. Ich sage nicht für immer – aber erstmal. Ich sage immer: So ein Album brauch einen Motor, ein Thema und in dem Fall jetzt ist es der Italo-Pop, den ich so sehr liebe.
Sind Sie mit dieser Musikrichtung aufgewachsen?
Ich bin 1978 geboren und diese Musik hat mich in meiner Kindheit und Jugend begleitet. Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Im vergangenen Jahr haben wir den Song „Fantastico!“ produziert und ich habe gemerkt, wie gut sich das anfühlt. Wir hatten einen riesigen Spaß damit im Studio. Das Wichtigste, was ich aus dem 80ern transportieren wollte, war das Gefühl der Leichtigkeit und die damit verbundene Sehnsucht an diese Zeit. Wir möchten das nostalgische Gefühl von damals einfangen, aber ihm einen modernen Anstrich geben.
Ein Album ist aber ebenfalls geplant, oder?
Die Hälfte des Albums steht bereits. Wir haben vor rund einem Jahr angefangen, daran zu arbeiten. Wir lassen uns von verschiedenen Quellen inspirieren, schmeißen alle Ideen zusammen, hören gemeinsam viel Musik und waren kürzlich in Rom, um daran zu arbeiten. Mein Papa kommt aus Rom und ich bin mehrere Male im Jahr da. Die Stadt ist so inspirierend und vermittelt ein ganz gewisses Gefühl.
In „Danza“ geht es um ein kleines Mädchen, das in ihrem Zimmer vom Tanzen träumt. Wie viel steckt von Ihnen in dem Song?
Sehr viel. Wir haben über der Pizzeria meiner Eltern gewohnt. Ich lag auf meinem Bett, das hatte ein schwarzes Metallgestell und meist eine lilafarbene Tagesdecke. Ich habe den Röhrenfernseher mit Stickern aus der Bravo vollgeklebt, die gingen auch nicht mehr ab, also durften sie bleiben. Und die Wände waren mit Postern tapeziert. Zum einen von italienischen Acts, aber auch von Michael Jackson. Er konnte unglaublich gut tanzen und war ein richtiger Entertainer – ich fand ihn super. Ich war schon immer ein Träumer. Irgendwann wollte ich nicht nur selbst Spaß mit der Musik haben, sondern selbst anderen Menschen dieses Gefühl geben. Ich wollte auch Emotionen auslösen und Schwung in die Beine bringen. Ich habe angefangen davon zu träumen, ein Musiker zu werden. Also es steckt sehr viel von mir in diesem Song, aber auch von meinen Kindern. Generell glaube ich, dass in jedem so ein Gefühl schlummert – irgendein besonderer Traum.
Aufgewachsen sind Sie in Italien und in Deutschland. Wie unterscheiden sich diese beiden Länder musikalisch?
Ich habe mich musikalisch in beiden Ländern wiedererkannt und es gibt tolle Künstlerinnen und Künstler in Italien und sowohl auch in Deutschland. Beide haben gemeinsam, dass die Musik sehr breit gestreut ist. Die Musik ist in beiden Ländern auch nicht nur beiläufig – sie wird sehr ernst genommen. Sie begleitet viele Menschen schon direkt früh morgens. Wenn du mit einem matschigen Kopf morgens aufwachst und den richtigen Song reinwirfst, kann er deinen Tag verändern. Was genau die Musik in beiden Ländern unterscheidet, lässt sich schwer sagen. Sicherlich hat die italienische Musik einen starken Italo-Pop Einfluss. Deutsche Musik hat einen stärkeren Pop- und vermutlich auch Rock-Kern.
Sie singen erneut auf Italienisch. Was fasziniert Sie so an der Sprache?
Ich liebe diese Sprache. Es ist eine Sprache, die man nicht verstehen muss, um sie zu fühlen. Wenn du den Rhythmus eines Songs hörst und ein paar gewisse Schlagworte, weißt du schon, wo es hingeht. Du weißt: Jetzt muss ich meinen Hintern bewegen. Für mich ist es eine der schönsten Sprachen der Welt, weil sie unglaublich melodisch und harmonisch ist. Vielleicht mache ich aber auch mal irgendwann ein deutsches Album – ausgeschlossen ist das nicht.
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Hatten Sie Angst vor einer Sprachbarriere?
Mein Produzenten-Team ist zum größten Teil deutsch und sie fühlen die Musik ganz genauso wie ich – ohne alles zu verstehen. Englische Songs muss man zum Beispiel auch ein paar Mal hören, um die wirklich verstehen zu können. Aber das ist bei allen internationalen Liedern so. Bei einer Sprache, die eins zu eins unsere ist, ist das natürlich viel leichter. Aber man weiß ab dem ersten Ton, in welche Gefühlsrichtung ein Song geht – selbst wenn man den Text nicht versteht. Und das ist mir wichtig. Dann spielt die Sprachbarriere auch keine Rolle mehr. Vielleicht inspiriere ich ja auch den einen oder anderen, Italienisch zu lernen (lacht).
In dem Video zu „Danza“ wird viel getanzt. Sind Sie der Tänzer in der Familie?
Bei uns in der Familie sind alle Tänzer und Tänzerinnen. Egal ob bei Hochzeiten, Geburtstagen oder anderen Familienfesten – meine Mama und meine Schwester sind gar nicht von der Tanzfläche zu kriegen. Mein Papa war auch immer gut dabei. Mein Bruder und ich, wir sind auch gerne auf der Tanzfläche, aber es muss was wirklich Gutes laufen. Ich weiß noch, wir haben den Geburtstag meiner Cousine gefeiert. Es war ein ganz normaler Sonntagnachmittag. Wir haben den ganzen Tag durchgetanzt. Wir sind einfach ein fröhliches Volk.
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Es gibt auf Social Media sogar einen richtigen Tanz zu „Danza“. Wie viel Resonanz bekommen Sie?
Ich habe vor Kurzem erst gesehen, wie viele „Creations“ es mittlerweile zu „Danza“ auf TikTok gibt. Abends habe ich mir rund 300 im Bett angeschaut und sie fast alle kommentiert. Meine Frau hat schon geschlafen, aber ich brauche immer ein bisschen länger, um einzuschlafen (lacht). Ich weiß das sehr zu schätzen, denn die Menschen nehmen sich extra Zeit dafür. Viele nehmen das Video fünf- oder sechsmal auf, bis es ihm oder ihr gefällt. Es ist sehr inspirierend, sich all die Videos anzusehen.
Haben Sie persönlich Lieblingstanzmoves?
Den Moonwalk auf der Tanzfläche auszupacken, ist natürlich immer etwas ganz Besonderes. Rhythmisch hin und her zu schaukeln, ist aber auch völlig in Ordnung. Selbst wenn man nicht das große Rhythmusgefühl hat und auf die Tanzfläche geht, bewundere ich den Mut. Mir ist es noch nie im Leben eingefallen, einen Menschen nach seinem Rhythmusgefühl zu beurteilen. Es ist einfach schön zu sehen, wie sich Menschen zur Musik bewegen.
Die vorherigen Alben waren alle sehr erfolgreich. Haben Sie den Druck verspürt, daran anknüpfen zu müssen?
Es wäre natürlich schön, wenn die neue Musik daran anknüpfen würde. Es geht mir darum, besonders viele Leute mit der Musik zu erreichen, die ich so sehr liebe. Ich möchte mit meiner Musik den Menschen eine schöne Zeit schenken. Im Laufe der Zeit werden wir auch weitere Songs vom Album veröffentlichen. Vielleicht dauert es bei manchen auch zwei, drei, vier oder sieben Songs, bis es klick macht. Und das ist auch völlig ok. Ich finde aber, dass man Musik nicht nur machen darf, um damit erfolgreich zu sein. Damit wird man nicht glücklich. Ich mache das, was mir selbst Spaß macht und dadurch bleibt es authentisch.
Sie kommen für zwei Termine auch in die Region. Werden auch neue Songs zu hören sein?
Genau, ich bin beim Zeltfestival Ruhr und auch am Tanzbrunnen in Köln. Darauf freue ich mich ganz besonders. Ich lebe seit 2005 in Köln und habe ich noch kein eigenes Konzert hier gespielt. Ich hoffe es kommen ganz viele Menschen, um mit mir zu feiern und zu tanzen. Natürlich erhoffe ich mir das auch beim Zeltfestival. Ich bringe definitiv italienische Klassiker mit, die mich inspiriert haben und mehr gefallen. Natürlich gibt es auch Songs von meinen letzten Alben zu hören. Aber ich bringe auch neue Songs mit zu den Konzerten. Ich denke, dass wir bis dahin noch gut drei weitere Lieder veröffentlichen. Es wird ein großer italienischer Abend, bei dem vielleicht auch das eine oder andere Tränchen verdrückt wird. Die Konzerte sind immer recht emotional (lacht). Ich möchte für zweieinhalb oder drei Stunden die Leute vergessen lassen, was sie belastet. Es soll ihnen in der Zeit einfach gut gehen. Das ist immer mein Ziel
Tourtermine und Kartenpreise:
Giovanni Zarrella – Eine italienische Sommernacht, 6.8 Köln (19.30 Uhr, Tanzbrunnen, Karten ab ca. 55 € hier); 19.8. Bochum (20 Uhr, Zeltfestival Ruhr, Karten ab ca 71 € hier).