Köln. Im Interview erzählt der Sänger, wie er zu steigenden Kartenpreisen steht. Im April spielt er ein Konzert in der der Kölner Lanxess Arena.
Mit der Band Reamonn und dem Hit „Supergirl“ feierte Rea Garvey im Jahr 2000 einen großen Erfolg. Die Single lief im Radio rauf und runter und kletterte in den deutschen Charts auf Platz 4. Seit 2010 ist der irische Sänger solo unterwegs und konnte bisher jedes des fünf Alben in den Top-Ten platzieren. Die neuste Single des 50-jJährigen trägt den Titel „Somewhere Close To Heaven“ und ist ein neuer Vorbote zum Album „Halo“ (erscheint am 13.9.). Im Interview mit Kirsten Gnoth verrät er, was sich hinter der irischen Lebenfreude versteckt und wie er zu steigenden Konzertkartenpreisen steht.
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Ihre neuste Single heißt „Somewhere Close To Heaven”. Wo sind Sie persönlich dem Himmel am nächsten?
Wenn ich die schöne Seite des Lebens erleben kann – mit meiner Frau, meiner Familie und meinen Freunden. Es geht darum, das Leben zu genießen und zu lachen. Wir vergessen viel zu oft, das Leben richtig zu genießen. Man sollte manchmal einen Moment innehalten und schauen, was einen selbst glücklich macht. Für mich ist es, mit Freunden irgendwo zu sitzen, sich auszutauschen und Musik zu hören.
Der Song ist eine Kollaboration mit der irischen Band Picture This. Wie kam es dazu?
Ich beobachte die Band schon seit Jahren. Sie sind in Ireland und England super erfolgreich. Meine jüngere Schwester hat mir damals den Link zu einem ihrer Songs geschickt und ich war begeistert. Dann sind wir irgendwann Freunde geworden und jetzt habe ich zu Ryan (Hennessy, Sänger, An. D. Red.) gesagt, dass wir unbedingt mal was zusammenschreiben müssen. Aber es muss riesig sein. Und dann haben wir so lange im Studio rumgerührt, bis es so war, wie wir wollten. Kürzlich haben wir das Musikvideo zum Song in Hamburg gedreht und an dem Tag habe ich das Lied hunderte Male gesungen. Und was soll ich sagen, am Ende war ich es noch nicht leid (lacht). Außerdem ist es cool, mit Landsmännern abzuhängen.
„Somewhere Close To Heaven“ ist auch eine Art vertonter Tagebucheintrag eines Iren im Ausland. Fühlen Sie sich immer noch wie ein Ire im Ausland?
Ich bin ein Gast hier in Deutschland und das meine ich absolut nicht negativ. In meinem Freundeskreis sind alle sehr international unterwegs. Ich bin gerne hier und fühle mich auch wohl, aber ich liebe es auch, zu Hause in Irland zu sein und das wird für immer in mir drin sein. Aber ich habe mir auch so manche deutsche Gewohnheit zugelegt (lacht).
Wie hat Irland Sie musikalisch geprägt?
In Irland liegen meine musikalischen Wurzeln. Dort habe ich angefangen. Die Musik hat in Irland auch eine ganz andere Priorität in der Schule zum Beispiel als in Deutschland und das ist ganz ohne Wertung gemeint. Aber man wächst anders damit auf.
Also ist Irland musikalischer als Deutschland?
Ich kann nur aus irischer Sicht sprechen. Wir sind ein Volk, das sehr gerne das Leben feiert und dabei auch Musik macht. Egal was für eine Art von Fest es ist, wir machen dazu Musik. Wir drücken jede Emotion mit Musik aus – sei es Freude, Trauer oder auch Wut. Außerdem finde ich, dass die ganzen Akzente in unserem Land sehr melodisch klingen.
Wie sehen Sie die deutsche Musiklandschaft?
Ich finde sie sehr spannend. In Deutschland wird ganz wundervolle Musik produziert und die Deutschen sind offen für jegliche Art von Musik. Allerdings finde ich, dass deutschsprachige Musik zurzeit irgendwie nicht so wirklich beliebt ist. Mir persönlich ist es egal, in welcher Sprache jemand singt. Oft kommt das Gefühl rüber, auch ohne, dass man den Text versteht. Und das finde ich schön. Bei „The Voice of Germany“ war ich manchmal der Einzige, der sich bei einem deutschsprachigen Lied umgedreht hat. Keine Ahnung warum. Mich hat die einfach Performance bewegt. Wenn es von Herzen kommt, überzeugt es mich auch. Man muss aber nicht lange suchen, um tolle deutschsprachige Musik zu finden.
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Woran könnte diese Flaute liegen?
Es ist immer ein Auf und Ab, nicht nur bei deutschsprachiger Musik. So ziemlich alles erlebt mal ein Hoch und dann wieder ein Tief, das ist ganz normal. Ich glaube aber, dass sich Qualität immer durchsetzt.
Sie haben sich einst mit der Band Reamonn durchgesetzt und hatten mit „Supergirl“ einen riesigen Erfolg. Wie schwer ist es, diesen Erfolg zu erhalten?
Mit Reamonn haben wir in Freiburg angefangen – also nicht gerade einer musikalischen Metropole, aber es hat trotzdem wundervoll geklappt. Wir haben uns auf einem langen Weg von kleinen Clubs über Hallen zu großen Arenen gespielt und ich würde es immer wieder so machen. Es dauert seine Zeit, aber es hat sich gelohnt. Heute, in Zeiten von Social Media gibt es aber noch einen anderen Weg. Auf diesen Plattformen kannst du Glück haben und dein Song wird über Nacht zum Erfolg. Die Schwierigkeit liegt darin, diesen Erfolg dann auch zu halten. Aber man muss auch sagen, manchen geht es nur um den einmaligen Erfolg.
Was spielen Sie persönlich lieber: kleine Clubs oder Arenen?
Wir haben ja die „Roots“ Tour gespielt und die hat uns zurück in kleinere Venues gebracht. Und ich muss sagen, es hat mega Bock gemacht. Da liegen meine Wurzeln und es war schön, dorthin zurückzukehren. Man kann nicht einfach direkt in einer Arena starten und da kommen die kleinen Clubs ins Spiel. Sie sind die Rampe und durch sie erreichst du erstmal die Leute. Aber ich liebe es auch, in Arenen zu spielen und ich muss sagen, man gewöhnt sich auch irgendwie daran (lacht). Die Stimmung ist in einer Arena so intensiv, einfach weil natürlich auch viel mehr Menschen im Publikum sind.
Können Sie sich noch an Ihr erstes Arena-Konzert erinnern?
Oh, ich glaube das war mit Reamonn in Oberhausen. Wir sind angekommen und haben erstmal festgestellt, dass unser Bühnenbild viel zu klein ist. Auf der Tour waren wir vorher in Hallen mit ungefähr der Hälfte der Menschen und da hat es völlig gereicht. Wir mussten schnell noch Sachen für das Bühnenbild dazu kaufen (lacht). Der Abend war beeindruckend – auch weil die Arena ausverkauft war.
Die „Halo“-Tour spielen Sie zwar nicht in Oberhausen, aber in Köln. „Halo“ bedeutet für jeden etwas anderes, was bedeutet das für Sie?
„Halo“ ist der Heiligenschein, aber für mich ist es viel mehr die Ausstrahlung einer jeden einzelnen Person. Ich möchte persönlich etwas Positives ausstrahlen und den Menschen Hoffnung geben und das soll auch das Album transportieren. Aber diese Art von Ausstrahlung ist ziemlich schwer einzufangen, deshalb ist das Album auch noch nicht fertig. Ich habe jedes Lied drei oder vier Mal aufgenommen, weil die Songs was ganz Spezielles transportieren sollen. Ich suche keine Perfektion, aber ein gewisses Gefühl.
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Die Kartenpreise in Köln starten bei rund 40 Euro. Das haben wir in der letzten Zeit auch anders erlebt.
Mein Anspruch ist es, dass Musik bezahlbar und zugänglich bleibt. Musik ist für jeden da. Allerdings muss ich auch sagen, dass es für Musik sehr teuer ist, auf Tour zu gehen und das muss auch irgendwie bezahlt werden. Wenn man am Ende überhaupt nichts verdient, muss man sich das auch gut überlegen. Ich würde auch nicht den Künstlern wie AC/DC, Taylor Swift & Co. die Schuld an den hohen Preisen geben, da haben durchaus auch andere ihre Finger mit ihm Spiel. Aber man muss sich das mal überlegen. Manche Tickets kosten rund 400 Euro. Kaufe ich mir für zwei solcher Konzerte Karten, bleibt nicht mehr viel vom Gehalt. Ich muss ja auch noch meine Miete bezahlen und etwas Essen. Ich weiß nicht, wie klug diese Entwicklung ist. Jeder Musiker und jede Musikerin soll für die Arbeit bezahlt werden, das finde ich völlig richtig. Aber man muss sich überlegen, ob man für die Musik auf Tour geht oder die Kohle.
Tourinfo und Kartenpreise
Rea Garvey - „Halo“-Arena-Tour: 24. April, 20 Uhr, Lanxess Arena, Willy-Brandt-Platz, Köln. Karten ab ca. 43 €.