Trend zum Weniger findet immer mehr Anhänger. Dabei geht es nicht allein um einen übersichtlichen Kleiderschrank.

Fast jeder kennt das. Neues Jahr – neue Vorsätze – und die Klassiker: Mit dem Rauchen aufhören, Zuckerkonsum reduzieren, weniger Alkohol trinken, abnehmen, sich gesünder ernähren, mehr Sport treiben. Das neue Jahr soll Glück und positive Veränderungen mit sich bringen. Und was ist mit einer Veränderung in den eigenen vier Wänden? Dort, wo wir leben und viel Zeit verbringen. Ist weniger mehr? Sollen wir mehr Minimalismus wagen?

Was ist Minimalismus,und wie funktioniert er?

Minimalismus ist ein Lebensstil, der sich für die bewusste Einfachheit und den bewussten Konsum einsetzt. Qualität geht vor Quantität, das innere Glück und die Zufriedenheit vor dem Besitz von Gegenständen. Im Minimalismus kommt man mit weniger aus, nutzt dafür aber sinnvoller und bewusster das, was man hat. Alles, was man besitzt, sollte einen Zweck bekommen, eine wichtige Funktion haben und wirklich glücklich machen. Weniger von physischen Dingen sollte das geistige Wohlbefinden abhängen: Mehr Zeit für das Wesentliche, für das, was wirklich wichtig und wertvoll im Leben ist.

Auch interessant

Die Trennung von dem Unnötigen schafft Freiraum. Das führt zu mehr Konzentration, weniger Stress und mehr Kreativität. Man lebt aufgeräumter, sauberer, übersichtlicher. Das Übermaß an Besitz wird durch mehr Ordnung, mehr Freiheit und dem Gefühl, das eigene Leben leichter und flexibler zu gestalten, ersetzt. Das, was bisher blockiert hat, genervt hat, die Energie ausgesaugt hat, wird entsorgt. An diese Stelle rückt mehr Zeit für sich selbst und für andere, mehr Verbundenheit und Zugehörigkeit – also alles das, was der eigentliche Kern des glücklichen Lebens ist.

Auch interessant

Je mehr Platz man hat, desto mehr Sachen hat man, und je mehr Sachen man hat, desto mehr Platz braucht man. Macht das wirklich glücklich? Im Leben konzentriert man sich auf Leistung und Erfolg und darauf, viele Dinge zu haben. Sie sollen u.a. das gestresste Leben und die harte Arbeit kompensieren.

Auch interessant

Die berühmten Senftöpfchen in der Düsseldorfer Fabrik.
Von Rolf Kiesendahl und Sylvia Lukassen

Neue Klamotten, Schuhe, Deko, Küchengeräte oder ein neues Handy sollten gute Laune machen und Glück verbreiten. Es gibt aber einen Haken: Man gewöhnt sich an die Sachen, empfindet sie als normal, einige benutzt man gar nicht, oder mit der Zeit vergisst man, dass man sie überhaupt besitzt. Mit der Zeit stellt man dann oft fest, dass man doch nicht so glücklich ist. Stattdessen sind es hunderte, tausende Sachen, die man um sich hat, die meisten aber nicht wirklich braucht.

Auch interessant

Wie fängt man mit Minimalismus an?

In erster Linie sollte man sich bewusst dazu entscheiden, dass man minimalistisch leben will, und auch überlegen, was das persönliche Ziel des künftigen Lebensstils ist. Ist es mehr Zeit für sich selbst, für eigene Interessen und Bedürfnisse, für Familie und Freunde? Oder ist es die Stressreduzierung, die Befreiung und Erleichterung durch mehr Raum und damit die Basis für Zufriedenheit? Oder ist es der „Freiraum“ und damit die Vorlage für ein anderes Vorhaben? Vielleicht sind das mehr Ersparnisse für Reisen, Hobbys oder Bildung oder auch alles davon? Bei der Entscheidung über den Minimalismus geht es um die Frage: „Wofür mache ich das?“

Auch interessant

Der fortgeschrittene Weg

Ist die Entscheidung getroffen, kann es losgehen. Der einfachste Weg, mit Minimalismus anzufangen, ist, einen Monat lang jeden Tag eine Sache zu entsorgen. Es sollten dann im Monat mindestens 30 Sachen sein, die man losgeworden ist. Das können anfangs alte Kabel, Verpackungen, Spielzeug, Unterlagen und andere Sachen ohne unmittelbaren Zweck sein. Bei jeder Sache sollte man sich fragen: „Brauche ich das wirklich zum Leben, macht mich diese Sache glücklich, hat sie einen bestimmten Wert für mich?“Es ist übrigens gut möglich, dass beim Entsorgen der Sachen anstatt 30 im Monat deutlich mehr daraus werden.

Ein anderer Weg ist, alles aus dem Schrank rauszunehmen, auszusortieren und das „unnötige“ loszuwerden und sich so durch die ganze Wohnung durchzuarbeiten. Der fortgeschrittene Weg ist, alles in Kartons zu packen, als ob man umziehen würde. In den folgenden drei bis vier Wochen nur das auspacken, was wirklich gebraucht wird. Von der Zahnbürste und dem Bettbezug bis hin zur Kleidung und Küchenutensilien. Also alles das, was wirklich einen Zweck hat. Es ist sehr wahrscheinlich, dass 60 bis 80 Prozent der Sachen in den Kartons bleiben. Diese Zahl kann noch mit Blick auf die Jahreszeiten variieren, dennoch wird sich sehr viel als unnötig herausstellen. Im minimalistischen Lebensstil wird auch bewusster eingekauft: sinnvoll, ziel- und zweckführend, nachhaltig.

Dies ist ein Artikel der Digitalen Sonntagszeitung. Die Digitale Sonntagszeitung ist für alle Zeitungsabonnenten kostenfrei. Hier können Sie sich freischalten lassen. Sie sind noch kein Abonnent? Hier geht es zu unseren Angeboten.