Weeze. Die Doppelbühne war das kluge Herzstück des San Hejmo Festivals in Weeze am Flughafen. Was darauf und davor und drumherum in 2023 geschah.
Das zweite San Hejmo Festival in Weeze am Flughafen mit insgesamt 50.000 Besucher:innen war ein voller Erfolg: friedlich, entspannt, voller Stars und optischer Highlights. Und schon steht der Termin für das dritte San Hejmo fest: Das „Heilige Zuhause“ wird am 16. und 17. August 2024 nach Weeze an den Airport zurückkehren. Treue Fans können schon ab sofort eine limitierte Anzahl an Wochenend-Tickets inklusive Camping zum Sonderpreis von 169 Euro für 2024 kaufen, das sind rund 60 Euro weniger als im Vorjahr in der ersten Verkaufsphase.
Jeder Star lieferte ein ganzes Konzert
Jeder Star für sich lieferte dieses Jahr ein ganzes Konzert mit vollem Einsatz. Die großartige Bühnenidee war das kluge Herzstück des Festivals 2023. Zwei Mainstages nebeneinander, miteinander verbunden. Während auf der einen die Stars auftraten, wurde auf der anderen parallel das Bandequipment der nachfolgenden aufgebaut – keine Wartezeiten.
Genug Zeit für aufwändige Umbauten
Und trotzdem Zeit genug für aufwändige Umbauten und dann theatralisch fallender Vorhang. Bam! Glanzlichter Schlag auf Schlag. Beim San Hejmo ist nicht nur die Street-Art-Kunsthandgemacht, sondern auch ein Großteil der Musik. Hervorragende Livemusiker begleiteten die Sänger – übrigens überwiegend Männer.
Aufmerksames Filmteam holte die Headliner live auf gigantische Videowände
Links und rechts der Doppelbühne holte ein routiniert aufmerksames Filmteam die Headliner live auf gigantische Videowände. Und auf dem Screen im Hintergrund liefen vorbereitete Videos ab. Das nutzte zum Beispiel Rapper Marteria, um Zeilen aus seinen Songs („Astronaut“) zu illustrieren. Sein Alter Ego Marsimoto brach aus ihm heraus. Marteria ist bei San Hejmo ein Mann der ersten Stunde schon 2022 gewesen. Seine Liebe zeigte er doppelt: Er dichtete einen Song um („… weil San Hejmo einfach geil ist“) und brachte sogar eine Weltpremiere zur Aufführung.
Auch Cro brachte Songs aus seinem bisher unveröffentlichten Spacejam-Album mit und lieferte gern Klassiker wie „Badchick“. Bejubelt wurden die beiden Mädchen aus dem Publikum, die er auf die Bühne holte, weil sie Handstand machen konnten – so wie er. Und dann schwebte er an Seilen über den Bühnenbrettern.
Die Masse ging mit „Durch den Monsun“
Auf Effekt setze auch Tokio Hotel und überzeugte besonders mit jenen Songs, die viele aus Teenagerjahren kannten. „Durch den Monsun“ brüllte die Masse aus tiefstem Herzen mit. Bill Kaulitz zog sich mehrfach glitzernd um – und nach seinem knallgrünen Schlaghosen-Finale switchte die Show rüber zur anderen Bühne, wo Wanda in braunem Zwirn und Unterhemd auch sängerisch den ruhigen Kontrapunkt setzte.
Sido: „Seit neuestem haltet ihr gar nicht mehr die Handys hoch“
Apache 207 holte nachts ein riesiges Publikum vor die Mainstage. Als dort zwei Fans zusammenklappten, unterbrach er seine pyrotechnik-reiche Show, bis der Fans aus der Menge getragen war.
Sido lobte die Menge: „Seit neuestem haltet ihr gar nicht mehr die Handys hoch, sondern guckt die Show mit euren Augen“ – und prompt lieferte er seinen Hit „Fotoalbum“.
Textsicheres Publikum
San Hejmo heißt nicht nur Zuhause, es hat auch diese besondere Nähe. Vielleicht, weil die deutschsprachigen Protagonisten ein absolut textsicheres deutschsprachiges Publikum auch emotional berührten. Bei Balladen und Hits an der Mainstage – und auch und gerade vor der Party-Stage war Mitsingen ein Muss – A cappella und mit Beat. Einen Hangar voll singender Fans sammelten die Atzen.
In der WG tanzen, bis die Bude wackelt
An der Electronic Stage ging es mehr um das Sich-gehen-Lassen beim Tanzen. Bei den beiden kleinen WG-Bühnen war die Lage einen andere: eng, eng, eng, tanzen, bis die Bude wackelt und zwar im tatsächlichen Sinne.
Die WG machte Party im (Container-)Wohnzimmer. Draußen wurde der „Kühlschrank“ schnell zum Magneten: „Wir treffen uns nachher am Kiosk“ wurde zum Begriff. Und im Grünen hatten Newcomer auf der bescheidenen Talent-Stage eine etwas abgelegene Chance, bekannt zu werden.
„Nimm du dir den bunten Stuhl, ich such mir noch irgendwo ein Schaf“
Im Grünen, im Wäldchen, auf Böschungen an den asphaltierten Wegen gab es beim San Hejmo Festival am Flughafen Weeze überall Möglichkeiten zu chillen – Sitz- und Liege-Bänke, Sitzkissen, Hängematten, originelle Holzkonstruktionen. Wer keine Action wollte, etwa beim Bungee-Jumping, konnte ihr gemütlich entgehen und Leckeres aus den Foodtrucks probieren.
Lampen aus kunterbunter Wolle
„Nimm du dir den bunten Stuhl, ich such mir noch irgendwo ein Schaf“ -- so klang es im Wald. Dort haben schon wieder die Senioren der Strickgruppe Dorf-Masche aus Neukirchen-Vluyn Stühle, ellenlange Tische und Lampen in kunterbunte Wolle eingestrickt (übrigens über QR-Code auf Instagram bei den Hobbydamen auch zu bestellen). Das waren beliebte Sitzgelegenheiten, die ein echtes Zuhause-Gefühl vermitteln - und rar, sobald die großen Namen zur Mainstage kamen. Die Guss-Schafe der Blauschäferei Reetz dazwischen erwiesen sich als erstaunlich tragfähig.
„Die Leute bleiben stehen und lassen sich Zeit zum Gucken“
Nicht nur sie waren ein beliebtes Fotoobjekt der Festivalbesucher, sondern auch die Urban Art Galerie mit riesigem Murals und Leinwänden an den Türmen. „Ich bin stolz, solche Künstler hier zu haben. Die Leute bleiben stehen und lassen sich Zeit zum Gucken“, freute sich Stefan Dicks, der die Open-Air-Galerie zusammengestellt hatte.