Düsseldorf. Blumen bei Anton Hofreiter und dazu Pete Dohertys Punk-Collagen: NRW-Forum zeigt Arbeiten von Schauspielern, Sportlern, Politikern und Musikern.

Das Leben ist nicht fair. Da mochte die Kuratorin der Ausstellung „Reformulierung“ noch so couragiert von der Schau berichten, die zeitgleich zum Mega-Rummel der Stars und Sternchen im Obergeschoss des Düsseldorfer NRW-Forums eröffnet wird – aber das Interesse galt eindeutig ihm: Rockmusiker Pete Doherty am Rande der Pressekonferenz in einem gemütlichen Sessel sitzend, Schuhe aus, die Füße in knallroten Strümpfen auf einem weichen Kissen platziert.

Pete Doherty und sein Hund Gladys

Wobei man doch zweimal hinsehen musste, um den berühmten Briten zu erkennen. Nach Punkrock, Revolte und Drogenexzessen sieht der grauhaarige Herr mit dem Schnauzbart im Tweedanzug nicht mehr aus: Einstecktuch, Blume am Revers, ihm zu Füßen ein imposanter Bullmastiff-Mischling namens Gladys, eine muskelbepackte Seele von Hündin, die sich gleich auf den Weg durch die Reihen machte, wo sie auf mal mehr und mal weniger Begeisterung stieß.

Ein doppelter Hingucker also, der bei der gestrigen Präsentation der Ausstellung „Beyond Fame. Die Kunst der Stars“ für einigen Promi-Glamour sorgte. Aber wie der Titel schon sagt, geht es diesmal nicht um Doherty und sein Leben als Rockstar. Der Rundgang, den Hausherr und Kurator Alain Bieber selbstbewusst als „aufregendste Ausstellung des Jahres“ ankündigte, versammelt vielmehr 18 Prominente, die neben ihrer eigentlichen Karriere als Musiker, Schauspieler, Politiker oder Sportler als Künstler arbeiten.

Ex-Tennisprofi Michael Stich vor seinen Gemälden.
Ex-Tennisprofi Michael Stich vor seinen Gemälden. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Film- und Theaterfrau Meret Beckerund der Sänger Tim Bendzko sind darunter, Letzterer mit erstaunlich monochrom-schwarzen Werken – aber auch die Kollegen Carlito (Cro) und Samy Deluxe (mit Gemälden bzw. Graffiti). Die ehemalige Fußballspielerin Josephine Henning stellt sich als Malerin vor, der albanische Ministerpräsident Edi Rama präsentiert seine „Kalenderblätter“, die er mit blumigen Ornamenten versieht. Und auch Promi-Hochstaplerin Anna Delvey (alias Anna Sorokin) kann ausgiebig besichtigt werden: Sie malt eigentlich nur sich selbst.

Harald Glööckler und seine bunten Bilder

Einige wie Peter Doherty oder der Rockstar-Kollege Bryan Adams sind schon lange als (Foto-)Künstler aktiv, andere sind Neueinsteiger. Autodidakten fast alle. Und so bat Alain Bieber gleich eingangs um einen offenen, vorurteilsfreien Blick: Viele Kreative verfügten über viele Talente, oft seien die Lebenswege verschlungen und führten später zum Ziel. Erst die Zukunft werde zeigen, wer sich in der Welt der bildenden Kunst behaupten kann.

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Aufregend ist er allemal, der Rundgang, der das gesamte Untergeschoss des Museums am Ehrenhof füllt: Da ist der Pomp eines Harald Glööckler, dessen grellbunte Malerei in einem himmelschreiend verkitschten Saal präsentiert wird, neben Dohertys krassen Punkrock-Collagen zu sehen. Der Rockstar, der mit Blut und Kohle malt, zeigt auch Zeichnungen und Skulpturen, Erinnerungen an die Drogenzeit inklusive: eine Collage mit Spritze und Löffel, Utensilien für den Heroinkonsum.

Er habe seine Musikkarriere immer als streng organisiert empfunden, erinnert sich Doherty. Dagegen sei die Kunst ein freies, geradezu anarchistisches Feld.

Deutlich braver: Grünen-Politiker Anton Hofreiter. Bei ihm wundert man sich weniger über seine Blumenmotive als darüber, wie die naiven bunten Bildchen es in eine Museumsschau geschafft haben.

Michael Stich zwischen Tennis und Kunst

Unterdessen scharten sich die Kamerateams längst um einen weiteren Gast. Ex-Tennisstar Michael Stich gab aufgeräumt Auskunft. Er sammelt schon lange Kunst, hat sogar ein paar Semester Kunst studiert – seit er den Profisport an den Nagel gehängt hat, ist er selbst aktiv: Stich bringt abstrakte Gemälde auf die Leinwand, weit interessanter als vieles, was sonst zu sehen ist.

Für ihn ist der Unterschied zum alten Leben nicht allzu groß, wie er berichtet. Auf dem Tennisplatz und an der Leinwand könne er gleichermaßen kreativ sein, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen. „Ich mache das nicht, weil ich berühmt werden will, ich mache das für mich“, stellt Stich klar. Obwohl die Anerkennung ihn dann doch freue. „Beyond Fame“, jenseits des Ruhms, bleibt eben meistens noch ein bisschen Platz für mehr.

>>> Die Ausstellung in Düsseldorf <<<

„Beyond Fame. Die Kunst der Stars“ ist bis 21. Januar im NRW-Forum Düsseldorf, Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf, zu sehen: Di - So 11 bis 18 Uhr, Do bis 21 Uhr; Eintritt neun Euro (erm. sechs Euro).

Eine prominente Person ist unter dem Pseudonym Gedeon Schenkt Teil der Ausstellung. Wer herausfindet, wer es ist, kann ein Gemälde des Künstlers gewinnen.

Alle Infos: www.nrw-forum.de